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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nicht, oder? Seht euch um! Der Räderwald. Der
uneindeutige Himmel. Seid ihr schon jemals hier gewesen oder an einem Ort, der
diesem ähnelt?«
    Wieder kam Unruhe in die fünf. Vier von ihnen sahen sich tatsächlich
um. Nur der Wortführer blieb weiterhin auf Eljazokad fixiert.
    Â»Hier waren wir noch nie«, murmelte einer. »Wo sind wir?« ein
anderer. »Was sind das für Räder? Ist das Galliko?« ein dritter.
    Â»Ist bei euch Nacht? Schlaft ihr?« hakte Eljazokad nach. Gerne hätte
er sich jetzt Notizen gemacht.
    Â»Ja, es war Nacht«, sprudelte es nun aus einem hervor. »Wir waren in
Miura, in einer Schenke …«
    Â»Halt die Fresse«, herrschte der Wortführer ihn an, doch der
Haarjäger war nicht mehr aufzuhalten. »Wir haben gesoffen und gespielt. Hatten
wir uns nicht schon alle hingelegt? Genau kann ich mich gar nicht mehr
erinnern. Aber jedenfalls kam der Ritter und bot uns Geld, wenn wir dich
umbringen. Zuviel Geld, um nein zu sagen.«
    Â»Ihr träumt das nur«, erklärte Eljazokad, jetzt eindrücklich betont.
»Geld, das ihr im Traum verdient, könnt ihr nirgends ausgeben. Aber Gefahren,
die euch im Traum begegnen, könnten euer Ende sein.«
    Â»Hör auf zu quatschen!« schnauzte der Wortführer und legte mit Pfeil
und Bogen auf ihn an. »Wir legen dich um und Schluß. Was soll passieren? Was
soll schieflaufen?«
    Â»Erinnerst du dich wirklich nicht mehr?« fragte ihn Eljazokad. »An
den weißhaarigen Bogenschützen, der dir ins Bein schoß? Ist denn auch wirklich
alles gut verheilt? Kein Hinken mehr zurückgeblieben?«
    Â»Es ist mir egal. Ich weiß es nicht mehr. Ich mach dich jetzt alle.«
    Â»Warte! Ich helfe deiner Erinnerung nach!« Eljazokad verbrauchte
seine gesamte in sechs Tagen Destrisch aufgebaute Energie. Der Lichtblitz
blendete die fünf, ließ einen Pfeil danebengehen, zwei Männer nach ihren Augen
fassen, drei Männer torkeln. Die Blendung war nicht schlimm, fünf, sechs
Sandstrichbruchteile lang konnte man nichts mehr erkennen. Aber Eljazokad
nutzte diese Zeit. Er nahm dem Wortführer einen Pfeil aus dem Köcher und rammte
ihm diesen ins Bein. War es denn wirklich der rechte
Oberschenkel gewesen? Aber natürlich. Diese Welt mag unter
einem anderen Himmel liegen, aber sie führt dennoch eng an meinen Erinnerungen
entlang. Diese fünf Männer sind hier, weil einem von
ihnen von uns eine Wunde zugefügt wurde, die meine Folter durch Siusan
vorwegnahm.
    Der Wortführer brüllte und stürzte zu Boden. Womöglich war der
Schmerz verdoppelt durch die gleichzeitig einsetzende Erinnerung an den
früheren Schmerz. Eljazokad nutzte die letzten ihm verbleibenden Augenblicke.
Er schlug zwei Haarjägern die Bögen aus der Hand, nahm dem dritten das
Skalpmesser ab und hielt es dem vierten an die Kehle, gerade als dessen Blick
sich wieder klärte. »Das war noch gar nichts«, zischte der Lichtmagier. »Ihr
macht euch außer mir noch alle anderen Geräderten zu Feinden, wenn ihr nicht so
schnell wie möglich von hier verschwindet und aufwacht!«
    Zwei der fünf waren in Mowesch schon als erste getürmt. Dieselben
beiden taten es nun auch und würden es wahrscheinlich bei jeder sich bietenden
Gelegenheit erneut tun. Diesmal jedoch blieben nicht zwei, um ihren verwundeten
Wortführer zu stützen. Der eine folgte den beiden Flüchtenden sofort, der
andere mußte sich erst zaghaft von Eljazokads Kehlenklinge lösen und war
anschließend heilfroh, seine rennenden Kumpane mit langen Beinen einholen zu
können. Nur der Wortführer blieb noch übrig, am Boden, jammernd, und von Eljazokad
entwaffnet.
    Langsam kam der spiegelnde Ritter auf seinem mächtigen Roß näher.
»Es erstaunt mich, was du mit ein wenig Licht auszurichten vermagst. Aber du
solltest nicht fortwährend darauf bauen, daß ich dir das Handwerk abnehme. Töte
ihn, dann gilt das zweite Glied der Kette als geschmiedet.«
    Eljazokad schüttelte den Kopf. »Es hat einen Kampf gegeben. Es ist
Blut geflossen. Ich habe mich gegen fünf Gegner durchgesetzt. Das muß genug
sein.«
    Â»Weshalb scheust du dich? Wenn es für ihn nur ein Traum ist, wird
dein Töten nur ein unsanftes Wecken sein.«
    Â»Und wenn nicht? Vielleicht stirbt er im Schlaf? Vielleicht nimmt er
meine Stelle auf dem Foltertisch ein? Meinem schlimmsten Feind würde ich

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