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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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der Dunkelmenschen widerten ihn an, auch wenn er sie im Geiste als seine Brüder betrachtete. Er wusste, dass diese Empfindungen seinem menschlichen Körper geschuldet waren, dennoch konnte er sie nicht völlig ignorieren. Aber er hatte die Höhle nicht verlassen, um die Nachtluft zu genießen. Ein anderes Gefühl hatte ihn nach draußen gezogen – er fühlte die Schwingung des Kristalls. Triumph! Nach einhundertfünfzig Jahren war der Bannzauber nun endlich wieder aktiv. Für eine Weile kostete Sad Adan das Gefühl des Erfolgs aus, den Blick zum nächtlichen Himmel erhoben, ein Dankgebet auf den Lippen. Doch noch war der Sieg nicht endgültig errungen. Sad Adan ließ seinen Geist in die Nacht hinausgreifen, um seine Verbündeten aufzuspüren. Er fühlte, dass viele der Dunkelmenschen tot waren, und noch mehr waren geflohen und versteckten sich nun in irgendwelchen dunklen Höhlen. Die Angst vor dem Drachenfeuer war offenbar stärker gewesen als das geistige Band, mit dem Sad Adan seine Verbündeten geleitet hatte. Trotzdem waren genügend der Dunkelmenschen ihrem Auftrag treu geblieben, und diese würden sich nun zu dem Turm begeben und ihn gegen die Menschen verteidigen. Bald würde Sad Adan ihnen folgen, zuvor jedoch wollte er Kontakt mit seinen Brüdern aufnehmen, um den Triumph mit ihnen zu teilen.
    ***

Buch 3: Drachentochter
Prolog
    Die Höhle war erfüllt von der grollenden Stimme des Berges. Tief unten in einer Spalte brodelte ein leuchtender See aus geschmolzenem Gestein, der die Decke der Höhle in ein rötliches Licht tauchte. Die Luft war zu heiß, als dass ein Mensch sie hätte atmen können – doch das Wesen, das zusammengekauert am Rand der Höhle lag, war kein Mensch. Der junge Drache lebte: Langsam, ganz langsam hob und senkte sich sein Körper im Rhythmus der Atemzüge. Seine Augen waren offen, wenn auch keine Regung sich in ihnen zeigte. Seine Gedanken, sein Bewusstsein, seine Identität waren nahezu ausgelöscht. Alles, was von ihnen noch übrig war, hatte sich zu einem winzigen Punkt innerhalb seines Geistes komprimiert, der sich vor der endgültigen Vernichtung flüchtete. Der einzige Schutz vor der Auslöschung war es für den Drachen, sein Denken in Bahnen zu lenken, die nicht von der grausamen Strahlung des Kristalls zerrissen wurden. Und so tat er etwas, was noch kein Drache vor ihm getan hatte: Er träumte. Er war nicht fähig, seinen Körper zu kontrollieren oder auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, sein Unterbewusstsein füllte seinen Geist jedoch mit Bildern, die ihn vor der Vernichtung bewahrten – Bilder von anderen Drachen, die mit ihm spielten oder ihm Nahrung brachten. Und Bilder von einer Menschenfrau – einer Frau mit langen goldenen Haaren.

Voller Sorge blickte Herubald nach Westen, in die Richtung, aus der er Loridan und die Frau zurückerwartete. Eine Gruppe der tierhaften Dunkelmenschen hatte versucht, zu der Höhle vorzudringen, in der sich die Gefährten versteckt hielten, doch die Drachen hatte den größten Teil der Angreifer vernichtet. Die Überlebenden hatten die Höhle kurz belagert, waren jedoch am erbitterten Widerstand von Herubald, Gerric und Tirandor gescheitert.
    Angewidert blickte der Drachenritter auf die toten Wesen hinunter, die vor dem Zugang zur Höhle den Boden bedeckten. In der Luft hing immer noch erstickender Brandgeruch, denn die Drachen hatten ihr Feuer gegen die Angreifer eingesetzt, und etliche der Dunkelmenschen waren in den Flammen umgekommen. Dann jedoch, plötzlich und unerwartet, hatten die Drachen sich laut brüllend in die Luft geschwungen und waren eilig nach Norden geflogen.
    Nun hatte sich Dunkelheit über das Land gelegt, und schon seit einiger Zeit war alles ruhig geblieben – keine Drachen waren zu sehen und auch keine Dunkelmenschen. Aber wo waren Loridan und Jandaldon?
    Nur mit Mühe zwang Herubald sich zur Ruhe und widerstand dem Drang, sich auf die Suche nach seinem Schwertbruder zu machen. Bisher hatten die Drachen sich wider Erwarten als vertrauenswürdig erwiesen, hoffentlich würden sie auch jetzt auf Loridan aufpassen. Immer noch war Herubald fasziniert von dem Anblick, der sich ihm geboten hatte, als Loridan auf den Rücken des Drachen gestiegen und davongeflogen war. Auch die fremde Frau war bei ihm gewesen, im Dämmerlicht des Abends hatte Herubald sie jedoch nur schemenhaft sehen können. Aber warum kehrten sie nicht zurück? Warum kehrte Loridan nicht zurück?
    Herubald hörte, wie sich hinter ihm,

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