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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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über das, was Tirandor gesagt hat, habe ich nachgedacht – dass die Bücher der Propheten vielleicht nicht die Wahrheit sagen. Immerhin konnte ich ein wenig Hoffnung und Zuversicht gewinnen, auch wenn meine Fragen nicht beantwortet wurden.«
    »Ja, es gibt noch so viele Fragen, die wir nicht beantworten können«, erwiderte Herubald. »Auch ich habe nicht alles verstanden, was Valkar und Grimstan über die Runen und die Auserwählten berichtet haben. Aber es genügt mir, an der Seite meines Schwertbruders zu kämpfen, dem ich vertraue wie mir selbst.«
    »In den letzten beiden Jahren habe ich auf meine Offiziere vertraut, ohne irgendwelche Fragen zu stellen«, sagte Gerric. »Und jetzt sehe ich, dass dies falsch war.«
    »Ja, auch ein Soldat sollte nicht in blindem Gehorsam seinen Führern folgen. Ihr kennt Loridan nicht so gut wie ich, und auch mich kennt Ihr kaum. Wir erwarten nicht, dass Ihr uns blind vertraut, und Ihr seid kein Soldat, der in unserem Sold steht, sondern ein Gefährte und Freund. Keiner nimmt es Euch übel, wenn Ihr Fragen stellt – und es wird Euch auch keiner daran hindern, uns zu verlassen, falls dies Euer Wunsch sein sollte.«
    »Nein, das habe ich nicht vor.« Gerric lehnte sich neben Herubald an die Brüstung der Turmplattform, und für eine Weile blickte er schweigend nach Osten, so wie es der Drachentöter zuvor getan hatte.
    »Irgendwo dort liegt Car-Tiatha«, sagte Herubald. »Gibt es jemanden in der Stadt, der Euch vermisst?«
    »Nein, nicht wirklich. Ich habe ein paar Freunde in meiner Einheit. Aber ich habe keine Familie, keine eigene Familie zumindest. Meine Eltern leben in einem Dorf südlich von Car-Tiatha. Wenn die Erkundungsreise des Zauberers planmäßig verlaufen wäre, dann hätte ich vielleicht Karriere in der Armee machen können. Und ich hätte es mir leisten können, eine Familie zu gründen.«
    »War das Euer Traum? Ein Rang in der Armee und eine Familie?«
    »Nein.« Gerric lachte leise. »Als Kind träumte ich davon, einmal ein Drachenritter zu werden, so wie Ihr es seid. Ich habe mich sogar bei der Gilde beworben, doch man hat mich nicht einmal in die engere Wahl gezogen. Das Leben eines Bauern sagte mir nicht zu, also blieb mir nur noch die Armee.«
    »Wenn es immer noch Euer Wunsch ist, unserer Gilde anzugehören, dann werde ich bei Eldilion ein Wort für Euch einlegen. Allerdings frage ich mich, ob die Drachengilde diese Zeit des Wandels überdauern wird.«
    »Ich danke Euch für diese Worte. Es ist ohnehin schon eine Ehre für mich, an Eurer Seite kämpfen zu dürfen. Doch auch meine Träume haben sich in der letzten Zeit gewandelt. Ich stelle mir vor, dass ich nach diesem Abenteuer zu meinen Eltern zurückkehre, und dass ich sie wohlbehalten vorfinde. Alles andere ist im Moment unwichtig.«
    »Ich habe wesentlich länger gebraucht als Ihr, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Anfangs suchte auch ich den Ruhm, in den letzten Jahren jedoch hatte ich andere Gedanken, wenn ich zu einer Reise ins Drachenland aufbrach. Ich träumte nicht mehr von neuen Trophäen, sondern davon, gesund zu meiner Frau und meiner kleinen Tochter zurückzukehren.«
    Eine Weile blickte Herubald wieder schweigend nach Osten, und Gerric blieb an seiner Seite, auch er still und nachdenklich. Nach kurzer Zeit hörte man wieder den Klang von Schritten auf der Treppe, und wenig später trat Seregon auf die Turmplattform. Der rechte Arm des jungen Ritters lag noch immer in einer Schlinge, in seiner Linken jedoch trug er einen Krug.
    »Seid gegrüßt«, sagte er. »Angaldir hat mir gesagt, dass ich euch hier oben finde.«
    »Seregon, du hättest nicht hier heraufsteigen sollen«, sagte Herubald. »Du musst dich noch schonen.«
    »Wofür soll ich mich schonen? Der Kampf gegen die Drachen ist ohnehin vorbei.«
    »Ja, der Kampf gegen die Drachen ist vorbei«, sagte Herubald. »Doch es wird bald neue Kämpfe geben.«
    »Lass uns eine Weile über erfreulichere Dinge reden, zumindest bis Eldilion eintrifft«, sagte Seregon. »Ich bringe einen Krug Wein, allerdings werden wir ohne Becher auskommen müssen – ich bin immer noch nicht viel nutze mit meinem verletzten Arm.«
    »Ich will Eure Unterredung nicht stören«, sagte Gerric, und zögernd trat er von der Brustwehr des Turms zurück.
    »Ihr stört nicht«, sagte Seregon, während er dem Soldaten den Krug reichte. »Und der Wein reicht auch für drei. Trinkt einen Schluck.«
    Gerric erschien verlegen, als er das Gefäß entgegennahm. Er trank nur

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