Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
anzugreifen. Ich kenne Deryn, und ich weiß, dass er weniger Böses in sich trägt als die meisten Menschen. Wenn schon er eine Gefahr für Danira bedeutete, dann würde ich euch umso mehr gefährden.«
    Nachdenklich blickte Danira zu dem alten Mann – sie selbst spürte seine düstere Ausstrahlung, und dennoch wusste sie, dass er ihr ein treuer Freund war. Sie setzte zu sprechen an, aber schon ergriff Valkar wieder das Wort.
    »Das ist es, was auch ich sagen wollte. Falls wir tatsächlich ins Drachenland vordringen, dann sollten wir uns von Grimstan trennen. Die Entscheidung darüber müssen wir nicht jetzt treffen, denn wir werden einige Tagereisen unterwegs sein, bis wir die Grenze des Drachenlandes erreichen. Und wenn wir Glück haben, werden wir Loridan schon früher treffen, und dann werden sich alle unsere Pläne ohnehin ändern.«
    »Nein«, erwiderte Danira. »Ich denke, wir sollten über diese Frage jetzt entscheiden. Wenn Grimstan bereit ist, uns zu begleiten, dann sollte er es tun. Auch wenn er uns gefährdet, so ist die Gefahr für ihn selbst am größten.«
    »Das würde ich nicht sagen.« Grimstan zeigte ein grimmiges Lächeln. »Denn ihr habt mehr zu verlieren als ich – eure Hoffnung.«
    *
    »Warum sollen wir den Befehlen der Drachen gehorchen?«, fragte Tan-Thalion. »Vielleicht locken sie uns an einen Ort, wo eine ganze Schar von ihnen lauert.«
    Seine Gefährten standen neben ihren Echsen, bereit für den Aufbruch, aber der Zauberer hielt sein Bündel immer noch unschlüssig in der Hand.
    »Wenn sie Übles planen sollten, könnten sie gleich hier über uns herfallen«, sagte Herubald. »Und ein Einziger würde genügen, um die meisten von uns zu töten.«
    »Soll das heißen, dass meine Mission damit gescheitert ist? Was ist aus Eurem Versprechen geworden, mich zum Turm zu geleiten?«
    »Ich kann Euch nicht geleiten, wenn es keinen sicheren Weg gibt.« Herubald stieg in den Sattel und trieb seine Echse voran.
    Mit gerunzelter Stirn blickte Tan-Thalion hinter ihm her, verärgert darüber, einfach so stehen gelassen zu werden. Die übrigen Gefährten schlossen sich Herubald an, und nur Loridan blieb bei dem Zauberer, allerdings ohne etwas zu sprechen. Mit einem Seufzen schwang sich auch Tan-Thalion auf sein Reittier und folgte den anderen. Nach Norden führte ihr Weg, am Rand steiler Hänge des Höhenzuges entlang, den sie im Lauf des Tages durchquert hatten. Nach Westen hin war das Land offener, und die nächsten Gipfel waren mehr als eine Meile entfernt.
    Der Zauberer bemerkte, dass sein Craith unruhig war; die blauen Streifen auf dessen ledriger Haut hatten sich zu einem dunklen Grauton verfärbt. Dann erst sah Tan-Thalion den Drachen: Er hob sich mit kräftigen Flügelschlägen von einem Felsvorsprung, wo er zuvor regungslos gesessen hatte, und flog dann weiter nach Norden. Schon nach einer kurzen Zeit senkte er sich wieder herunter und landete auf einem zerklüfteten Berghang – ein unmissverständliches Zeichen, dass dies die Richtung war, der die Gefährten folgen sollten.
    Sie kamen schnell voran, denn das Gelände war eben, und nur die Nervosität der Echsen bremste zuweilen ihren Ritt. Düstere Gedanken gingen Tan-Thalion durch den Sinn. Er verspürte kein Verlangen, mit seinen Gefährten zu reden, insbesondere nicht mit Loridan, der dicht hinter ihm das Ende des Zuges bildete. Und dann, vielleicht eine Stunde nach ihrem Aufbruch, sah er den Turm. Sie hatten einen Berg, der zuvor im Westen ihre Sicht behindert hatte, hinter sich gelassen, und dort, vielleicht drei Meilen entfernt, war er zu sehen. Eine schwarze Struktur, dunkel gegen das Grau der Felsen und geradlinig vor den unregelmäßigen Formen der Drachenberge. Unwillkürlich brachte Tan-Thalion seinen Craith zum Stehen. So nah war er an seinem Ziel, und doch sollte es unerreichbar bleiben? Vielleicht wäre es möglich, bei Nacht unbemerkt zu dem Turm zu gelangen, und dann würden die Geheimnisse der Alten offen vor ihm liegen.
    »Denkt lieber noch nicht einmal daran«, sagte Loridan, der seinen Craith neben den des Zauberers gelenkt hatte. »Wir können ihn nicht gegen den Willen der Drachen erreichen.«
    Mürrisch drehte Tan-Thalion sich zu dem Drachentöter um, sagte aber nichts, sondern trieb sein Reittier den anderen Gefährten hinterher, die schon einigen Vorsprung gewonnen hatten. Bald darauf hielt Herubald an der Spitze des Zuges an, und die Gefährten sammelten sich um ihn. Vor ihnen stieg das Gelände einer Felswand

Weitere Kostenlose Bücher