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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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in Motels noch in Hotels ab
    – mit Ausnahme von Hank Clerval natürlich. Jumbo wollte im
    Gasthaus logieren, und er bekam seinen Willen, weil – na ja, er konnte eben spielen. Auch wenn Mister JayMac sich
    einschüchtern ließ, so hatte er nach wie vor nichts übrig für
    Jumbos Extratouren, denn es war schlichtweg billiger, die
    Spieler bei Privatleuten unterzubringen als Hotelrechnungen zu begleichen. Ich profitierte von Jumbos Privileg, weil ich ihm
    zugeteilt war. Denke ich mal. Vielleicht verpaßte ich auch nur die Chance, nette Menschen kennenzulernen. Ob in
    Highbridge, Quitman oder Marble Springs, wo wir uns eine
    heruntergekommene Kammer in einem Motel am Seminole
    Parks teilten, ich kam mir nicht selten wie ein Kakerlak vor,

    wie Ungeziefer am Boden. Jumbo schien sich an solchen Orten
    wohler zu fühlen als ich.
    Von meinem ersten Monatsscheck (kein Wort zu niemandem,
    daß und von wem ich im Zug ausgeraubt worden war) hatte ich
    mir ein gebrauchtes Radio gekauft – aber Jumbo wollte nicht,
    daß ich es laufen ließ. Auch dann nicht, wenn ich bloß die
    Kriegsmeldungen verfolgen wollte. Er liebte eben Bücher und
    keine Radioprogramme. Er hielt Krieg und auch die
    Nachrichten darüber für ›unzivilisiert‹. Als ich das Gerät im
    Motel anstellte, kam er um die Grasmatte herumgetrampelt
    und schaltete ab, die narbigen Inseln an seinen Mundwinkeln
    glühten wie Kohlen.
    »Nationale Feindseligkeiten sind mir zuwider. Sie beuten die
    winzigen Unsicherheiten der Menschen nicht nur aus, sie
    vergrößern und vermehren sie noch.«
    Da war Baseball ganz anders, dachte ich.
    Aber, he, was für Worte! Jumbo gehörte in die Politik. Er
    sollte sich als Hundefänger bewerben. Falls er öffentliche
    Auftritte mied und eine Rundfunkkampagne führte, hatte er
    eine reelle Chance.
    Ich hockte auf meinem Feldbett. Ich war erschrocken, ich war
    wütend. Hätte er mich nicht bitten können, das Radio leiser zu stellen? Aber er muß mir angesehen haben, wie mies er mich
    behandelt hatte.
    »Daniel, ich bin ein Pazifist. Selbst wenn ich nicht zu groß
    gewesen wäre für die Armee, hätte mein Gewissen von mir
    verlangt, mich der Einberufung zu widersetzen.
    Offengestanden, ich wäre davongelaufen.«
    Diese Worte brachten kein Licht in meine düstere Stimmung.
    Auf der ersten Versammlung im Clubraum, die ich mitgemacht
    hatte, da hatte er schlechte Baseballspieler noch als Verräter gebrandmarkt. Und jetzt gab er so ein feiges Zeug von sich.

    »Meine einzige Staatsbürgerschaft, wenn ich denn eine
    besitze, ist die schweizerische. In Krieg und Frieden bleibt die Schweiz neutral.« Jumbo polterte zu seinem Bett zurück.
    Draußen zirpten unzählige Zikaden.

    Lange Fahrten mit dem Bomber machten schneller müde als
    ein Wettbewerb im Felsbrockenwälzen. Die ›zulässige‹
    Höchstgeschwindigkeit lag bei fünfunddreißig Meilen die
    Stunde. Das machte einen Trip nach Cottonton, unsere weiteste
    Tour, zu einem fünfstündigen Rütteltest. Mister JayMac
    versuchte, Fahrten am Spieltag zu vermeiden, doch wenn wir
    zwei Serien auf derselben Route hatten, war das schlecht
    möglich. In der Regel waren aber die Pläneschmiede der CVL
    darauf bedacht, daß bei aufeinanderfolgenden Auswärtsserien
    die gegnerischen Teams nur zwei bis drei Stunden
    auseinanderlagen. Auf meiner ersten Tour verloren wir
    Freitagabend gegen Quitman und fuhren am nächsten Morgen
    um neun los, um gegen Mittag in Marble Springs zu sein, zwei
    Stunden vor dem Doppelspiel gegen die Seminoles. Die Fahrt
    hatte uns so ausgelaugt, daß ich mich nicht gewundert hätte,
    wenn wir beide Spiele in den Teich gesetzt hätten.
    Wenn man ausgeruht einstieg und Wolken am Himmel
    waren, konnte die Busfahrt ein Heuler sein. Sosebee spielte
    Gitarre, Fanning Mundharmonika und beinah jeder konnte auf
    Kleenex-und-Kamm tröten oder auf der Rücklehne trommeln.
    Dunnagin und ein paar andere sangen. Darius gab lustige
    Minnegeschichten zum Besten, über sich, über seinesgleichen
    oder ehemalige Hellbenders; Geschichten, die locker, leicht
    auf die Sehnsüchte des Helden eingingen, um dann alle Pannen
    und Nackenschläge zu verraten. Wir bogen uns vor Lachen,
    während Darius keine Miene verzog. Wenn er sang, klang er
    allerdings wie ein heiserer Frosch, und das einzige

    Musikinstrument, auf das er sich verstand, war der
    Schaltknüppel des Braunen Bombers.
    Auf der Rückfahrt nach Highbridge hielt Mister JayMac
    jedesmal Rückschau. Den aufgeschlagenen

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