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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Boles, Mrs. Pharram
    und Phoebe.«
    Vor nicht zu langer Zeit waren LaRaina Pharram und ich uns
    zwischen dem ersten und zweiten Stock in McKissic House
    begegnet, nur daß sie da bloß ein Handtuch angehabt hatte und
    ich nur Unterhosen und meine Linimentröte. Letztere war
    zurückgekommen und prickelte wie radioaktiver Schellack.
    Miss LaRaina wirkte ungeachtet des Schadens, den sie
    Curriden und Skinny zugefügt hatte, gänzlich aufgeräumt und

    amüsiert. Jedesmal, wenn ich aufsah, zuckte sie – spöttisch? –
    mit den Wimpern und lächelte halbwegs zwischen Grinsen und
    Schmollen.
    Wir haben ein Geheimnis, sagte ihr Schmollgrinsen.
    Na, bist du nicht froh, daß du meinem Onkel nichts davon
    erzählen kannst? »Tut mir leid, Onkel JayMac«, sagte LaRaina
    Pharram laut, »aber ich kann doch zu diesem hübschen
    Burschen nicht Mister Boles sagen.«
    Hübscher Bursche! Blanker Hohn. Ich wollte diese Frau nicht
    mögen – ihr Mann war in Übersee, diese Nacht hatte sie
    Liegestützen mit einem Baseballspieler gemacht, sie hatte
    meine Verlegenheit genossen, und nun machte sie mich zum
    Gespött – aber böse war ich ihr auch nicht.
    Mister JayMac meinte, sie könne mich Daniel nennen, wenn
    ihr das lieber sei, doch er würde bei Mr. Boles bleiben.
    »Mein Gott, bist du altmodisch«, meinte LaRaina.
    Phoebe war meine Nervosität nicht entgangen, und sie stufte
    mein Benehmen als patzig oder unreif ein. Ihre hübschen
    Lippen schienen sich um ein Zitronendrops zu sammeln.
    »Wie geht es Miss Giselle?« piepste sie plötzlich, dann
    lutschte sie wieder an dem imaginären Drops.
    »Gut«, sagte Mister JayMac. »Also dann. Was meint ihr
    Mädels – wohin sollen wir unseren Helden zum Siegesmahl
    entführen?«
    »Frag ihn, wo er gerne essen möchte«, sagte Phoebe.
    Mister JayMac sagte: »Aber er kennt sich doch nicht aus.«
    »Frag ihn, worauf er Lust hat«, sagte Phoebe.
    »Amerikanisch, italienisch, chinesisch.«
    Mister JayMac zog eine Braue hoch und sah mich an. Im
    Moment hatte ich den Appetit einer verschreckten Katze. Ich
    versuchte, mich auf Miss LaRainas Gegenwart einzustellen
    und die Hitze von neun dämmrig-schwitzigen Innings
    loszuwerden.

    »Live Oak am Oglethorpe«, schlug Miss LaRaina vor.
    Phoebe blickte mich an. »Da ist es schön.«
    »Im Oglethorpe logieren Linenmakers«, sagte Mister
    JayMac. »Die Teestube wimmelt von denen.«
    Miss LaRaina lächelte ihren Onkel an. »Ich weiß.«
    Mister JayMac ließ die Kaumuskeln spielen. »Ich bitte dich«, sagte er. »Anstandshalber und deiner Tochter zuliebe.«
    »Phoebe wird sich bestimmt keinen Linenmaker angeln. Sie
    kann Baseballspieler nicht ausstehen.«
    »Manche schon«, sagte Phoebe.
    Ich traute meinen Ohren nicht. Das verklemmte ›V‹ zwischen
    ihren Brauen und dem Mäulchen sagte nichts Zärtliches,
    jedenfalls in keiner mir bekannten Sprache.
    »Die Teestube am Oglethorpe ist abgehakt«, sagte Mister
    JayMac.
    »Und Corporal John’s drüben am Penticuff Strip?« sagte
    Miss LaRaina. »Das Publikum ist attraktiv.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Ein Scherz. Hat heute sowieso geschlossen. Highbridge
    klappt sonntags die Bürgersteige hoch.«
    Mister JayMac scheuchte uns auf den Parkplatz, wo Darius
    den Caddy so nah wie möglich ans Haupttor gefahren hatte,
    wo sich immer noch Fans herumtrieben. Es wurde dunkel, und
    auf dem Parkplatz standen noch rauchende und palavernde
    Gruppen. Aus einem offenen Wagenfenster drang Tanzmusik.
    Artie Shaw, Benny Goodman, Glenn Miller.
    Ehe wir in den Caddy steigen konnten, erreichten uns zwei
    Leute, ein schwerer Mann im Overall und eine schlampige
    Frau im geblümten Kleid. Beide schienen soviel Baumwolle
    wie Schmutz am Leib zu tragen.
    »Jordan McKissic?« sagte der Mann. »Hab ich recht?«
    »Ganz recht. Was kann ich für Sie tun?«
    »Zeig’s ihm, Sue Beth.«

    Die Frau – Sue Beth – hielt Mister JayMac ein Papier unter
    die Nase. Mister JayMac trat einen Schritt zurück.
    »Vom Kriegsministerium«, sagte der Mann. »Kam vor zwei
    Tagen. Unser Donnie.«
    »Er kommt nicht nach Hause«, sagte die Frau. »Sie haben ihn
    getötet, in Nordafrika.«
    »Das tut mir leid«, sagte Mister JayMac. »Eine schreckliche
    Sache.«
    »Sie sollten sich schämen«, sagte die Frau. »Sie haben ihn auf dem Gewissen. Sie haben ihn eingezogen, dabei hätte er gar nicht raus gemußt, er hätte an die Heimatfront gekonnt.
    Nicht diese Itaker haben unsren Donnie getötet. Sie waren es mit Ihrem giftigen Füller.«
    Mister

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