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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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einen kleinen Schluck und reichte den Krug dann an Herubald weiter. Gerade als der Ritter danach greifen wollte, erkannte er allerdings eine Bewegung auf der Straße tief unter sich und lehnte sich hastig über die Brüstung. Mit gerunzelter Stirn beobachtete er einen Reiter, der sich der Burg näherte, doch schnell erkannte er, dass es wieder nicht Eldilion war. Erst dann nahm er den Krug und trank von dem Wein.
    »Du hast also tatsächlich Jandaldons Engel gesehen?«, fragte Seregon, als Herubald sich ihm wieder zugewandt hatte. »Ist sie wirklich so schön, wie der Sänger gesagt hat?«
    »Ja, sie ist schön, auch wenn sie kein Engel ist. Trotzdem ist sie ein besonderer Mensch.« Nachdenklich schwieg Herubald für einen Moment. »So wie auch Loridan ein besonderer Mensch ist – die beiden scheinen wirklich zusammenzugehören.«
    »Hat Loridan also endlich ein Auge auf eine Frau geworfen?« Seregon grinste und nahm den Krug aus Herubalds Hand, um einen Schluck zu trinken.
    »Nun, das hat er wohl«, auch Herubald grinste, doch schnell wurde seine Miene wieder ernst. »Aber irgendwie scheint es mir, dass Loridan weniger von ihrer Schönheit beeindruckt ist, als von ihrer Fähigkeit, mit den Drachen zu reden. Sie verkörpert das, was Loridan schon lange gesucht hat – eine Möglichkeit der Verständigung mit den Drachen.«
    »Eine Verständigung mit den Drachen«, sagte Seregon. »Wer hätte gedacht, dass es jemals dazu kommen könnte? Es scheint mir, als stünden wir an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Jandaldon kennen wir schon lange, und bisher hielten wir ihn für verrückt. Nun hat dieser Verrückte mein Leben gerettet, indem er sich zwischen einen Drachen und Carilon stellte und ihren Kampf beendete. Und diese Frau lebt anscheinend schon seit Jahren mit den Drachen zusammen. Vielleicht sind wir Drachenritter wirklich überflüssig geworden.«
    »Anscheinend können wir uns von diesem Thema, das wir vermeiden wollten, nie lange entfernen«, sagte Herubald. »Der Kampf gegen die Drachen mag vielleicht vorbei sein, aber ich denke, die Drachenritter sind noch nicht überflüssig. Wir haben den Kampf gegen das Böse geschworen, und gerade jetzt scheinen böse Mächte ihre Klauen nach dieser Welt auszustrecken. Unser Kampf wird also weitergehen. Das ist zumindest meine Meinung, und ich hoffe, dass Eldilion meine Auffassung teilen wird.«

»Es ist schwer, eine Entscheidung zu treffen«, sagte Seregon, »denn immer noch wissen wir zu wenig darüber, welche Mächte sich gegen uns sammeln. Wenn ich dich richtig verstanden habe, steht uns eine Gefahr bevor, die die einstige Bedrohung durch die Drachen noch übertrifft.«
    »Ja, es ist eine große Gefahr«, sagte Herubald, »denn sie macht nicht an den Grenzen unseres Landes Halt, so wie es die Drachen bisher getan haben. Doch die Drachenritter sind nicht allein. Wir haben Freunde, wie unseren Gefährten Gerric hier, und es gibt noch andere, die uns zur Seite stehen – Menschen, die über geheimes Wissen verfügen. Gemeinsam werden wir uns der Bedrohung stellen, und mit Firions Hilfe werden wir in dem Kampf bestehen, der bald kommen wird.«
    Er wandte sich von seinen Gefährten ab, als er einen Reiter in einem braunen Umhang erblickte, der sich dem Tor der Burg näherte. Über die Brüstung gelehnt schaute er nach unten, bis er seinen Gildenmeister erkannte.
    »Es ist Eldilion! Verzeiht, ich muss sofort zu ihm.«
    Er eilte die steile Treppe des Turms hinunter und wäre fast mit einem verdutzten Wachsoldaten zusammengestoßen, der sich auf dem Weg nach oben befand. Als Herubald den Burghof erreichte, stieg Eldilion gerade von seiner Echse ab und reichte die Zügel einem Stallburschen, der diensteifrig herbeigeeilt war. Verwundert erkannte Herubald, dass der Gildenmeister unter seinem braunen Mantel ein schlichtes, grün gefärbtes Gewand trug – nichts an seiner Kleidung verriet, wer er wirklich war.
    »Herubald, endlich bist du zurück«, sagte Eldilion, während sie sich umarmten. »Wo sind die anderen Gefährten?«
    »Loridan geht es gut«, antwortete Herubald. »Zumindest war er wohlauf, als ich ihn vor vier Tagen verlassen habe. Von den Gefährten, die mit uns aufgebrochen sind, ist allerdings nur Tirandor jetzt noch bei ihm.«
    »Wir wollen uns in Ruhe über all diese Dinge unterhalten. Lass uns zu Angaldir gehen.«
    Wenig später hatten sich die Drachenritter bei dem Herrn der Burg eingefunden, und auch Carilon und Seregon gesellten sich zu ihnen, um mit

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