Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Herubald zu sehen, der ihnen einladend zuwinkte.
    Erst als alle seine Begleiter den Anstieg bewältigt hatten, folgte auch Loridan. Oben fand er eine große flache Felsplatte vor, die nur von Süden und Osten über steile Hänge zu erreichen war, während ihre Nordwestseite von schroffen Felswänden begrenzt wurde. Eine breite Spalte führte in den Berg hinein, und in dieser stand Herubald, sein Schwert in der Hand.
    »Hier ist Raum genug für unsere Echsen«, sagte er. »Dann können wir sicher sein, dass niemand unbemerkt an sie herankommt. Wir können unter freiem Himmel lagern, es sieht nicht nach Regen aus, und wir haben hier eine gute Sicht über das Umland.«
    »Ja«, sagte Loridan. »Und wir sollten diese Sicht nutzen, solange das Tageslicht noch nicht gänzlich vergangen ist. Ich wüsste gerne, ob wir verfolgt werden – und ob Drachen in der Nähe sind.«
    »Das ist eine gute Idee«, bestätigte Herubald. »Willst du die Wache übernehmen?«
    »Ja, das werde ich.«
    Loridan hockte sich an den Rand der Felsplatte und ließ seinen Blick über das Land schweifen, das bereits im Schatten lag. Nichts regte sich zwischen den umliegenden Hügeln und Felsen, und auch am Himmel, an dem kleine Wölkchen im roten Abendlicht leuchteten, war keine Bewegung zu sehen. Nach einer Weile wandte Loridan sich seinen Gefährten zu, die inzwischen ihre Bündel aufgeschnürt und dicht an der Felswand ihre Decken ausgebreitet hatten. Tirandor saß etwas abseits vom Rest der Gruppe und hatte vor sich eine Reihe von kleinen Phiolen und anderen Gefäßen ausgebreitet. Mit flinken Fingern fügte er verschiedene Zutaten in einem Mörser zusammen und begann, die Mischung sorgfältig zu zerreiben.
    »Heute ist ein besonderer Abend«, verkündete Herubald, und alle Blicke wandten sich ihm zu. »Wir sind nun nicht mehr weit vom Ziel unserer Reise entfernt. Wenn alles gut geht, werden wir morgen am Nachmittag oder am Abend den Turm erreichen. Viele Überraschungen durften wir auf dieser Reise bereits erleben. Loridan hat uns gezeigt, dass wir die Drachen in Zukunft vielleicht in einem neuen Licht sehen müssen. Und wir sind Wesen begegnet, von denen wir bisher nur in dunklen Legenden gehört haben. Wir wissen nicht, was uns der morgige Tag bringen wird – aber ich ahne, dass die Drachen nicht die größte Gefahr sind, die uns droht.«
    »Ja, auch ich habe dieses Gefühl«, sagte Tan-Thalion. »Dennoch bin ich voller Zuversicht. Die Drachen scheinen Loridan zu respektieren, und die Dunkelmenschen fürchten das Zauberlicht, das ich entfachen kann.«
    »Gut«, erwiderte Herubald. »Lasst uns die Planung des morgigen Tages mit diesen Worten der Hoffnung beenden. Was morgen geschehen wird, kann keiner von uns vorhersehen. Wir sind alle müde und sollten bald ruhen, aber vielleicht möchte erst noch jemand ein Lied oder eine Geschichte vortragen?«
    »Wenn Ihr erlaubt, dann werde ich eine kurze Geschichte erzählen«, sagte Tirandor, der zwischen die Gefährten getreten war, eine kleine Tonflasche in seinen Händen haltend. »Ich habe gerade einen Heiltrank gemischt, und ich möchte Euch etwas über die Geheimnisse seiner Zutaten erzählen. Doch zunächst sollt Ihr alle den Trank kosten, denn es ist ein Rezept, das nicht nur Wunden heilt, sondern auch die Erschöpfung des Körpers lindert.«
    Im letzten dämmrigen Licht des Tages ging Tirandor reihum zu seinen Gefährten und schenkte jedem eine kleine Menge des Trankes in einen winzigen Becher. Als alle getrunken hatten, verschloss der Heiler die Flasche sorgfältig und setzte sich neben Herubald auf den Boden.
    »Euer Trank hat einen seltsamen Geschmack«, sagte Jandaldon. »Auch wenn mir manche Aromen darin vertraut erschienen. Ich frage mich, warum Ihr uns erst habt trinken lassen, bevor Ihr uns das Geheimnis des Rezeptes verraten wollt.«
    »Der Grund dafür ist, dass es schneller geht, den Trank zu trinken, als sich die Geschichte seiner Entstehung anzuhören. Und ich wollte den Trank nicht im Dunkeln ausschenken, denn er ist sehr kostbar. Die wichtigste Zutat des Trankes ist die Frucht des Inglaar-Baumes. Dieser Baum ist sehr selten, und ich selbst habe ihn nur ein einziges Mal gesehen. Er wächst nur auf dem Südkontinent und auch dort nur an ganz bestimmten Stellen. Es gibt sogar Gelehrte, die behaupten, dass es nur einen einzigen Inglaar-Baum gibt, der aber immer an verschiedenen Stellen wächst. Das klingt vielleicht sehr verwirrend – und tatsächlich ist der Südkontinent ein

Weitere Kostenlose Bücher