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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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einen einzigen Ort, von dem dieser Goblin kommen konnte – und Avi war ziemlich sicher, wer ihn geschickt hatte.
    Und dennoch: Der Arme stand Todesqualen aus. Dank seiner heilenden Kräfte hätte Avi seine Leiden im Handumdrehen lindern können. Trotzdem riet ihm eine innere Stimme, in seinem Versteck zu bleiben.
    Nur wenige Sekunden später war er froh über diese Entscheidung, denn die Luft verfärbte sich blau, und ein Feuer knisterte, das Avi nur allzu gut kannte. In dem Feuer erschienen langsam zwei Gestalten, dann verloschen die Flammen mit einem harten, metallischen Geräusch, und kleine Rauchfahnen stiegen zum Himmel auf.
    Obwohl die beiden Neuankömmlinge Avi den Rücken zukehrten, erkannte er sie auf Anhieb und beobachtete gebannt, wie der größere der beiden sich umdrehte, bis er im Profil zu sehen war. Für einen Goblin war sein Gesicht mit der Hakennase und der breiten, gefurchten Stirn beinahe edel geschnitten, doch seine Augen waren bösartig, stumpf und schwarz wie die eines Hais. Auf einer Wange hatte er eine abscheuliche wulstige Narbe, als hätte ihn jemand mit einem Flammenwerfer angegriffen.
    Kellen.
    Eiskalte Wut stieg in Avi auf. Hier vor ihm stand das Ungeheuer, das Hannah entführt und ins Feenreich verschleppt hatte. Der skrupellose Schurke, dem sie es verdankten, dass sie in einer Zelle hinter den dicken Kerkermauern seiner Burg hatten sitzen müssen. In seiner Machtgier schreckte Kellen in keiner der beiden Welten vor irgendeiner Greueltat zurück. Avi war ihm seit ihrer letzten Auseinandersetzung in Stonehenge nicht mehr begegnet, und bei seinem Anblick hätte er jetzt am liebsten einen Satz über den Leichenberg gemacht und sich auf ihn gestürzt, um ihm all seine Verbrechen heimzuzahlen und sich dafür zu rächen, dass er ihn stets nur als Schachfigur in seinem grausamen und verworrenen Spiel benutzt hatte.
    Aber leider war Kellen nicht allein, sondern wurde von Levi begleitet. Avis Abneigung gegen Kellens Sohn Levi stand seinem Hass auf dessen Vater in nichts nach. Schließlich hatte Levi unter höhnischem Gelächter die Seiten aus Avis Erinnerungsbuch gerissen und damit ganze Kapitel seines Lebens unwiederbringlich ausgelöscht. Levi war kleiner als sein Vater und sah auch besser aus, was er dem Nymphenblut von Arethusa verdankte, seiner und Avis gemeinsamer Mutter. Außerdem war er bewaffnet. Während sein Vater mit einem fließenden Gewand bekleidet war, trug Levi eine leichte Rüstung über einer Tunika aus dickem Leder und einer Reithose und hatte einen Degen in einer leuchtend roten Scheide um die Taille geschnallt.
    Wenn ich sie überrumple … , überlegte Avi.
    Aber sie waren zu zweit, und er wusste aus Erfahrung, dass Kellen übermenschliche Kräfte besaß.
    Also war es ratsamer, wenn er in seinem Versteck blieb. Vielleicht würde er ja etwas in Erfahrung bringen, indem er sie nur beobachtete.
    Levi stolzierte zu dem Goblin hinüber, der sich noch immer am Boden wälzte. Inzwischen war es dem Bedauernswerten gelungen, seinen brennenden Arm zu löschen, und seine Schreie wurden allmählich heiser. Avi vermutete, dass das Feuer auch seine Stimmbänder geschädigt hatte. Der Goblin streckte Levi seine mit Brandblasen bedeckten Hände entgegen. »Hilf mir«, flehte er.
    »Der hier ist besser erhalten als die meisten anderen«, bemerkte Levi. Als der verletzte Goblin sein Bein berührte, trat er nach ihm. »Bist du bereit zurückzukehren?«, fragte er langsam und mit lauter Stimme.
    Der Goblin wollte sprechen, doch grüne Galle quoll ihm aus dem Mund. Er schluckte mühsam.
    »Bitte … zwing mich nicht. Zu schwach …«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Kellen. Er betrachtete seine langen Fingernägel, die gebogen und spitz zulaufend wie Dornen waren.
    »Er behauptet, er sei zu schwach«, meldete Levi. Er wandte sich wieder an den Brandverletzten. »Wäre es dir lieber, wenn wir dir die Rückreise ersparen?«
    Inzwischen hatte sich der Goblin auf alle viere aufgerichtet und griff nach Levis Füßen. Als er ihm nachkroch, scharrte die blasige Haut an Armen und Beinen über den versengten Boden. »Ja«, stieß er hervor. »Bitte … ja … danke …«
    »Er bedankt sich bei uns, Vater«, meinte Levi.
    »Dann teile ihm mit, dass wir seinen Dank annehmen«, erwiderte Kellen mit seiner tiefen Stimme. »Wir verlangen auch nicht, dass er denselben Weg zurück nimmt.«
    Ein klägliches Lächeln breitete sich auf dem verbrannten Gesicht des Goblins aus. »Danke«, krächzte er.
    »Kümmere

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