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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Sosebee.
    »Ich ziehe in den ersten Stock von McKissic House, wenn Sie mich als Zimmergenossen nehmen.«
    Sosebee sah von Jumbo zu Mister JayMac. Niemand kam
    ihm zur Hilfe. »Schon gut«, sagte er. »Schwamm drüber.« Er
    ließ sich in den Sitz sinken. Entweder er oder der Sitz seufzte wie ein Blasebalg.
    »Mr. Sosebee«, sagte Muscels, »das Gericht belegt Sie mit
    einem Bußgeld von 25 Cent, weil Sie ein unnützes Verfahren
    angestrengt haben. Der Fall ist abgeschlossen! Das Gericht
    vertagt sich!«
    So schloß an jenem Morgen die Sitzung des Rollkommandos
    des CVL-Gerichtshofs, Abteilung Highbridge-Hellbender,
    unter Vorsitz von Euer Ehren Lionel K. Musselwhite.
    Vierzig Minuten später erreichten wir die Ausläufer von
    Highbridge, würgten an dem süßlichen Gestank der Gobber-
    Pride-Erdnußbutterfabrik und winkten einer Schar junger
    Farbiger, die uns wie verrückt zuwinkten. Ihre Helden kehrten
    heim.

    19

    BIS MITTE JUNI HATTE ICH IN SIEBEN richtigen Spielen gespielt
    – aktiv, versteht sich. Hoey war, wenn überhaupt, als
    Austauschschlagmann zum Zug gekommen oder als
    Austauschspieler in späten Innings. Auf meiner ersten Tour
    hatte ich zwei schlechte Spiele hintereinander, die Niederlage von Freitagabend gegen Quitman und die am
    Samstagnachmittag in der Eröffnung des Doppels gegen
    Marble Springs. In dieser Niederlage gegen die Seminoles
    hatte Mister JayMac mich im siebten Inning gegen Hoey
    ausgetauscht, doch ich hätte schwören können, daß Hoey sich
    den Job nicht zurückeroberte. Und ich behielt recht. Ich spielte jedes Inning der nächsten zwei Spiele – starke Siege waren das
    – und machte mehr Hits als jeder andere Hellbender mit
    Ausnahme von Charlie Snow, der in eine Einbahnstraße
    geschlittert war, so daß sein Schlagholz die Hits mit dem
    geölten Flitzeputzrattapock eines Maschinengewehrs feuerte.
    Hoey konnte sich zwar nicht anfreunden mit meinem Erfolg,
    hörte aber auf, mich zu schikanieren. Er mußte. Meine Statistik war radioaktiv. Nicht, daß sie so die ganze Saison über
    geblieben wär – das schaffte keiner – doch sie setzte die
    Skeptiker unter meinen Kameraden darüber in Kenntnis, daß
    ich spielen konnte. Aufs Ganze gesehen würden selbst die
    Ersatzleute davon profitieren, und die Unzufriedenen und
    diejenigen, die mich nicht leiden konnten.
    Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls.
    Schwer zu sagen, wie sich Hoeys Verhältnis zu mir
    entwickelte – das lag an seinen persönlichen Umständen. Er
    hatte eine Frau, eine Familie, ein Haus für sich. Beim Training gab er mir Tips – wie man sich auf bestimmte Schlagleute
    einstellte; wie man den Ball aus der Unterhand zu Junior
    schnellte, um dessen Drehmoment beim Double Play zu
    unterstützen; wie man den Abtropfer steuerte, um selber das
    First zu erreichen anstatt sich bloß zu opfern. Er machte das
    nicht wie jemand, der aus freien Stücken seine Erfahrungen
    weitergibt – eher wie jemand, der noch sechs Monate zu leben
    hat und Bilanz zieht. Ob er zu Hause über mich herzog? Seine
    Kinder benahmen sich anders als er. Sie schielten nicht nach
    mir, als wär ich ein abgerissener Tippelbruder oder eine Art
    Stinkoder Gürteltier.
    Zurück von meiner ersten Tour setzte ich mich hin, um Ma
    einen Brief zu schreiben und ihr ein bißchen Geld zu schicken.
    (Jumbo las.) Ich hätte ihr schon eher schreiben sollen, doch
    wie sollte ich ihr beibringen, daß mich ein Soldat vergewaltigt hatte und ich wieder verstummt war? Ferngespräche waren
    nicht gern gesehen (Uncle Sam wollte, daß man die Leitungen
    offenhielt für Angehörige der Streitkräfte und für Notfälle),
    und ihr zu schildern, was für ein Monster von Pazifist mein
    Zimmerkamerad war, hatte ich auch keine Lust.
    Mein erster Brief nach Hause:

    Liebe Mama,
    tut mir leid, daß ich erst jetzt schreibe, aber mir geht es gut. Du weißt das bestimmt schon. Wenn mein Zug verunglückt war
    oder mich jemand beim Träning versehentlich umgebracht
    hätte, dann hättest du längst ein Telegram gekriegt, in dem
    steht, daß ich tot bin. Ich weiß, daß du keins gekriegt hast. Die Leute hier sind einigermaßen nett. Mein Zimmerkamerad ist
    eine Leseratte. Ich schlage über 500 und trete fast in jedem
    Spiel an. Was macht die Arbeit? Kauf dir was von dem Geld.
    Wenn ich wieder schreibe, schicke ich mehr.
    Dein Danny

    Ich hatte schon drei Briefe von Mama bekommen, der eine war
    an dem Tag abgestempelt, an dem ich Tenkiller verlassen
    hatte. Er kam an dem Tag an, als wir

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