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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Haufen gefundener Münzen in die Luft, und
die Münzen fielen nicht mehr zum Boden herab.
    Er wütete und schimpfte mit den Wolken. Spuckte auf den Boden und
badete in den so entstandenen Pfützen.
    Irgendwann stand der Ritter Gyulthen auf seinem Streitroß neben ihm,
das unbewegte Meer widerspiegelnd.
    Â»Ist das hier überhaupt Etridti Djuzul?« fragte Eljazokad matt.
»Oder bin ich auf einer unbedeutenden Nebeninsel gestrandet?«
    Â»Dies ist Etridti Djuzul. Der Kies, auf dem du sitzt, war Tengan.
Vor hunderttausend Jahren blühte hier eine große, grausame Kultur. Das
Stadtschiff war alles, was davon geblieben war.«
    Â»Aber ich habe das Schlachtfeld von Darigré gesehen! Der Krieg … er
ist doch noch immer im Gange!«
    Â»Gegen die Angst, mein Freund, kämpfen die Menschen. Gegen die
Furcht, die auch nach Jahrtausenden noch lebendig ist. Aber laß uns nicht über
die Menschen sprechen, denn wen kümmern die Menschen? Du hast versagt. Du hast
alle fünf Glieder der Martelaskette durchlaufen, ohne das Tor von Bauscheld zu
finden.«
    Â»Du klingst enttäuscht.«
    Â»Das bin ich. Nun bleibt mir nichts mehr, denn dich zu töten.«
    Â»Ich verstehe.« Eljazokad nahm eine Handvoll Kies auf und ließ sie
zwischen den Fingern zerrinnen. »Du bist Siusan, nicht wahr? Rugerion Siusan.«
    Der spiegelnde Ritter antwortete nicht.
    Â»Du hast mich benutzt und mir geholfen, weil du selbst auf der Suche
nach dem Tor von Bauscheld bist«, fuhr Eljazokad fort. »Ich sollte es finden,
von dieser Seite aus. Das ist der Sinn deiner
Folterspiele. Und da ich versagt habe, wirst du mich nun töten und dir Bestar
oder Tjarka vornehmen, um mit ihnen einen neuen Versuch zu beginnen.«
    Â»Hast du denn eine bessere Idee?«
    Â»Ja. Ich habe die Martelaskette verbraucht, aber ich bin noch nicht
tot. Es wäre eine Vergeudung, mich jetzt einfach nur umzubringen.«
    Â»Du meinst, du hast viel Wissen erworben und kannst dieses Wissen
nun nutzen. Wo würdest du suchen nach dem Tor, falls ich dich ließe?«
    Â»Dort, wo ich weiß, daß meine Geschichte noch nicht abgeschlossen
ist. Im Geweihwasserdorf auf der Grenze zwischen Bazuzary und Benitdouleur muß
ich zum Heiler eines Kindes werden. Gib mir dafür noch die Zeit. Zehn Jahre für
mich sind weniger als eine Woche für dich. Ich ahne, daß nur so das Tor zu finden
ist.«
    Der Ritter dachte nach, während sein Pferd mit den Lippen im Kies
stöberte. »Nicht durch Suche also, sondern durch Einkehr. Ein Weg, der hier
noch nicht beschritten wurde. Womöglich hast du recht. Von allen meinen …
Versuchsobjekten warst du mir ohnehin bisher das liebste, das ergiebigste. Gut.
Wollen wir es wagen. Alle Schiffbrüchigen außer dir wurden von der Insel zu
sich genommen, um weitere Ängste zu nähren. Aber eines der Rettungsboote hat
sich in der Brandungslinie verfangen. Mit ihm kannst du entkommen.«
    Â»Ohne Segel? Allein? Auf einer Strecke, für die das Stadtschiff
sechsundzwanzig Tage brauchte?«
    Â»Du mußt das Boot nur aus der Brandung bringen, dann wird die
Strömung dich erfassen und tragen. Nicht zurück nach Darigré, sondern auf viel
kürzerem Weg zur nördlichsten Landzunge von Uesch. Von dort aus kannst du die
Küste entlang in Etappen nach Darigré zurückfinden.«
    Â»Warum kannst du mir nicht einfach noch mal eine Gribaille
schicken?«
    Â»Tut mir leid. Die Martelaskette hast du aufgebraucht. Ich kann
überhaupt nichts mehr für dich tun.«
    Ã„chzend erhob sich der Lichtmagier und machte sich daran, noch mehr
von den Beeren zu finden, die ihn gleichzeitig nährten und aushöhlten.
    Er fand, daß es deutlich zu wenig Blumen gab auf dieser schwarzen,
toten Insel namens Etridti Djuzul.

16

Oscodidan
    Eljazokad fischte das Boot aus der Brandung. Wehrte die
Wespenfische ab und überwand die Wellenkämme mit dem, was ihm an Kraft noch
geblieben war. Dann ließ er sich treiben.
    Fremde Sonnen und Monde betrachteten ihn von oben. Fremde Wellen.
Fremde Fische und andere seltsame Wesen, die aussahen, als gingen sie
kopfschüttelnd über das Wasser. Tage vergingen ohne Nahrung und Trinkwasser.
Was ihn am Leben erhielt, war die unerklärliche Hoffnung, in den
schneebedeckten Ebenen von Uesch womöglich ein lebendiges Mammut sehen zu
können.
    Ohne Bewußtsein erreichte er die Küste. Fischer mit

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