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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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ins Gesicht: Aus einem kleinen Leck im Tank trat Wasser aus. Die Rinnen erinnerten an kleine Brücken, die die Häuser des Viertels auf Dachhöhe miteinander verbanden und rings um die Gebäude führten. Sie sahen genauso aus wie der Schacht, den sie gerade hinuntergerutscht waren.
    »Das ist ein Wasserturm!«, verkündete er, griff nach Hannahs Hand und zog sie unter das Bauwerk.
    »Was?«, fragte sie.
    »Ein Wasserturm. Eric hat mir davon erzählt. Früher waren sie der letzte Schrei, und sie kommen jetzt wieder in Mode. Alle neuen Wolkenkratzer sind damit ausgestattet.«
    Während er sprach, wurde das Grunzen der herannahenden Goblins immer lauter. Avi nahm den Rucksack ab und begann, eine der Stützstreben des Wasserturms hinaufzuklettern. Es war kinderleicht, wenn man das Gerüst auf der Baustelle gewohnt war.
    »Wovon redest du?«, rief Hannah.
    »Man benutzt sie zum Löschen von Bränden«, antwortete er. »Wenn es in einer der unteren Etagen brennt, zieht man einfach den Stöpsel, und Tausende von Litern Wasser stürzen aus dem Tank in das Gebäude. Es geht ganz schnell, und man braucht nicht auf die Feuerwehr zu warten.«
    »Aber was nützt das uns?«
    Inzwischen hatte Avi die Spitze des Turms und die Unterseite des Tanks erreicht. Hannah unten auf dem Platz sah sehr klein aus. Von hier oben hatte man einen malerischen Blick auf das ganze London des Feenreichs. Die Luft war so klar, und die Stadt wirkte im hellen Licht der Sterne wie ein Kupferstich.
    Nur war jetzt nicht der richtige Moment, die Aussicht zu genießen. Avi griff nach oben, tastete nach dem Seil, das er vom Boden aus bemerkt hatte, konnte es jedoch nicht finden.
    »Avi!«, schrie Hannah. »Sie kommen!«
    Die beiden Goblins bogen mit polternden Schritten um die Ecke. Ihr Atem dampfte in der kalten Luft, und das Geräusch ihrer genagelten Stiefel hallte auf dem Kopfsteinpflaster wider. Ihre Helme bestanden aus Bronze und reichten bis zu den Rücken ihrer Hakennasen. Die Goblins fletschten schiefe Zähne.
    »Die Kleine ist wirklich niedlich«, meinte der eine und schwenkte seine Hellebarde. »Ich glaube, ich spiele zuerst ein bisschen mit ihr.«
    »Wo ist der andere?«, wunderte sich der zweite.
    »Hannah!«, zischte Avi. »Stell dich unter den Tank.«
    Hannah nahm den Rucksack ab und tat wie geheißen.
    »Wo ist er, Schätzchen?«, fragte der Goblin.
    »Komm doch her und finde es selber raus«, gab sie zurück.
    Avi tastete weiter nach dem Seil und versuchte nicht auf die anzüglichen Bemerkungen zu hören, mit denen die beiden Goblins Hannah bedachten. Wo zum Teufel war nur dieses Ding?
    Die Goblins näherten sich. Als Avi schon verzweifeln wollte, fanden seine Finger endlich das Seil. Er umfasste es fest und zog heftig daran, während die beiden Goblins nun mit schreckgeweiteten Augen nach oben schauten.
    An der Unterseite des Tanks öffnete sich eine Notluke, so dass sich ein eiskalter Wasserfall über Avis Kopf ergoss. Er schlang Arme und Beine um den nächstbesten Pfeiler und klammerte sich nach Atem ringend daran, während das Wasser unter ihm auf den Platz strömte.
    Hannah und die Goblins waren sofort bis auf die Haut durchnässt. Da Hannah offenbar damit gerechnet hatte, fiel sie auf die Knie. Die Goblins hingegen traf die Flut völlig überraschend und riss sie um. Sie landeten auf dem Rücken und wanden sich unter Schmerzensschreien in den Pfützen. Rauchwolken stiegen auf, als das Wasser ihnen die Haut verätzte.
    Goblins hassen Wasser, dachte Avi schadenfroh. Er erinnerte sich an die Narbe auf Kellens Wange, Folge eines unfreiwilligen Bads im Fluss. Inzwischen war der Tank beinahe leer. Avi machte sich wieder an den Abstieg, wobei er darauf achten musste, nicht an dem nassen Holz abzurutschen.
    Der eine Goblin zuckte noch in Krämpfen, während es seinem Spießgesellen gelang, auf allen vieren davonzukriechen.
    Hannah hob eine zu Boden gefallene Hellebarde auf und holte aus. Die Klinge schimmerte matt. Entsetzt hielt Avi inne.
    Der Goblin ließ sich auf den Rücken fallen und hielt die Hände vors Gesicht. »Bitte! Nicht!«
    »Hau ab«, sagte Hannah. »Und richte Kellen aus, er soll uns in Ruhe lassen.«
    »Ja, ja …«, stammelte der Goblin und wich zurück. Seine verätzte Haut glänzte. Nachdem er seinem Begleiter auf die Füße geholfen hatte, hinkten sie fort. Avi sprang die letzten Meter vom Turm.
    Hannahs Züge hatten sich wieder entspannt.
    »Ich habe schon geglaubt, du bringst ihn um«, meinte er.
    »Vielleicht hätte ich

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