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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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gewissen Wohlwollen zeugt?«
    »Ich glaube nicht, dass von dem Wohlwollen der Drachen viel verbleiben wird, wenn wir weiterhin ihren Willen missachten.« Verbitterung war aus Loridans Stimme zu hören. »Wir sind dem Turm nun schon sehr nahe gekommen.«
    Loridan schien noch etwas sagen zu wollen, brach aber plötzlich ab, als die nahebei stehenden Echsen nervös an ihren Halftern zurrten.
    »Ich denke, wir werden gleich erfahren, ob die Drachen uns wohlgesonnen sind oder nicht«, sagte Tirandor. »Seht dort!«
    Der Heiler zeigte nach Westen, und alle Gefährten erhoben sich, um das Schauspiel besser verfolgen zu können. Ein Drache war dort zu sehen, der gerade zur Landung ansetzte. Seine Beine mit den fürchterlichen Klauen reckten sich dem felsigen Boden entgegen, während die gewaltigen Schwingen weit ausgebreitet auf und nieder schlugen. Der Kopf des Drachen war starr auf den Eingang der Schlucht gerichtet, so als wüsste er genau, wo die Menschen lagerten.
    »Ich werde ihm entgegengehen«, sagte Loridan. »Wenn er näher kommt, könnte es sein, dass unsere Echsen in Panik geraten.«
    Rasch trat Herubald an seinen Schwertbruder heran und reichte ihm den Helm, den dieser am Boden liegen gelassen hatte.
    »Nimm den Helm wenigstens mit dir – wenn du ihn schon nicht aufsetzen willst. Ich nehme an, dass es dein Wunsch ist, alleine dem Drachen gegenüberzutreten?«
    »Es ist nicht mein Wunsch, aber ich denke, es ist besser so. Ich werde in Sichtweite bleiben.« Loridan umarmte seinen Schwertbruder und wollte sich zum Gehen wenden, als Jandaldon in seinen Weg trat.
    »Es wäre vielleicht besser, wenn ich ginge«, sagte der Sänger. »Die Drachen könnten böse mit Euch sein.«
    »Sie könnten auch böse mit Euch sein«, erwiderte Loridan. »Also lasst uns zusammen gehen.«
    Der Ritter schritt an Jandaldon vorbei und ging auf den Drachen zu, der jedoch nicht an dem Ort verharrte, wo er sich aus der Luft herabgesenkt hatte. Er bewegte sich nach Nordosten, der Felswand entgegen, an deren Rand die Gefährten lagerten. Aber nicht der Eingang der Schlucht, sondern ein Punkt nördlich davon, schien sein Ziel zu sein.
    Erstaunt änderte Loridan seine Richtung, und sein Blick wanderte über das zerklüftete Felsmassiv, um herauszufinden, wohin der Drache gehen würde. Außer ein paar verdorrten Kiefern, die sich an den steinigen Untergrund klammerten, war nichts Bemerkenswertes zu sehen. Seinen Helm trug der Drachentöter immer noch in der Hand, und sein Schwert ruhte in der Scheide. Er hörte, wie der Sänger seine Schritte beschleunigte, um nicht hinter ihm zurückzufallen, und bald gingen sie Seite an Seite weiter.
    Plötzlich sah Loridan den zweiten Drachen, der versteckt zwischen steilen Klippen auf sie wartete. Seine Hand glitt an den Griff des Schwertes, doch dann erkannte er den Drachen mit den dunklen Augen, mit dem er vor einigen Tagen gemeinsam durch die Nacht gewandert war. Schwarzauge – so hatte die junge Frau ihn genannt. Sofort fühlte der Ritter sich beruhigt, denn er hatte in dieser Nacht Vertrauen zu dem gewaltigen Wesen gefasst. Inzwischen hatte auch der zweite Drache die Felsklippen erreicht, und Loridan ging ihnen weiter entgegen, bis er ein Funkeln in den großen dunklen Augen erkannte, das ihn beunruhigt innehalten ließ. Jandaldon ging noch einige Schritte weiter, bevor er stehen blieb und die beiden Drachen herausfordernd anblickte.
    »Sei gegrüßt, Jandaldon. Und auch du, Loridan.«
    Die beiden Männer blickten überrascht nach oben, von wo die Stimme zu ihnen gedrungen war. Dort, auf einem Felsvorsprung, stand die junge Frau, die Loridan bisher nur in dieser einen geheimnisvollen Nacht gesehen hatte. Jetzt, im vollen Licht des Tages, starrte er sie fasziniert an und vergaß fast die beiden Drachen, die nur ein Dutzend Schritte von ihm entfernt lauerten.
    »Sei gegrüßt, mein Engel.« Jandaldon hatte seine Überraschung schneller überwunden als Loridan und trat noch näher an die Felsen heran. »Seid auch Ihr gegrüßt, Schwarzauge und Donnersturm.« Der Sänger verbeugte sich vor den beiden Drachen, die diese Geste scheinbar ungerührt zur Kenntnis nahmen. Loridan kam sich töricht und unbeholfen vor. Er fühlte, dass irgendeine Reaktion von ihm erwartet wurde, aber er wusste nicht, wie er die Drachen grüßen sollte, deren Sprache er nicht beherrschte, und wie die Frau, die ihn so faszinierte. Insgeheim bewunderte er den Sänger, der offensichtlich mehrere der Drachen bei ihren Namen nennen

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