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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Wache übernehmen, gemeinsam mit Jandaldon, wenn er einverstanden ist.«
    Die Gefährten stimmten diesem Vorschlag zu, und bald saßen nur noch Jandaldon und der Heiler am Rand des Felsplateaus, während die anderen sich dicht an die Felswand gedrängt in ihre Decken rollten. Auch Loridan hatte sich zur Ruhe gelegt, doch trotz seiner Müdigkeit dauerte es einige Zeit, bis der Schlaf zu ihm kam. Er fragte sich, was der morgige Tag bringen würde und ob die Gelegenheit einer friedlichen Verständigung mit den Drachen vielleicht endgültig vertan wäre.
    *
    Tirandor und Jandaldon hatten sich ihre Decken um die Schultern gelegt, denn es wehte ein kühler Wind aus dem Süden heran. Für eine Weile saßen sie schweigend beieinander, ihre Blicke auf die dunkle Landschaft der Drachenberge gerichtet.
    »Eure Geschichte vom Südkontinent war sehr interessant«, sagte Jandaldon nach einer Weile. »Wenn ich noch Leben in mir hätte, könnte ich den Wunsch verspüren, dieses Land einmal zu sehen.«
    »Ich denke immer noch, dass in Euch mehr Leben ist, als Ihr zugeben wollt – vielleicht mehr als Ihr selbst wisst«, sagte Tirandor. »Und doch ahne ich, dass Ihr immer noch den Tod sucht. Habt Ihr Euch uns deshalb angeschlossen, weil Ihr hofft, dass die Drachen uns alle vernichten werden?«
    »Ich hoffe natürlich nicht, dass Ihr vernichtet werdet – es ist nicht mein Wunsch, dass Ihr alle mit mir in den Tod geht. Aber es war Euer Wille, diesen Weg zu gehen, und ich bin bereit, Euren Tod mit Euch zu teilen. Macht mich also nicht dafür verantwortlich, wenn Ihr morgen sterben werdet.«
    »Ich mache Euch nicht für meinen Tod verantwortlich, falls es denn dazu kommen sollte. Nur für Euren eigenen Tod mache ich Euch verantwortlich. Warum brecht Ihr nicht zu einer Reise auf den Südkontinent auf? Auch dort gibt es genügend Gefahren, die Euer Leben beenden könnten. Allerdings gibt es auch Dinge, die Euch vielleicht ins Leben zurückrufen würden.«
    »Bitte, Tirandor«, sagte Jandaldon. »Könnt Ihr nicht für heute einmal damit aufhören, mich heilen zu wollen? Lasst uns den Rest unserer Wache über andere Dinge reden – aber zuvor will ich Euch ein Versprechen machen. Wenn ich den morgigen Tag überlebe, werde ich in den Süden reisen, um zu sehen, ob ich dort Tod oder Leben finden werde.«
    »Eure Worte zeigen mir, dass es noch Hoffnung für Euch gibt – vielleicht werden wir eine Gelegenheit finden, den Süden gemeinsam zu bereisen.«
    »Es wäre mir ein Vergnügen. Bitte, erzählt mir noch ein wenig mehr über dieses geheimnisvolle Land. Ihr habt von den reinen Elementen berichtet – habt Ihr jemals versucht, Proben davon mit Euch zu nehmen?«
    »Oh ja«, sagte Tirandor mit einem grimmigen Lachen. »Aber ich war nicht sehr erfolgreich. Einmal füllte ich eine Flasche mit elementarem Wasser, doch es ließ sich nicht lange einsperren. Nach ein paar Tagen war die Flasche leer, obwohl ich sie gut verschlossen hatte. Ein Brocken Eis aus dem See des ewigen Frostes, den ich mit mir führte, verschwand auf ebenso geheimnisvolle Weise. Als ich einst versuchte, mich einer Quelle des ewigen Feuers zu nähern, hielt die Hitze mich fern – und ich hätte ohnehin nicht gewusst, wie ich ein körperloses Feuer hätte mit mir tragen sollen.«
    »Wahrlich ein faszinierendes Land«, sagte Jandaldon, nachdem er für kurze Zeit nachdenklich geschwiegen hatte. »Wenn die Drachen mir einen Tod in ihrem Feuer versagen, kann ich vielleicht auch dort ein Ende finden, das ein Lied wert ist. Und auf dem Weg dorthin könnte ich ein neues Lied ersinnen, um meinen Abgang zu würdigen.«
    »Wollt Ihr nicht aufhören von Eurem Tod zu reden?« Tirandors Stimme klang ernst. »Ihr wollt nicht, dass ich zu Euch von Heilung spreche, und genauso wenig ertrage ich es, einen gesunden Menschen zu hören, der seinen Tod herbeisehnt.«
    »Gut, ich will nun schweigen.« Jandaldon blickte für eine Weile still in die Nacht hinaus. Die beiden Himmelswanderer waren aus dem Wolkenschleier herausgetreten, und Eril-Firions Licht war hell genug, um den beiden Männern die Umgebung ihres Lagers und die Umrisse der nahe liegenden Berge zu offenbaren. Auch Tirandor schwieg, doch sein Blick wanderte immer wieder zu dem Sänger hin, der seine Lippen in stummen Worten bewegte, so als würde er über den Text eines Liedes nachsinnen. Plötzlich wandten sich die Augen beider Männer nach Süden hin, denn für einen Moment war dort ein Lichtschein aufgeflammt.
    »Was war das?«,

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