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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ein unlösbarer Zwiespalt. Sie wurden geschaffen, um die Menschen zu schützen und um Thaur-Angoths Geschöpfe zu vernichten. Damals, bei ihrem Angriff auf die Küstenstädte, haben sie viele Menschen getötet, weil sie den Einfluss Thaur-Angoths in ihnen spürten. Und doch sind sie im Moment unsere wichtigsten Verbündeten, denn nur sie können Tan-Thalion und seine Gefährten jetzt noch aufhalten. Die Drachen haben den Menschen einmal vertraut, als sie sie die Türme bauen ließen. Ich hoffe, dass sie diesen Fehler nicht noch einmal begehen.«
    *
    Instinktiv duckte sich Loridan, als er den Drachen vorbeifliegen sah, auch wenn er wusste, dass es bedeutungslos war. Der Drache war zu weit weg, um ihn und seine Gefährten angreifen zu können, aber zu nah, um sie zu übersehen. Doch warum kam er nicht näher? Seit sie am Vormittag aufgebrochen waren, war dies bereits der dritte Drache, der sich ihnen zeigte. Sie befanden sich auf einem flachen Felsplateau, auf dem die Echsen gut vorankamen. Hier gab es nur wenig Deckung, und wenn die Drachen nun angreifen würden, dann hätten die Gefährten kaum eine Chance, ihrem Feuer zu entgehen. Loridan war sich sicher, dass die Drachen sie beobachteten – und offensichtlich wollten sie, dass den Menschen ihre Anwesenheit stets bewusst blieb. Während er dem Drachen hinterherblickte, ließ Loridan seinen Craith anhalten. So viel hätte erreicht werden können, wenn Tan-Thalion nicht darauf bestanden hätte, die Reise fortzusetzen. Wie würden die Drachen nun reagieren? Zumindest zeigten sie bisher keine Feindseligkeiten, aber der Turm war nicht mehr fern – bald würde es zu einer Entscheidung kommen. Loridan bedeutete seinen Gefährten, ihren Weg fortzusetzen, während er stehen blieb, um auf Herubald zu warten. Tirandor ritt gemeinsam mit dem verwundeten Gerric auf einer Echse, denn der Soldat wirkte immer noch benommen und klagte über Schmerzen. Tan-Thalion und Jandaldon folgten dicht hintereinander, beide schweigsam und mit düsteren Mienen. Herubald, der den Schluss des Zuges bildete, lenkte seine Echse neben die seines Schwertbruders, und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort.
    »Denkst du, dass der Drache uns gesehen hat?«, fragte Herubald.
    »Ja«, antwortete Loridan. »Wir wissen beide, wie gut die Augen der Drachen sind. Ich frage mich nur, was sie im Schilde führen. Wir sind dem Turm jetzt schon ziemlich nahe, und morgen werden wir ihn wahrscheinlich erreichen. Sollten wir nicht rasten, um uns für den morgigen Tag zu stärken?«
    »Was hältst du von den Felsen dort vorne?« Herubald zeigte auf einen Gipfel im Nordwesten. »Dort sollten wir eine windgeschützte Stelle finden.«
    »Gut«, sagte Loridan. »In dieser Nacht müssen wir allerdings einen Platz suchen, der uns nicht nur vor Wind und Drachen schützt – ich traue dem Frieden nicht.«
    Loridan blickte seinem Schwertbruder hinterher, als dieser sein Tempo erhöhte, um sich an die Spitze des Zuges zu setzten. Sie hatten sich während des ganzen Tages nur kurze Pausen gegönnt, denn der Schrecken der vergangenen Nacht lag noch auf ihnen. Es gab jedoch keine Anzeichen einer Verfolgung durch die Dunkelmenschen, und in der zweiten Tageshälfte waren die Blicke der Gefährten immer seltener zurück nach Osten gewandert. Immerhin hatten sie seit dem Vormittag eine gute Strecke zurückgelegt, obwohl sie nur noch über fünf Reittiere verfügten. Weniger tückisch als zuvor war der Fels, während ihr Weg sich zwischen den majestätischen Zinnen der Drachenberge hindurchwand, und sie hatten kaum noch Steigungen zu bewältigen.
    Nun allerdings, als Herubald die Gruppe rasch zu einem der Gipfel führte, begann das Gelände wieder anzusteigen. Bald lag vor ihnen eine schroffe Felsformation – der letzte ausgefranste Ausläufer eines Höhenrückens, der zu der eigentlichen Bergspitze hin anstieg.
    Für eine Weile kämpften sie sich über lose Steine am Rand einer steilen Klippe entlang, aber sie fanden keine geschützte Stelle, die ihnen als Lagerplatz geeignet erschien. Die Sonne war bereits hinter den westlichen Bergen verschwunden, als sie den Fuß eines steilen Geröllhangs erreichten, der hinauf zwischen die Felsen führte.
    »Wartet hier«, sagte Herubald und trieb seine Echse den steilen Anstieg hinauf. Nach kurzer Zeit verschwand er aus der Sicht der Gefährten, und Loridan blickte ihm besorgt hinterher. Schon bald jedoch erschien der Kopf des Craith wieder am oberen Ende des Steilhangs, und dann war auch

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