Brüchige Siege
Sosebee.
»Ich ziehe in den ersten Stock von McKissic House, wenn Sie mich als Zimmergenossen nehmen.«
Sosebee sah von Jumbo zu Mister JayMac. Niemand kam
ihm zur Hilfe. »Schon gut«, sagte er. »Schwamm drüber.« Er
ließ sich in den Sitz sinken. Entweder er oder der Sitz seufzte wie ein Blasebalg.
»Mr. Sosebee«, sagte Muscels, »das Gericht belegt Sie mit
einem Bußgeld von 25 Cent, weil Sie ein unnützes Verfahren
angestrengt haben. Der Fall ist abgeschlossen! Das Gericht
vertagt sich!«
So schloß an jenem Morgen die Sitzung des Rollkommandos
des CVL-Gerichtshofs, Abteilung Highbridge-Hellbender,
unter Vorsitz von Euer Ehren Lionel K. Musselwhite.
Vierzig Minuten später erreichten wir die Ausläufer von
Highbridge, würgten an dem süßlichen Gestank der Gobber-
Pride-Erdnußbutterfabrik und winkten einer Schar junger
Farbiger, die uns wie verrückt zuwinkten. Ihre Helden kehrten
heim.
19
BIS MITTE JUNI HATTE ICH IN SIEBEN richtigen Spielen gespielt
– aktiv, versteht sich. Hoey war, wenn überhaupt, als
Austauschschlagmann zum Zug gekommen oder als
Austauschspieler in späten Innings. Auf meiner ersten Tour
hatte ich zwei schlechte Spiele hintereinander, die Niederlage von Freitagabend gegen Quitman und die am
Samstagnachmittag in der Eröffnung des Doppels gegen
Marble Springs. In dieser Niederlage gegen die Seminoles
hatte Mister JayMac mich im siebten Inning gegen Hoey
ausgetauscht, doch ich hätte schwören können, daß Hoey sich
den Job nicht zurückeroberte. Und ich behielt recht. Ich spielte jedes Inning der nächsten zwei Spiele – starke Siege waren das
– und machte mehr Hits als jeder andere Hellbender mit
Ausnahme von Charlie Snow, der in eine Einbahnstraße
geschlittert war, so daß sein Schlagholz die Hits mit dem
geölten Flitzeputzrattapock eines Maschinengewehrs feuerte.
Hoey konnte sich zwar nicht anfreunden mit meinem Erfolg,
hörte aber auf, mich zu schikanieren. Er mußte. Meine Statistik war radioaktiv. Nicht, daß sie so die ganze Saison über
geblieben wär – das schaffte keiner – doch sie setzte die
Skeptiker unter meinen Kameraden darüber in Kenntnis, daß
ich spielen konnte. Aufs Ganze gesehen würden selbst die
Ersatzleute davon profitieren, und die Unzufriedenen und
diejenigen, die mich nicht leiden konnten.
Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls.
Schwer zu sagen, wie sich Hoeys Verhältnis zu mir
entwickelte – das lag an seinen persönlichen Umständen. Er
hatte eine Frau, eine Familie, ein Haus für sich. Beim Training gab er mir Tips – wie man sich auf bestimmte Schlagleute
einstellte; wie man den Ball aus der Unterhand zu Junior
schnellte, um dessen Drehmoment beim Double Play zu
unterstützen; wie man den Abtropfer steuerte, um selber das
First zu erreichen anstatt sich bloß zu opfern. Er machte das
nicht wie jemand, der aus freien Stücken seine Erfahrungen
weitergibt – eher wie jemand, der noch sechs Monate zu leben
hat und Bilanz zieht. Ob er zu Hause über mich herzog? Seine
Kinder benahmen sich anders als er. Sie schielten nicht nach
mir, als wär ich ein abgerissener Tippelbruder oder eine Art
Stinkoder Gürteltier.
Zurück von meiner ersten Tour setzte ich mich hin, um Ma
einen Brief zu schreiben und ihr ein bißchen Geld zu schicken.
(Jumbo las.) Ich hätte ihr schon eher schreiben sollen, doch
wie sollte ich ihr beibringen, daß mich ein Soldat vergewaltigt hatte und ich wieder verstummt war? Ferngespräche waren
nicht gern gesehen (Uncle Sam wollte, daß man die Leitungen
offenhielt für Angehörige der Streitkräfte und für Notfälle),
und ihr zu schildern, was für ein Monster von Pazifist mein
Zimmerkamerad war, hatte ich auch keine Lust.
Mein erster Brief nach Hause:
Liebe Mama,
tut mir leid, daß ich erst jetzt schreibe, aber mir geht es gut. Du weißt das bestimmt schon. Wenn mein Zug verunglückt war
oder mich jemand beim Träning versehentlich umgebracht
hätte, dann hättest du längst ein Telegram gekriegt, in dem
steht, daß ich tot bin. Ich weiß, daß du keins gekriegt hast. Die Leute hier sind einigermaßen nett. Mein Zimmerkamerad ist
eine Leseratte. Ich schlage über 500 und trete fast in jedem
Spiel an. Was macht die Arbeit? Kauf dir was von dem Geld.
Wenn ich wieder schreibe, schicke ich mehr.
Dein Danny
Ich hatte schon drei Briefe von Mama bekommen, der eine war
an dem Tag abgestempelt, an dem ich Tenkiller verlassen
hatte. Er kam an dem Tag an, als wir
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