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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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die Arme des Schmiedes kraftlos heruntersanken und sein Körper erschlaffte, richtete der Dämon sich auf. Blut tropfte von seinen Zähnen, und das Glühen seiner Augen hatte sich zu einem grausamen Funkeln verstärkt.
    »Es ist vollbracht«, sagte er. »Was soll mit meinem alten Körper geschehen?«
    »Wir können ihn irgendwo in der Stadt deponieren – als neuen Beweis für Calidors Pakt mit dem Bösen.« Der Einäugige lachte kurz, bevor er fortfuhr. »Lasst uns nun eine Weile ruhen, bevor wir auch für Vier einen neuen Körper besorgen.«
    *
    Herubald stand an die Brüstung des Turms gelehnt und überblickte die Straße, die nach Osten führte, in Richtung auf die Hauptstadt des Reiches. Unter ihm lagen die Dächer der wenigen Gebäude, die innerhalb der Burgmauern von Ber-Faidon standen. Es war nur eine kleine Wehranlage, ein kleiner Außenposten zur Sicherung der Straße, die von Car-Tiatha kommend weiter nach Westen führte, in Richtung auf das Drachenland. Ein kleines Dorf lag unterhalb der Burg an den Hügel geschmiegt, der sich felsig und schroff aus dem flachen Tiefland heraushob. Kaum mehr als zwanzig Häuser waren es, die hier dicht beieinanderstanden, der Ritter wusste jedoch, dass auf der anderen Seite des Hügels noch ein paar verstreute Gehöfte lagen, entlang des kleinen Baches, der in den Drachenbergen entsprang und das Land nach Osten hin durchzog. Die Straße lag leer und verlassen, nur auf den Feldern bewegten sich Bauern bei der Landarbeit, und vom Dorf her war der Klang eines Schmiedehammers zu hören. Ein Narvi kreiste über dem Wald, der sich an die Burganlage anschloss, und kam manchmal so nah an den Turm, dass seine rote Federhaube deutlich zu sehen war.
    Schon am Abend zuvor war Herubald in Ber-Faidon angekommen, vier Tage, nachdem er sich von Loridan und den anderen Gefährten getrennt hatte. Zu seiner großen Freude hatte er auch Seregon und Carilon in Ber-Faidon angetroffen. Seregon hatte sich von seinen Verletzungen zwar noch nicht völlig erholt, aber er war bereits wieder in der Lage, von Zeit zu Zeit von seinem Krankenlager aufzustehen.
    Noch am Tag von Herubalds Ankunft hatte Angaldir einen Boten losgeschickt, der eine Nachricht an Eldilion überbringen sollte. In der Burg würden sie einen sicheren Treffpunkt außerhalb von Car-Tiatha haben, mehr würde Angaldir allerdings nicht für seine einstigen Gildenbrüder tun können. Nur ein Dutzend Soldaten standen in der Burg unter Waffen, und die Bauern aus der Umgebung würden im Falle eines Kampfes keine große Hilfe sein.
    Nun hatte die Sonne ihren höchsten Stand schon lange überschritten. Die Ungeduld hatte Herubald auf den Turm der kleinen Burg getrieben, von dem aus er der Ankunft seines Gildenmeisters entgegenfieberte. Er war nicht allein auf dem Turm, denn auch ein Wächter stand nahebei und hielt Ausschau. Herubald hatte sich in einigem Abstand zu dem Soldaten postiert, denn er war nicht zu einem Gespräch aufgelegt. Still und nachdenklich stand der Ritter, und sein Blick folgte der Straße, die sich weit im Osten im Dunst verlor. Er blickte erst auf, als Schritte von der Treppe her erklangen und ein weiterer Mann auf die Turmplattform hinaustrat.
    »Seid gegrüßt, Gerric«, sagte Herubald, als er den jungen Soldaten erkannte. »Ich habe Euch den ganzen Tag nicht gesehen. Wo seid Ihr gewesen?«
    »In Angaldirs Bibliothek«, erwiderte der Soldat. »Ich habe ein wenig gelesen.«
    »Gelesen? Ich wusste nicht, dass Ihr Euch für Bücher interessiert.«
    »Das habe ich bisher auch nicht. Als Kind habe ich gelernt zu lesen, aber ich habe nie ein Buch besessen. Angbold hat immer wieder gesagt, dass ein Soldat seine Nase nicht in Bücher stecken soll. Alles, was wir fürs Leben brauchen, würde er uns beibringen.« Gerric schwieg einen Augenblick und schüttelte nachdenklich seinen Kopf. »Ich stehe nicht mehr in Angbolds Dienst, also kann ich genauso gut auch diese Anweisung übertreten. Vielleicht helfen die Bücher mir dabei, die Dinge besser zu verstehen. Ich habe nur wenig begriffen von dem, was Loridan und die anderen erzählt haben.«
    »Und? Habt Ihr ein Buch gefunden, das Euch weitergeholfen hat?«
    »Angaldir besitzt nicht viele Bücher«, sagte Gerric, »und zum größten Teil sind es Chroniken und Rechnungsbücher, doch zwischen ihnen fand ich das Buch Firion. Ich habe Firions Worte bisher nur aus dem Mund der Priester vernommen. Wenn man sein Buch selbst liest, hat man mehr Zeit, über die Worte nachzudenken. Auch

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