Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
Vom Netzwerk:
Leder. Er griff nach dem Handgelenk des Goblins und versuchte, den Dolch wegzudrücken, aber es war vergeblich. Nach dem monatelangen Steineschleppen auf der Baustelle hatte Avi sich für stark gehalten … doch Narbennase war stärker. Die Spitze des Dolches streifte seinen Bauch.
    Drüben am Tor schrie Hannah immer lauter.
    Da fiel Avi eine Bemerkung von Donny ein, die in einem Gespräch über Judo gefallen war: Der Schlüssel ist nicht die eigene Kraft, sondern dass man die Kraft des Gegners gegen ihn einsetzt.
    Als Avi tat, als gäben ihm die Knie nach, ging der Schwung, den Narbennase in den Dolchstoß legte, plötzlich ins Leere. Gleichzeitig drehte Avi seinem Gegner den Arm um. Der Goblin wurde nach vorne geschleudert und landete mit ausgestreckten Händen auf dem Boden. Avi hörte, wie ihm knackend ein Handgelenk brach. Der Dolch überschlug sich und blieb im Schatten des Tors liegen.
    Avi umkreiste Narbennase, der sich stöhnend und fluchend auf dem Boden wand.
    »Ich habe dich besiegt.« Avi hatte Mühe, seine Stimme zu beherrschen, denn Narbennase wirkte trotz seines angeschlagenen Zustands wütender und gefährlicher als je zuvor. »Jetzt lass uns gehen.«
    »Niemals!«, zischte der Goblin und rappelte sich auf. Das rechte Handgelenk an die Taille gepresst, nahm er seinem Kameraden das Schwert ab. »Holt ihn euch, Jungs!«
    Mehr Ermunterung hatten die anderen Goblins nicht nötig. Unter ohrenbetäubendem Kriegsgeschrei stürmten sie auf Avi zu. Als dieser sich zu Hannah umdrehte, sackte das schmiedeeiserne Tor auf einmal in sich zusammen wie ein Papiertaschentuch. Dürrem Reisig gleich, purzelten die Gitterstäbe durcheinander, und Mauerbrocken fielen aus dem Torbogen herab. Ein großes Stück stürzte einem der Goblins, die Hannah festhielten, direkt auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel, bevor er auch nur einen Mucks von sich geben konnte. Die Goblins heulten auf, und Avi schnappte nach Luft, als sich ein gewaltiger Arm aus dem zerstörten Tor streckte. Eine steinerne Faust von der Größe eines Kleinwagens öffnete sich, packte Narbennase und schloss sich wieder. Dann drückte die Faust zu. Aus ihrem Inneren drang ein einziger gedämpfter Aufschrei. Grünes Goblinblut ergoss sich über die Fingerknöchel der riesigen Faust. Im nächsten Moment ging die Faust wieder auf, und Narbennases zerquetschte Überreste landeten auf dem Boden.
    Die übrigen Goblins wollten die Flucht ergreifen, aber zu spät. Der Arm glitt über das Kopfsteinpflaster und warf die gesamte Abteilung um wie Kegel, so dass die Soldaten über die Brüstung in den Fluss purzelten. Aus dem Wasser stieg ein abscheuliches Zischen auf.
    Der letzte überlebende Goblin hatte den Arm fest um Hannahs Hals geschlungen und entfernte sich rückwärts durch das Tor in Richtung London Bridge.
    »Nicht näher kommen!«, drohte er. »Sonst breche ich ihr das Genick. Ich meine es ernst.«
    Avi folgte ihm in gebührendem Abstand. Als er unter dem Torbogen hindurchging, trat er auf etwas: Narbennases Dolch. Der Goblin warf gerade einen Blick auf den riesigen Arm, der abwartend über ihm schwebte, so dass Avi die Gelegenheit nutzen konnte, die Waffe aufzuheben. Er versteckte den Dolch hinter dem Rücken.
    »Gib sie frei«, sagte er. »Dann schonen wir dein Leben.«
    »Wir?«, wiederholte der Goblin. Ihm klapperten die Zähne, und seine Stimme zitterte vor Angst. »Ich sehe hier nirgendwo ein ›wir‹.«
    »Du irrst dich«, erklang da eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Eine riesenhafte Gestalt kam in Sicht. Es war der Besitzer des Arms, der Avi vor der Gefangennahme gerettet hatte. Die lebende Statue bestand von Kopf bis Fuß aus rauhem, grauem Stein und war fast so groß wie die fünfstöckigen Häuser, die die Straße auf der Brücke säumten. Bei jedem ihrer Schritte erbebte der Boden.
    »Hallo, Durin«, begrüßte ihn Avi.
    »Lass sie los«, befahl der Wächter mit dröhnender Stimme.
    »Niemals!«, protestierte der Goblin und fing an, Hannah die Kehle zuzudrücken. Das Mädchen sträubte sich und rang nach Atem.
    Da der Goblin für einen Moment abgelenkt war, gelang es Avi, lautlos auf ihn zuzuhuschen und ihm den Dolch von hinten durch das Kettenhemd bis tief ins Herz zu stoßen. Der Gegner stöhnte und lockerte seinen Griff um Hannah, die prompt zu Boden stürzte. Dann taumelte er rückwärts, hielt sich den blutüberströmten Oberkörper und sackte schließlich gegen eine Mauer. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Avi an. »Kellen

Weitere Kostenlose Bücher