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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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und
    nichts wie hinunter, doch ich lehnte mich in den Wind, packte
    Jumbo vorne beim Hemd und zerrte ihn Schritt um Schritt zur
    Leiter.
    Ich winkte ihn ein, führte ihm Füße und Hände, bis er Halt
    hatte. Die Holme verlagerten sich unter seinem Gewicht. Er
    zuerst, dann ich. Ich zuerst, hätte zu sehr nach Jack
    ausgesehen, der den Riesen über sich wußte und Hals über
    Kopf die Bohnenstange hinunterkletterte. Was, wenn Jumbo
    abrutschte? Er hätte mich mitgerissen, und ich wär die
    Wurstscheibe zwischen ihm und dem Betonboden gewesen.
    Also ließ ich ihm den Vortritt, zuckelte hinterher und setzte
    ihm jedesmal, wenn er stockte, sachte einen Spike in den
    zerzausten Schopf.
    Jedenfalls kamen wir heil unten an und platzten in den
    Unterstand, knapp bevor Little Cuke Gordon »Play Ball,
    dammit!« schrie.
    Mister JayMac hatte mich wieder als ersten eingeteilt, also
    spurtete ich in den Schlagraum, immer noch aufgeputscht von
    meinem Erlebnis und mit weichen Knien, weil ich nur knapp
    einer Disqualifizierung entronnen war. Dann operierte mir
    Sundog Billy mit seinen Major-League-Curve-Bällen das Ego
    aus dem Leib und machte mich binnen fünf Würfen ›aus‹.
    Das Unwetter – mit all seiner rumpelnden Hexerei – teilte

sich und trieb in wetterleuchtenden Wolkenbänken an The

    Prefecture vorbei. Ein Wunder wie dereinst das Rote Meer, als es sich teilte.
    Im Spagat dieses Unwetters, das über den Rändern der Stadt
    dräute, spielte Jumbo wie ein Energiebündel und lieferte das
    bislang beste Spiel auf dieser Tour: zwei Base Hits und einen
    Two-Base querab von der rechten Bande. Und trotzdem
    verloren wir das Spiel und landeten zwei ganze Punkte hinter
    den Gendarmes, wobei wir noch nicht wußten, wie Opelika
    abgeschnitten hatte.
    Im Clubhaus beschwor uns Mister JayMac, die beiden Spiele
    von Samstag und Sonntag zu gewinnen. Dann würden wir die
    Stadt verlassen und Kopf an Kopf mit den Gendarmes liegen.
    Eins und eins brachte uns nicht voran. Und wenn wir beide
    verloren…
    Was mich anging, ich hatte allen Grund, den Kopf hängen zu
    lassen. Trotz der faulen Schläge, die alle außer Jumbo geliefert hatten, waren wir mit soliden zwei zu zwei ins letzte
    Halbinning gegangen. Dann, mit zwei ›Aus‹ und der Aussicht
    auf eine Extra-Runde am Schlag, hatte ich einen Wurf über Jumbo hinweggepumpt, so daß drei Burschen auf der Tribüne
    in Deckung gehen mußten. Mein Fehler hatte Fat Boy
    Fortenberry, einem Ersatzmann, vom Second aus den
    entscheidenden Lauf eingebracht.
    Fortenberry!
    Dieser
    asthmatischen Null mit dem Gang eines Basset.
    Hoey kam rüber, um mich zu trösten: »Konntest dein
    Versprechen wohl nicht halten, Dumbo. Da sieht man, was in
    dir steckt, du Twinkie.«
    Ich schälte mich aus meiner Montur und tauchte in den
    Duschraum. Jumbo verdrückte sich, und keiner unter den
    Duschen buhte mich aus. Als ich mich anzog, waren Knowles
    und Dunnagin die einzigen, die meinten: Kopf hoch, morgen
    zeigst du’s ihnen.

    Während ich mir das Hemd zuknöpfte, faßte Dunnagin mich
    bei der Schulter. »Wenn wir’n paar Home Runs auf die Beine
    gekriegt hätten, dann hätte ein vermasselter Wurf nada bedeutet. Der Haufen hier ist dir was schuldig. Mach so was
    fünf- oder sechsmal, dann hat Hoey vielleicht was in der
    Hand.«
    Ich marschierte alleine zum Lafayette zurück. Die
    Wetterfronten, die die Innenstadt verschont hatten, hatten sich wieder vereinigt. Man hörte sie über den Magnolien- und
    Yaupon-Pflanzungen südwestlich des Stadions rumoren.
    Flächen- und Kerzendochtblitze flackerten über den
    pyramidenförmig beschnittenen Wipfeln dieser Bäume.
    Schlangenartige Wolkententakel griffen in den Himmel über
    LaGrange und schickten lange tiefdunkle Fransen in die
    Lücken darüber.
    Ich hatte noch nicht einmal den Platz vor dem Hotel erreicht,
    da fing es an zu regnen. Es schüttete.
    Oben in Zimmer 322 lag Jumbo rücklings am Boden und
    machte bei gespreizten Beinen Hoch-und-rechte-Hand-an-
    linken-Fuß-und-linke-Hand-an-rech-ten-Fuß… Der dünne
    Teppich und alle anderen Textilien in seiner unmittelbaren
    Nähe und auch die Grasmatte, die er vorgezogen hatte,
    verströmten seinen Körpergeruch. Was sollte die Übung? Eben
    noch hatte er gezeigt, wie gut er in Form war.
    Jumbo nickte mir zu, machte aber weiter. »Ich setze
    überschüssige Energie frei. Sonst kann ich nicht schlafen.«
    Dann hörte er auf. »Du bist ganz durchnäßt, Daniel.«
    Ich mußte niesen. Draußen hatte der Himmel

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