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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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konnte. Schließlich ließ er seinen Helm fallen, den er immer noch in der Hand getragen hatte, und öffnete den Schwertgurt, um auch seine Waffe von sich zu werfen.
    »Seid gegrüßt«, sagte er. »Ich stehe ungeschützt und ohne Waffe vor euch. Mein Leben liegt in eurer Hand.«
    Er trat ein paar Schritte nach vorne, um wieder an Jandaldons Seite zu gelangen. Dann blickte er zu der Frau hinauf, von der er nun nur noch durch einen letzten steilen Felsbuckel getrennt war. Ihr langes blondes Haar fiel fast bis zu ihrem Gürtel, der aus einem einfachen Strick bestand. Das Kleid, das sie trug, war aus grobem Stoff, und ein zerschlissenes Tuch lag um ihre Schultern. Trotz ihrer ärmlichen Kleidung erschien sie ihm königlich und machtvoll, auch wenn ihr Gesicht mädchenhaft und verletzlich wirkte. Loridan konnte den Blick nicht von ihr wenden und wartete begierig darauf, dass sie wieder sprechen würde.
    »Ihr seid beide hier willkommen, Jandaldon und Loridan«, sagte sie. »Aber warum führt ihr Menschen hierher, die von Thaur-Angoth gezeichnet sind?«
    »Diese Menschen sind meine Freunde, und ich sehe nichts Böses an ihnen.« Nur widerwillig wandte Loridan seinen Blick von der Frau, um die Drachen anzublicken, denn er wusste, dass er mit ihnen sprach und die Frau nur als Mittler diente. »Und wieso kümmert es euch, wer diese Berge durchwandert? Denkt ihr, dieses Land wurde für euch alleine geschaffen?«
    »Nein, dieses Land wurde nicht für uns gemacht.« Die Stimme der Frau klang weich und ruhig, wie in jener Nacht, als Loridan sie zum ersten Mal gehört hatte. »Aber wir wurden geschaffen, um das Land von Thaur-Angoths Kreaturen zu befreien und Firions Kinder zu schützen.«
    »Ihr behauptet, dass ihr Firions Kinder schützt?« Zorn machte sich in Loridan breit. »Warum tötet ihr dann Menschen? Warum zerstört ihr unsere Städte?«
    Für einen Moment schwieg die Frau, den Drachen zugewandt, bevor sie ihm antwortete.
    »Wir töten nur die Menschen, in denen wir Thaur-Angoths Macht spüren. Viel ist geschehen, seit Car-Angoth gefallen ist. Wir dachten, wir hätten die Armeen des Bösen vernichtet, doch etwas ist hier in dieser Welt geblieben – ein böser Wille, der die Menschen vergiftet. Siehst du denn nicht das Übel, das die Menschen befallen hat? Denkst du, dass Firion die Menschen gelehrt hat, sich gegenseitig zu berauben und zu töten? Unser Auftrag ist es, Thaur-Angoths Wesen zu vernichten – und wir führen ihn aus, seit tausend Jahren.«
    »Seid ihr nicht selbst Geschöpfe des Thaur-Angoth? So steht es in den Büchern der Propheten geschrieben.« Loridans Stimme klang herausfordernd, und ungeduldig wartete er darauf, dass die Frau ihm antworten würde. Im nächsten Moment trat er einen Schritt zurück, als er das wütende Funkeln in den Augen der beiden Drachen sah. Die Hand des Ritters tastete sich zu seiner Hüfte, erst dann fiel ihm wieder ein, dass er seinen Schwertgürtel nicht mehr trug.
    »Das ist eine der Lügen, mit denen die Diener des Bösen die Menschen vergiftet haben. Es ist betrüblich, dass auch ein reiner Sohn Firions daran glaubt. So bist du letztlich auch nicht ganz von Angoths Macht unbeeinflusst geblieben.«
    »Aber wie … könnt ihr eure Worte beweisen?« Mühsam gelang es Loridan, seine Stimme wieder fest klingen zu lassen.
    »Es war Aeon, der Erste und Älteste, der uns schuf. Sein Auge spendet euch das Licht und die Wärme, die ihr zum Leben braucht. Erkennst du nicht, dass es sein Feuer ist, das auch in uns brennt?«
    »Aber …« Verwirrt schwieg Loridan für eine Weile. »Aber warum habt ihr hundertfünfzig Jahre lang diesen Krieg gegen die Menschen geführt? Es hätte schon lange Frieden zwischen uns geben können.«
    »Es hätte nie Frieden geben können, und es wird auch keinen Frieden geben.« Keine Härte lag in der Stimme der Frau, trotz der harten Worte die sie sprach. »Solange nicht Aeon selbst seinen Auftrag widerruft, werden wir weiter gegen die Mächte Thaur-Angoths kämpfen – auch wenn sie in den Geschöpfen Firions wirken.«
    »Habt ihr nicht auch gesagt, dass ihr meine Wünsche respektiert? Gehört dies auch zu dem Auftrag, den Aeon euch gegeben hat?« Loridan trat langsam weiter nach vorne, bis nur noch wenige Schritte ihn von den riesigen Wesen trennten. Die Drachen sahen einander in die Augen, und für eine Weile schwieg die Frau.
    »Die Menschen respektieren?«, sagte sie schließlich. »Das mag unser Auftrag gewesen sein, dennoch werden wir keinen

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