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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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wird sich an euch beiden rächen«, keuchte er und kippte leblos zur Seite.
    Avi lief zu Hannah hinüber, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Bestens«, erwiderte sie mit erstickter Stimme.
    Er nahm sie in seine zitternden Arme. Nun waren sie erst seit einer knappen Stunde im Feenreich und hatten die meiste Zeit damit verbracht, vor ihren Verfolgern zu fliehen. Wenn Avi nicht schnell genug gewesen wäre oder der Goblin fester zugedrückt hätte …
    Als ein gewaltiger Schatten auf ihn fiel, hob Avi den Kopf.
    »Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen«, meinte er.
    »Ich hatte schon Sorge, dir nicht helfen zu können«, entgegnete der Wächter. »In dieser Gestalt bin ich an die Brücke gefesselt.« Er verzog das Gesicht und rieb sich den Arm. »Durch das Tor zu greifen, war … schmerzhaft.«
    Wieder erbebte die Brücke, und ein zweiter Koloss schritt zwischen den Häuserzeilen auf sie zu.
    »O Gott des Krieges«, verkündete er mit dröhnender Stimme, »stähle die Herzen meiner Soldaten, auf dass sie furchtlos werden!«
    Avi sah Roosevelt zum ersten Mal als Statue. Sein riesiger Wanst wackelte, obwohl er aus massivem Stein bestand. »Zu spät, Roosevelt. Die Schlacht ist vorbei.«
    »Schockschwerenot!«, rief Roosevelt.
    »Immer ist er unpünktlich«, meinte da ein zartes Stimmchen, begleitet von einem leisen Surren. Avi, der immer noch Hannah stützte, suchte mit Blicken den Himmel ab, bis er einen winzigen blauen Stern entdeckte, der sich stetig näherte und sich schließlich als Elfe entpuppte. »Aber wenigstens haben sie auf meinen Ruf gehört.«
    »Brucie«, erwiderte Avi. »Ich wusste, dass du uns nicht davonlaufen wirst.«
    »Ich laufe nicht, ich fliege«, gab sie stolz zurück.
    »Wir dürfen hier nicht länger herumstehen«, warnte Durin. »Es werden noch mehr Goblins kommen. Vielleicht sogar Kellen selbst, und der wird gar nicht erfreut sein.«
    »Vorwärts!«, meinte Roosevelt und breitete die Arme aus, um sie auf der London Bridge willkommen zu heißen. Im nächsten Moment hielt er inne. »Was starrt ihr mich alle so an?«
    Avi betrachtete wie die anderen Roosevelts Gesicht. Er hatte eine merkwürdige Beule an der Wange, die an eine steinerne Warze erinnerte. Avi beobachtete, wie die Ausbuchtung über Nase und Lippen des Wächters bis zum Kinn wanderte und dort verharrte.
    »Was ist denn mit deinem Gesicht los, Roosevelt?«, fragte er.
    »Mein Gesicht ist dasselbe wie immer«, empörte sich der Wächter.
    »Das Ding sieht aus wie eine Warze«, beharrte Avi.
    »Wächter haben keine Warzen!«
    »Dreh mal den Kopf zur Seite.«
    Roosevelt gehorchte murrend. Der Mond beschien die eigenartige Wucherung, die plötzlich Flügel bekam und sich in die Luft erhob. Im Tiefflug umkreiste sie die verdatterte Brucie und landete schließlich sanft auf Hannahs Arm.
    »Pennie!«, jubelte Hannah.
    Das Pennapor erschauderte leicht, gab die steinerne Tarnung auf und passte sich an Hannahs Jacke an.
    Gemeinsam folgten sie Brucie und den Wächtern die schmale Straße entlang, die auf der Mitte der London Bridge verlief. Ihr Ziel war die Chapel of Saint Thomas.
    Und das Orakel.

Kapitel 15
    D ie Kapelle, ein schmales Gebäude aus Stein, war zwischen zwei Lagerhäuser eingezwängt und hatte einen hohen Turm, der gewunden war wie ein Korkenzieher. Da die Tür nur gewöhnliche Größe besaß, mussten Durin und Roosevelt schrumpfen, um hindurchzupassen. Als die beiden Hünen zusammenschnurrten wie Luftballons aus Granit, fand Avi den Anblick ziemlich beunruhigend.
    »Petriviten besitzen die Fähigkeit, ihren Körperumfang in beträchtlichem Maße zu beeinflussen«, erklärte Durin. »Allerdings nur vorübergehend.«
    Nachdem die beiden Wächter nicht mehr zehnmal, sondern nur noch dreimal so groß waren wie ein gewöhnlicher Mensch, konnten sie sich in die Kapelle zwängen, wo sie wieder zu Riesen wurden, sich auf die zwei freien Sockel neben dem Feenthron stellten und erstarrten. In der Kapelle befanden sich vier weitere Sockel mit Statuen darauf.
    Noch vier Wächter, dachte Avi. Er hatte niemals gesehen, dass sie sich bewegt hätten, und fragte sich, ob sie es jemals tun würden.
    Avi wandte sich zum Thron um. Er stand noch genau so da, wie er ihn im Gedächtnis hatte, und zwar auf einer niedrigen Plattform in der Mitte des runden Kirchenschiffs. Einige hölzerne Stufen führten hinauf. Avi sah noch deutlich vor sich, wie er sie, ermutigt von dem verräterischen Kobold Xander,

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