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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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flohen entsetzt vor dem Zorn des Drachentöters. Nur wenige Schritte setzte Herubald hinter den Fliehenden her, dann kehrte er zu Loridan zurück, der sich über die leblose Gestalt gebeugt hatte. Es war die Frau mit den langen blonden Haaren, und auf ihrer Brust leuchtete ein helles Licht, wie ein gefallener Stern. Blut befleckte ihr Kleid und auch die Rüstung des Ritters.
    »Ist sie verwundet?«, fragte Herubald, und dann stockte seine Stimme, denn er sah, dass der Sänger nicht übertrieben hatte: Ihre Schönheit war herzergreifend.
    »Nein, es ist das Blut der Kreaturen, das sie befleckt. Sie ist in einen Zauberschlaf gefallen, als Jandaldon …« Loridan verstummte, und der Ausdruck in seinen Augen ließ Herubald erschaudern. »Herubald, die Drachen sind verschwunden. Jandaldon ist in den Turm eingedrungen, und dadurch wurde irgendwie der Drachenbann ausgelöst. Seitdem ist auch die Frau bewusstlos, und ich habe sie bis hierher getragen, aber die Dunkelmenschen haben versucht, sie zu entführen oder zu töten. Ihr seid im rechten Moment erschienen, du und Gerric.«
    »Wir sind gekommen, als wir das Licht gesehen haben. Nun sollten wir schnell zu Tirandor und Tan-Thalion zurückkehren. Oder bist du verwundet?«
    »Mir ist nichts geschehen«, sagte Loridan. »Lasst uns gehen, zurück in Sicherheit – falls es diese nun noch gibt.«
    *
    Das Licht der Kerze reichte kaum über die Gesichter der drei Männer hinaus, die an dem Tisch in dem dunklen Gewölbe Platz genommen hatten. Der Einäugige blickte ungeduldig in die Runde.
    »Wo ist Vier ?«, fragte er.
    »Er ist über unser Treffen informiert«, sagte der kräftige Mann mit dem Vollbart. »Er wird sicher gleich erscheinen.«
    »Solange wir auf ihn warten, würde ich gerne eine andere Frage klären«, sagte Angbold. »Hast du es inzwischen geschafft, Tan-Thalions Zimmer in der Magiergilde zu durchsuchen, Zwei ?«
    »Ja, ich habe es durchsucht, doch ich habe keine Spur von dem Blauen Stein gefunden, aus dem die Gilde ein so großes Geheimnis macht.«
    »Wir hätten uns schon vorher um diesen Stein kümmern sollen. Wenn einer von uns sich zum Meister der Gilde hätte wählen lassen, dann hätten wir schon längst die Wahrheit über ihn erfahren.«
    »Wahrscheinlich trägt Tan-Thalion den Stein bei sich«, sagte der junge Gelehrte. »Wir werden ihn finden, wenn wir den Zauberer und seine Begleiter getötet haben.«
    »Ja, er wird uns gehören«, sagte der Schmied. »Ich bin begierig, die Wahrheit über ihn herauszufinden.«
    »Wahrscheinlich hat er keine große Bedeutung«, sagte der Einäugige. »Die Menschen neigen dazu, unbedeutende Dinge wichtiger zu machen, als sie wirklich sind.«
    Die drei Männer blickten auf, als sie ein Geräusch auf der Treppe hörten, die zu ihrem Treffpunkt hinunterführte. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür, und der Seefahrer trat herein, einen großen Krug in der Hand.
    »Ich bringe Wein«, sagte er. »Zur Feier unseres Triumphs.«
    »Deshalb hast du uns hier warten lassen?« Angbolds Stimme war streng. »Du lässt dich immer mehr von den Bedürfnissen deines Körpers beeinflussen.«
    »Ist es nicht Thaur-Angoths Wunsch, dass die Menschen der Stimme ihres Körpers folgen?«
    »Narr! Du bist kein Mensch. Nur für die Dauer unserer Aufgabe sind wir an diese Körper gebunden. Wir teilen seine Empfindungen – Hunger, Durst, Schmerzen, Lust. Aber wir müssen diese Körper beherrschen und nicht sie uns. Wenn wir uns den Gelüsten hingeben, mit denen Thaur-Angoth die Menschen verführt, kann es am Ende so weit kommen, dass wir auch von Gefühlen beeinflusst werden, die Firion den Menschen gegeben hat. Ich weiß, unsere Aufgabe zieht sich jetzt schon länger hin, als vielleicht Angoth selbst vermutet hätte – aber wir dürfen keine Schwäche zeigen.«
    »Bitte, Eins «, sagte der junge Gelehrte. »Du denkst doch nicht wirklich, dass in Vier Gefühle wie Liebe und Edelmut erwachen könnten? Keiner von uns zweifelt an seiner Entschlossenheit und seiner Loyalität zu unserem Schöpfer.«
    »Ich hoffe, dass du recht hast, Zwei «, sagte der Einäugige. »Also setze dich jetzt zu uns, Vier . Fünf erwartet unseren Ruf – wir wollen unsere Gedanken mit den seinen vereinen und gemeinsam das Gefühl des Triumphs auskosten.«
    Der Seefahrer stellte seinen Krug in der Ecke des Raumes auf den Boden und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Die vier Männer fassten einander an den Händen und schlossen ihre Augen.
    » Fünf , hörst

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