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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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das
nicht wünschen, und dieser Kerl ist nicht mein schlimmster Feind.«
    Â»Wer ist dein schlimmster Feind?« fragte Gyulthen mit raschelnder
Stimme.
    Â»Ich weiß es nicht. Vielleicht bist du es? Du wirst mein Tod sein,
hast du gesagt. Also wirst du am Ende der Kette stehen.«
    Jetzt war es der Ritter, der den Kopf schüttelte, eine irritierende,
weil Widerschein verschiebende Bewegung. »Ich bin kein Teil der Kette. Sie ist
lediglich ein Werkzeug, welches ich dir zur Verfügung stelle, damit du dein
Ziel erreichen kannst. Das Tor von Bauscheld ist anders nicht zu finden. Vergib
mir, wenn du dafür Zeit findest, meine Unzulänglichkeit.« Mit einer beiläufig
wirkenden Bewegung durchbohrte er den Haarhändler mit seiner Turnierlanze. Der
Haarhändler starb schnell, begann zu flimmern und löste sich dann flackernd
auf, ähnlich dem Mammutjäger auf dem Einmaster vor Wandry, nachdem das Mammut ihn bezwungen hatte. Nur daß von dem Haarhändler
nicht einmal die Kleidung zurückblieb.
    Â»Diesmal kann ich dir keine Gribaille zuführen«, sagte der Ritter.
»Dein Kämpfen ist zu zaghaft, dein Beenden bleibt ohne Kraft.«
    Â»Das geht schon in Ordnung. Ich gehe zu Fuß nach Melronia. Ich weiß
ja, wo es liegt.«
    Der Ritter hob eine metallbehandschuhte Hand zum Gruß und gab seinem
Kaltblüter die Sporen, um den Flüchtenden hinterherzusprengen und sie ebenso
unsanft zu wecken wie den Verwundeten.
    Eljazokad gönnte sich ein paar Sandstriche, um zu verschnaufen.
Körperlich war ihm nichts passiert, aber die Nachwirkungen der Todesangst
ließen seine Hände zittern. Mit Hilfe seines Kohlestiftes versuchte er sie zu
erden.
    Aus Eljazokads
Tagebuch:
    Ich bin für alles verantwortlich. Die
Toten und Lebendigen, die mir zur Martelaskette dienen, sind meinetwegen in
diese Welt geholt worden. Der Ritter ist nicht ich, aber er vollendet, was ich
nicht zu tun vermag. Er ist der Teil von mir, den ich normalerweise zu
beherrschen und vergessen trachte, entfesselt und beritten. Und dennoch dient
er mir.
    Ich beginne zu begreifen, weshalb für
Leifreg alle Götter Ungeheuer waren.
    Aber ich darf auch nicht vergessen, daß ich
für Bestar und Tjarka Verantwortung trage. Sie liegen immer noch bei Siusan in
Folter, und ohne mich sind sie verloren.
    Ich will nicht zwischen ihren Gräbern
stehen.
    Um sie zu retten, muß ich in dieser Welt
meinen Weg beschreiten. Und sei er auch blutig, und sei er auch lang.
    Â»He, Eljaz! Ich will deine sicherlich wohlverdiente Ruhe
ja nicht stören, aber so langsam sterben uns hier oben die Gliedmaßen ab!«
    Die ferne Stimme drang wie ein Echo seiner eben verfaßten Worte an
Eljazokads Ohren, aber auch wie eine Erinnerung an frühere, sonnendurchflutete
Tage.
    Â»Bestar? Bestar!«
    Â»Wir sind hier! Hier hinten!«
    Der Lichtmagier sprang auf und folgte der Stimme. Das Zwielicht
blendete ihn wie Nebel, er konnte nicht richtig erkennen, wohin sein Weg ihn
führte, aber er rannte unter Speichen und Gerippen hindurch, bis er an zwei
Räder gelangte, auf denen tatsächlich Bestar Meckin und Tjarka Winnfess lagen,
mit ungebrochenen Armen und Beinen, festgeschnallt von Lederbändern wie in
Siusans Erdkammer. Anders jedoch als dort waren die beiden bekleidet, mit den
Sachen, die sie im Thost getragen hatten.
    Eljazokad dachte kurz nach. Offensichtlich gab es zwei Arten von
Reisenden in diesem Land: die Bekleideten, die gerufen worden waren und
träumten und gar nicht wußten, wo sie sich befanden, und die, die aus eigener
Kraft hierherkamen, nackt, aber mit der Möglichkeit, zu Göttern zu werden und
das Land nach ihren eigenen Vorstellungen zu formen. Bestar und Tjarka waren
von ihm gerufen worden, vorhin, als er das zweite Glied der Martelaskette
eröffnete.
    Der Magier schaute auf das Skalpmesser in seiner Hand. Dann
kletterte er erst an Tjarkas, dann an Bestars Mast hinauf und schnitt die
beiden los. Tjarka bedankte sich knapp und tat so, als wäre sie auch alleine
zurechtgekommen, Bestar jedoch lachte über das ganze Gesicht und drückte den
Magier, als sie alle wohlbehalten auf dem Erdboden angekommen waren, wie eine
Schlenkerpuppe an sich.
    Â»Das hast du großartig eingefädelt, Eljaz! Wir sind ihnen entwischt!
Wo sind wir hier?«
    Â»Das ist so eine Art Hölle. Hier herrschen seltsame Kriege, und es
gibt keine richtige Sonne mehr. Die Menschen versuchen zu fliehen,

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