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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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tiefer in der Höhle, die verbliebenen Gefährten leise unterhielten. Sie hatten nahe einer Spalte, durch die der Rauch abziehen konnte, ein kleines Feuer entzündet, das ihnen nun Licht und Wärme spendete. Ihr Holzvorrat würde allerdings nicht lange reichen, denn in der Umgebung hatten sie nur eine einzige verkrüppelte Kiefer gefunden. Die Bedrohung durch die Dunkelmenschen hatte Tan-Thalion aus seiner grimmigen Verbitterung gerissen, und er hatte einige Zeit damit verbracht, leise murmelnd über seinen Büchern zu brüten. Nun hatte er die Enttäuschung über das Scheitern seiner Reise offensichtlich so weit überwunden, dass er sich an dem Gespräch mit Tirandor und Gerric beteiligte. Nur Herubald war nicht nach einer Unterhaltung zumute, und er hatte die Wache am Höhleneingang übernommen, wo er ungeduldig in die Nacht hinausblickte.
    Wind war aufgekommen und ließ zerrissene Wolkenfetzen vor den Sternen vorüberziehen. Die beiden göttlichen Lichter mussten sich schon vor einer Stunde in den Himmel erhoben haben, noch waren sie aber hinter dem Höhenzug im Osten verborgen. Nur ihr Lichtschein war bisher auf den Wolken und den Schneefeldern der Berge zu sehen. Zuweilen, wenn Eril-Firion verdeckt war, glaubte Herubald immer noch, den roten Widerschein Eril-Angoths zu erkennen, heller und boshafter als je zuvor. Erst wenn das Licht des Wächters wieder das Land erhellte, fühlte der Ritter neue Zuversicht und hielt nach irgendeinem Zeichen seines Schwertbruders Ausschau. Als sich wieder eine Wolke vor Eril-Firion schob und das Land in noch tiefere Dunkelheit tauchte, fesselte ein kleiner leuchtender Punkt Herubalds Aufmerksamkeit. Eine Weile beobachtete der Ritter das funkelnde Licht mit wachsender Verwirrung, und schließlich rief er seine Gefährten zu sich, um Tan-Thalion zu der merkwürdigen Erscheinung zu befragen.
    »Es sieht nicht aus wie ein Feuer«, sagte der Zauberer. »Es erinnert mich an das Licht, das ich mit meiner Zauberkraft erzeugen kann.«
    »Was immer es sein mag«, erwiderte Tirandor, »es wirkt für mich nicht wie ein Werk des Bösen – falls Thaur-Angoths Wesen überhaupt Licht benötigen. Also nehme ich an, dass dort unsere Freunde sein könnten.«
    »Ich teile Eure Ansicht«, sagte Herubald. »Loridan erzählte mir, dass er bei seinem ersten Besuch bei den Drachen ein ähnliches Licht gesehen hat. Könnt Ihr Euer Zauberlicht wieder entzünden, Tan-Thalion?«
    »Natürlich«, erwiderte der Zauberer. »Gebt mir nur ein paar Augenblicke.«
    »Gut«, sagte Herubald. »Wollt Ihr dann das Licht erstrahlen lassen und Euch hier am Eingang der Höhle postieren? Ich werde aufbrechen, um Loridan entgegenzugehen. Euer Licht wird uns leiten, wenn wir unseren Rückweg suchen, und gleichzeitig wird es Euch vor den Dunkelmenschen schützen. Tirandor mag hierbleiben, und sein Schwert wird ein zusätzlicher Schutz für Euch sein. Wollt Ihr mich auf diesem dunklen Weg begleiten, Gerric?«
    Tirandor und Gerric signalisierten ihr Einverständnis, und sofort machten der Ritter und der Soldat sich auf den Weg. Vorsichtig und doch eilig bewegten sie sich über den steinigen Boden durch die Dunkelheit. Sie verloren das Licht, das sie leitete, für eine Weile aus den Augen, als sie sich ihren Weg durch das unebene Gelände suchten. Nach einiger Zeit fürchteten sie schon, in die Irre gegangen zu sein, denn das Licht war nicht wieder aufgetaucht. Da drangen plötzlich Geräusche an ihre Ohren – ein unterdrückter unartikulierter Schrei und das Klirren von Stahl auf Stahl.
    »Haltet Euer Schwert bereit«, sagte Herubald und beschleunigte seine Schritte.
    Das Licht des Wächters war hell genug, um die zerklüftete Ebene schemenhaft zu erkennen, und der Schwerterklang zeigte ihnen die Richtung an, in die sie eilen mussten. Als ihr Pfad sich um den Fuß eines Felsbuckels wand, sah Herubald, dass sie am Ziel ihrer Suche waren. Breitbeinig stand Loridan über einer reglosen Gestalt, die am Boden lag und von einem geheimnisvollen Licht erleuchtet wurde. Der Ritter wurde von mehreren Gegnern bedrängt, die er mit gewaltigen Schwüngen seines Schwertes auf Distanz hielt. Schon lagen etliche der finsteren Kreaturen tot am Boden.
    »Gingarod!« Herubald stieß seinen Schlachtruf erst aus, als er sich seinen Gegnern bis auf wenige Schritte genähert hatte. Die Dunkelmenschen reagierten zu langsam, denn schon waren Gerric und Herubald über ihnen. Innerhalb eines Augenblicks sanken drei von ihnen tot zu Boden, die übrigen

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