Brüchige Siege
Moment.
»Glauben Sie allen Ernstes, ein stummer Floh wie Mr. Boles
könnte mich hinters Licht führen, Mr. Sosebee?« sagte Mr.
JayMac.
»Sir, ich glaube einfach nicht, daß Mr. Boles stumm ist. Ich
glaube, er will nicht sprechen.«
»Klage abgewiesen«, sagte Muscles. »Mr. Sosebees Anklage
basiert auf Mißgunst und Vorurteilen. Folglich…«
»Nein, nein«, sagte Mister JayMac. »Ich denke doch, Mr.
Sosebee kann demonstrieren, wie die Messieurs Clerval und Boles mich hinters Licht führen.«
»Na ja, vielleicht Dumbo nicht«, sagte Sosebee. »Er hängt
bloß an Jumbos Rockschößen.«
»Sie ziehen also Ihre Anklage bezüglich Mr. Boles zurück?«
sagte Muscles.
»Doch, ja. Ich denke, der eigentliche Drahtzieher ist unser
Goliath.«
»Und Sie sehen sich als David, richtig?« sagte Mister
JayMac.
»Nein, Sir. Oder vielleicht doch«, sagte Sosebee. »Jemand
muß ihm ja mal den Kopf waschen.«
»Kopf waschen? Weshalb?« sagte Mister JayMac. »Weil er
mehr Home Runs und Base Hits hat als jeder andere
Hellbender? Und weil er der Beste am First ist?«
»Weil er das ausnutzt und die Stimmung versaut«, sagte
Sosebee.
»Du mußt von dir reden, Jerry Wayne«, sagte Lamar
Knowles. Wau. Knowles machte nie jemanden zur Schnecke.
Wenn man was vermurkste, kam er gleich rüber und redete die
Sache klein.
Jumbo stand auf. »Ich stelle mich der Anklage.«
Sosebees Kiemengegend wurde aschgrau, aber er hielt
Jumbos Blick über fünf Sitzlehnen hinweg stand. Er blieb
stehen.
»Mr. Sosebee spricht sicher auch für andere«, sagte Jumbo.
»Wer ist der Meinung, daß Mr. JayMacs Wohlwollen mir
gegenüber das Team demoralisiert und die Leistungen
einzelner Spieler beeinträchtigt?«
Niemand meldete sich.
»Eine faire Frage«, sagte Mister JayMac. »Spielt irgend
jemand schlampiger, weil Jumbo unterwegs im Gasthaus
schläft?«
»Mich ärgert die Sonderbehandlung«, erklärte Trapdoor
Evans. »Aber deshalb spiele ich noch lange nicht schlechter.«
»Kein Wunder, so schlecht wie du am Wochenende gespielt
hast«, versetzte Buck Hoey.
»Ein ehrliches Eingeständnis«, sagte Mister JayMac.
»Respekt.«
Diese Bemerkung – Lob statt Zusammenschiß – löste einigen
die Zunge. Sloan, Sudikoff und Fanning machten ihrem Ärger
Luft – sie waren zwar keine Rebellen, gehörten aber zu denen,
die immer nach jemandem Ausschau halten, den sie ans Kreuz
schlagen können.
Jumbo sagte: »Im vergangenen Jahr habe ich allein gewohnt,
in Highbridge und bei Auswärtsspielen. Ich bin von Natur aus
ein Einzelgänger, und Mr. JayMac hat Verständnis, daß ich die
erzwungene Kameradschaft unseres Sports wie jedes anderen
gemeinschaftlichen Unternehmens nur so lange ertragen kann,
wie unbedingt erforderlich. Ich habe dieses Privileg nicht
gefordert. Ich habe bescheiden darum gebeten und bin sehr
dankbar, daß es mir gewährt wurde.«
»Das stimmt«, sagte Mister JayMac.
Sosebee blieb stehen, sein Elan war durch Jumbos
Entgegnung merklich erschüttert. Sein Gesicht war aschgrau.
Die Schweißflecken unter den Achseln uferten aus.
»Ich wäre durchaus einverstanden mit der Unterbringung, die
Mr. JayMac für uns arrangiert«, sagte Jumbo, »nur daß kleine
Kinder und viele weibliche Erwachsene sich vor mir fürchten
würden. Ich bringe sogar Männer aus der Fassung. Ich wollte
die Gastfreundschaft dieser Familien nicht auf die Probe
stellen. Ich wollte sie nicht mit meiner Gegenwart belasten.«
»Auch das ist richtig«, sagte Mister JayMac.
»Ich möchte hinzufügen, daß sich im vergangenen Jahr ein
Gastwirt in Eufala geweigert hat, mich aufzunehmen, weil er
sich… weil er an meiner äußeren Erscheinung Anstoß nahm.
Ich habe kein Aufhebens gemacht und mir ein anderes Zimmer
gesucht.«
»Und wieso duldest du neuerdings einen Zimmergenossen?«
fragte Jerry Wayne Sosebee.
»Es war höchste Zeit«, sagte Jumbo.
»Und Dumbo ist so sehr ein Niemand, daß es sich für Jumbo
gleichbleibt, ob er ihn bei sich hat oder nicht«, sagte Hoey.
»Ich kann Mr. Sosebee versichern, daß Daniel stumm ist«,
sagte Jumbo, »aber ich weise entschieden zurück, daß er
deswegen ein Niemand ist.«
»Übersetzung!« rief Hoey. »Ich bitte um Übersetzung!«
Jumbo legte eine große, klobige Hand an die Brust. »Mr.
Sosebee, wenn Sie immer noch meinen, ich sollte auf die
Privilegien, die ich genieße, verzichten, dann lassen Sie uns
einen Pakt schließen.«
»Was für einen Pakt?« sagte
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