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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Mister JayMacs Frühstück vor
    Darius auf den Tisch. Er hatte schon etliche Brötchen und zwei Spiegeleier intus. Er sah mich vorsichtig von der Seite an,
    bevor er den Teller näher zog und zulangte. Genau in dem
    Augenblick duckte sich Jumbo aus der Küche, der seinen Arm
    Miss Giselle geliehen hatte, die so glasig dreinsah, als sei sie in Trance.
    »Eine willkommene Abwechslung«, sagte Jumbo an meine
    Adresse. »Du denkst nicht nur beim Baseball, Danny.« Er half
    Miss Giselle die heiklen Stufen hinunter und geleitete sie
    durch den taunassen Victory-Garten hinüber zur Rückseite des
    Bungalows. Sie gaben ein kauziges Paar ab, die beiden. Na ja,
    egal wer bei Jumbo war, dabei kam immer ein kauziges Paar heraus.
    Ich krebste in die Kantine zurück.

    22

    AM MITTWOCH AUF DER FAHRT nach Opelika hatten wir eine
    Reifenpanne, und Jumbo, der die vordere Stoßstange des
    Braunen Bombers abstützte, zog sich, als der Wagenheber
    wegrutschte, Quetschungen an den Oberschenkeln zu. An
    diesem Abend verloren wir gegen die Orphans und gewannen
    nur ein Spiel des Doppels am Tag darauf.
    Als wir Freitag in LaGrange einrollten, fühlte sich die Luft
    seidig und träge an. Aus einem Himmel, der eher schmutzig
    cremefarben denn blau war, fiel der Geruch nach Regen – und
    feinem Sand. Man vergißt diesen Geruch nicht, und wenn die
    Dürre am schlimmsten ist, ist die Erinnerung am heftigsten.
    »Gott bewahre«, sagte Mister JayMac. »Bloß kein
    verregnetes Spiel.«
    »Sir, wenn ich wüßte, wir verlieren wieder, dann soll es
    lieber schütten«, sagte Fanning. »Ein Segen für alle.«
    Mister JayMac fuhr herum. »Und wenn uns die Niederlage
    heute abend eine Rekordernte brächte, ich würde lieber
    gewinnen und die Folgen tragen als verlieren und Fett
    ansetzen!«
    Darius und ein paar andere zerrten Koffer und Kleidersäcke
    aus dem Stauraum des Bombers und reichten sie weiter. Ein
    paar Hellbenders gingen zu Fuß zu den Häusern ihrer
    Gastfamilien. Andere wurden von Luxuskarossen abgeholt.
    Jumbo und ich pilgerten wie zwei Handelsvertreter à la Mutt
    und Jeff* durch die Stadt. Der Portier des Hotels Lafayette trug ein weißes Hemd und die geblümte Weste eines Kartengebers
    beim Siebzehnundvier. Er hatte aber den Haarschnitt eines
    Rekruten und ließ Jumbos Frage nach der Reservierung

    zunächst unbeantwortet, weil er nachhaltig beeindruckt war
    von unserem Überfall. Er war noch neu in dem Job und hatte
    etwas Feminines, was vielleicht erklärte, warum er die
    Uniform gewechselt hatte.
    »Clervall«, sagte er endlich und blätterte in seinem Buch.
    »Clervall, -vall, -vall. Hmmmmm. Ein französischer Name, nicht wahr?«
    »Mit einem ›-vall‹, ja, schon möglich«, sagte Jumbo. »Mein Vater stammt aus der Schweiz.« Von der dröhnenden Stimme
    bekam der Junge gleich wieder Stuhlverstopfung.
    »Oh, ja«, brachte er heraus. »Sie sind Baseballspieler.
    Hellbenders, voila. Zimmer 322. Mr. Suiter hat sie für drei
    Nächte vorgemerkt.«
    »Den Schlüssel, bitte«, sagte Jumbo.
    »Werden Sie spielen, wenn es regnet?« fragte der Portier.
    »Oder macht man das nur… ähm… bei Football?«
    »Bei Football«, sagte Jumbo.
    »Dann werden Sie sich an diesem Wochenende ausruhen
    können. Für heute abend ist ein Unwetter angesagt – und
    morgen, wer weiß? Die dritte Etage bietet einen herrlichen
    Ausblick auf den Lafayette-Square. Genießen Sie ihn.«
    Wir schleppten uns die Treppe hinauf, weil der Aufzug außer
    Betrieb war. In unserem Zimmer gab es zwei Einzelbetten und
    eine Kommode mit Schubladen, obenauf stand eine
    Blechschüssel und ein Porzellankrug. Die Tapete war häßlich
    und voller Altwasserflecken: lauter verschossene
    Chrysanthemen.
    Wie üblich nahm Jumbo die Wäscheleine und die Grasmatte
    aus dem Koffer und spannte unseren Vorhang auf. Autsch. Ich
    dachte, wir hätten so etwas wie ein vages Bündnis geschlossen, eine Art Waffenstillstand mit offenen Grenzen. Aber diesmal
    zog er die Matte nicht vor.

    Er wählte das Bett in Türnähe, lud die Bücher erst auf die mit Quasten verzierte Spreite, um sie dann eins neben dem anderen
    aufrecht an die Fußleiste zu stellen. In der ersten Nacht in
    Opelika hatte er On Being a Real Person ausgelesen. Jetzt machte er Ene-mene-mu-und-dran-bist-du und landete bei The Human Comedy von Saroyan*. Er ließ sich langsam aufs Bett sinken – die Bettfedern knauzten und ächzten, bis er Ruhe gab
    – und schlug den Buchdeckel auf.
    Was mich anging, ich wollte eine Mütze voll

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