Brücke der brennenden Blumen
hervorzuholen,
aber vergià nicht: Es ist nur logisch, daà dies dein Leben kostet. Sieh dich
selbst!«
Erneut streckte die Gestalt die Hand vor. Erneut verlor Eljazokad
den Raum unter seinen FüÃen. Er sah sich selbst, in anderer, weitgeschnittener,
aber immer noch schwarzer Kleidung. Er stand zwischen zwei frischen,
fackelbeschienenen Grabhügeln und weinte einsam vor sich hin. Seine Freunde
lagen unter diesen Grabhügeln, zwei von ihnen, aber er konnte nicht spüren,
wer. So, wie es sich anfühlte, waren es alle, die ihm noch geblieben waren.
Mit einem Taumeln kehrte er in das Haus der Dreimagier zurück. Der
Eindruck seiner eigenen Trauer war so übermächtig gewesen, daà ihm nun Tränen
über das Gesicht liefen.
»Sieh dich selbst«, wiederholte die Gestalt vor ihm beschwörend.
»Dies ist deine unmittelbare Zukunft, wenn du nicht vorher Fehler machst.«
»Wenn ich nicht vorher Fehler mache? Das
sah doch eher so aus, als wäre alles schiefgelaufen!«
»Du stehst. Die anderen fallen. Zerspreng dir nicht dein Licht,
sonst wird es genau andersherum kommen. Und jetzt den Schlüssel.«
Obwohl ihm die Dulfs in Rätseln geantwortet hatten, obwohl er die
Rätsel nicht alle zu deuten wuÃte, hatte Eljazokad dennoch begriffen, daà sie
ihm tatsächlich Antworten gegeben hatten auf seine Fragen und daà er deshalb
nun in einer Schuld stand. Langsam und deutlich formulierte er den Schlüssel:
»Levakirni Kru-untelgis Rulkineskar Rulkihelgis Uschru-koschun Kischri-grunik
Urlut-raktis Urlut-lunik.« Mit jeder Silbe, die er aussprach, spürte er, wie
diese Worte aus seiner Erinnerung gelöscht wurden, bis nur noch die Riesen des
Wildbarts und die Dreimagier von Warchaim sie besaÃen.
»Nun geh und kehre niemals wieder.«
So hart diese Worte auch klangen, Eljazokad hatte nicht den
Eindruck, daà sie in Feindseligkeit geäuÃert wurden. Er verlieà die Hütte durch
einen Vorhang, der nach Heublumen roch und einfach beiseite geschoben werden
konnte.
DrauÃen war es immer noch hell, aber, wie es ihm schien, nicht so
hell wie in der Hütte der Magier.
Eljazokad ging nicht auf schnellstem Wege zum Haus
des Mammuts zurück. Er schlenderte noch ein wenig am Hafen herum, sah
den FluÃschiffen beim Löschen ihrer Ladungen zu, bis er seine immer wieder
aufwallende Trauer so weit im Griff hatte, daà er sich seinen grabesgeweihten
Freunden stellen konnte.
Cajin hatte die Bernsteine verkauft â »Der Händler wollte
mir nun nur noch achtzig Taler pro Stein geben, weil ich ihm in letzter Zeit zu
viele von denen verkauft habe, aber was sollâs, 240 sind immer noch ein Batzen Geld« â
und sich mit dem Landspurenführer Vetz Brendo getroffen.
»Ein eigentümlicher Geselle«, berichtete Cajin abends bei
Kerzenschein. »Seine Schreibstube ist fast völlig verdunkelt, an den Wänden
Karten und Diagramme, auf dem Boden türmen sich Pergamente mit Notizen,
meistens umkreist oder mit Pfeilen zu komplexen Gebilden verbunden. Brendo
selbst hat ein sehr kantiges Gesicht mit trotzigem Kinn und eine hohe
Denkerstirn. Die Haare gehen ihm schon aus, ich würde ihn auf Mitte vierzig
schätzen. Jedenfalls sagte er, er habe die Abkürzung DMDNGW schon mal gehört,
das müsse aber über zehn Jahre her sein. Er könne sich nur deshalb daran
erinnern, weil Abkürzungen aus sechs Buchstaben ziemlich selten seien. Ich bot
ihm zehn Taler für Nachdenken und Nachforschen ohne Reisetätigkeit, er
verlangte zwanzig, also trafen wir uns bei fünfzehn.«
»Hast du ihm erzählt, daà wir schon in der Bibliothek waren?« fragte
Eljazokad.
»Ich weià nicht, ich hatte das Gefühl, ich sollte es besser nicht
erwähnen. Nachdem ich Brendos Skizzen und Systeme gesehen hatte ⦠dachte ich
einfach, er hat vielleicht mehr Ahnung von so etwas als wir. Er könnte etwas
entdecken, das wir übersehen haben.«
»Du hast recht«, lobte Naenn den Jungen, der anschlieÃend ein ganz
männliches Gesicht machte.
»Nach dem, was die Dreimagier mir mitgeteilt haben«, setzte
Eljazokad das Gespräch fort, »müÃte DMDNGW ein Mann sein. Er tötet solche wie uns . Magier wahrscheinlich. Vielleicht aber auch Sonderlinge . Oder Drillinge .
Jedenfalls paÃt er nicht zu unserer sonnenfeldischen
Wasserfinderin, die doch wohl ganz bestimmt eine Frau war.«
»Aber er
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