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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Anschreibeblock
    auf dem Sitz, lotste er uns durch eine Art Manöverkritik,
    drehte und wendete Spielfehler und animierte uns, die
    fragwürdigen Einsätze zu verteidigen oder zu entschuldigen,
    und bat jeden, unsere Klöpse zu analysieren. Wir diskutierten
    auch gegnerische Schlagmänner – wie wir sie ›aus‹ gemacht
    hatten oder künftig ›aus‹ machen wollten.
    »Besser spielen«, sagte Sloan immer. »Einfach besser
    spielen.«
    »Gentlemen, besser spielen lernen wir im Training«, sagte
    Mister JayMac. »Und indem wir darüber nachdenken, was wir
    vorhatten und warum es nicht funktioniert hat. Indem wir von
    allen Seiten beleuchten, was wir hätten tun können, damit es funktioniert.«
    »Zuviel Denken ist gefährlicher als ‘ne verschmähte Braut
    mit Colt«, meinte Charlie Snow. Snow war der geborene
    Baseballspieler, er konnte sich wie keiner auf seinen Instinkt verlassen. Er floß von einer Position in die andere und schlug mit der Grazie eines Otters, der vom Fels gleitet.
    »Vorher denken«, sagte Mister JayMac. »Nicht beim Spielen.
    Die meisten in den Minor-Leagues kommen nicht hoch, weil
    ihnen die Vor- und Nacharbeit zu lästig ist, ohne die man aber nicht besser wird.«
    »Andere Vereine machen das auch nicht«, sagte Fanning.
    »Die spannen ab im Bus und haben ihren Spaß.«
    »Die schlechten, ja«, sagte Mister JayMac. »Wollen wir etwa
    die Boll Weevils kopieren?«
    Darius sagte: »Die Kansas City Monarchs machen
    das. Auch die Birmingham Barons.« Beide waren farbige
    Vereine.

    »Ah ja«, sagte Sloan. »Und seht nur, wie weit die es gebracht haben. Sie bilden die Speerspitze des Baseballs schlechthin.«
    Egal, Mister JayMac führte uns über eine Stunde lang die
    Hand beim Obduzieren der drei Spiele. Er bat Fadeaway zu
    erklären, wieso er am Sonntag gegen Spielende nachgelassen
    hatte. Er riet Evans, sich von Snow beibringen zu lassen, wie
    man einen Ball abtropfen läßt.
    »Ich weiß, wie man das macht. Ich hab’s nur nicht geschafft am Sonntag.«
    »Dann wissen Sie eben nicht, wie man das macht. Sie
    simulieren das Abtropfen und lenken den Ball in die
    Zuschauerränge, mehr nicht.«
    »Abkassieren!« rief Hoey, der zwei, drei Plätze hinter Jumbo
    und mir saß. »Bußgeld für den armen Teufel!«
    Der Bomber rollte an verdorrten Viehweiden und
    Erdnußfeldern vorbei, er klapperte wie ein Zigeunerwagen.
    Die meisten von uns hatten die Fenster hochgeschoben, und
    der Fahrtwind trug noch einen Rest der Morgenfrische herein.
    Lon Musselwhite kam den Gang heraufgetorkelt. »Vernehmt
    die Kunde! Es tagt das Rollkommando des CVL-Gerichtshofs,
    Abteilung Highbridge-Hellbender, unter Vorsitz von Euer
    Ehren Lionel K. Musselwhite!«
    »Lionel?« sagte Skinny. »Er heißt Lionel?«
    »Baseball-Latein von Muscles«, sagte Hoey.
    Kaum jemand, der nicht klatschte oder trampelte. Muscles
    hob die Hand. Darius drehte den Kopf und brüllte: »Aufhören!
    Ihr trampelt mir noch den Boden aus dem Kahn!« Das half bis
    zu einem gewissen Grad. Hinzu kamen die dämpfenden Gesten
    von Mister JayMac.
    Doch der Lärm wollte kein Ende nehmen, und der Bomber
    schien wirklich kurz davor, aus den Fugen zu gehen und uns
    bei voller Fahrt auf die Straße zu setzen. Aus der Weide, die
    vorbeiflog, starrten uns die Mondgesichter von Kühen an.

    Muscles sagte: »Wachtmeister Clerval, aufgestanden!«
    Jumbo erhob sich von seinem Platz, den Kopf in
    Schildkrötenhaltung, weil die Decke zu niedrig war.
    »Ordnungshüter Clerval, entfernen Sie aus dieser Truppe
    jeden, der die Waagschalen der Justiz aus dem Lot bringt«,
    sagte Muscles. »Werfen Sie die Leute aus dem Fenster.«
    »Jawoll, Sir.« Jumbo lächelte nicht. Sogar in dieser
    unbeholfenen, gebückten Stellung ragte er wie ein Grizzly
    empor. Das Ganze war halb Scherz, halb Ernst. Als Ruhe
    einkehrte, setzte er sich wieder hin.
    Muscles sagte: »Mr. Evans, eine Abordnung durchaus
    rechtschaffener und möglicherweise sogar kompetenter
    Staatsbürger erhebt Anklage gegen Sie wegen…«
    »Kriecher!« rief Hoey.
    Muscles ignorierte ihn. »… erwiesener Inkompetenz in der
    Technik des Abtropfenlassens. Was haben Sie zu Ihrer
    Verteidigung vorzubringen?«
    »Er braucht einen Pflichtverteidiger«, sagte Quip Parris.
    »Turkey Sloan«, sagte Evans. »Ich will Turkey.«
    »Nyland Sloan, das Gericht bestellt Sie hiermit zum
    Verteidiger des inkompetenten Angeklagten«, sagte Muscles.
    »Mr. Dunnagin, Sie vertreten die Anklage.«
    Sloan tauschte den Platz mit Fanning, damit

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