Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
wiederzusehen«, sagte der Dämon, der Vier war, ohne seine Lippen zu bewegen, und seine Stimme erklang direkt in Daniras Kopf. »Vielleicht erkennst du mich nicht wieder, aber vor ein paar Tagen sind wir uns schon einmal begegnet. Du hast versucht, mich zu töten – und du hast es sogar geschafft, einen meiner Körper zu vernichten. Aber wie du siehst, war es sinnlos. Du kannst mich nicht töten. Trotzdem habe ich den Schmerz gespürt, als dein Schwert mich durchbohrte. Es ist eine ungewöhnliche Waffe, die du führst.«
    Für einen Moment wandte der Dämon seinen Blick von dem Mädchen ab, um einer der Kreaturen einen Befehl zu erteilen. Nun sprach er mit einer tiefen Stimme, die dumpf durch die Höhle hallte. Danira hörte die Worte in ihrem Geist, obwohl er die garstige Sprache der Dunkelmenschen benutzte, die sie nicht verstehen konnte.
    »Bring mir das Schwert des Mädchens!«
    Der Angesprochene setzte sich sofort in Bewegung, um den Befehl auszuführen, und der Blick des Dämons folgte ihm für einen Moment. Als der Dunkelmensch über die Schräge verschwand, richtete der Dämon seine Augen wieder auf Danira. Langsam beugte er sich hinunter, bis sein Gesicht fast das ihre berührte. Sie hatte erwartet, dass sein Atem sie ersticken würde, noch schlimmer als die ekligen Ausdünstungen der Dunkelmenschen. Der Dämon jedoch hatte keinen Geruch, den sie mit irgendetwas Irdischem vergleichen konnte. Sein Atem war Kälte – nicht die frische Kälte eines sonnigen Wintertages, sondern die eisige Kälte des Todes.
    »Ich könnte dein Leben beenden, mit einem einzigen tiefen Biss in deinen weichen Hals.« Das Lächeln des Dämons wurde breiter, und er entblößte seine furchtbaren Zähne. »Aber das wäre zu einfach. Ich werde dein Blut später trinken. Vorher werden wir reden.«
    Erfüllt von Schmerzen, Furcht und Abscheu spuckte Danira ins Gesicht des Dämons, der diese hilflose Geste des Widerwillens allerdings nicht zur Kenntnis nahm. Sein Blick war starr auf die hölzerne Rune gerichtet, die um Daniras Hals hing. Er griff danach und zog mit einem raschen Ruck daran, sodass der dünne Lederriemen zerriss. Eine Weile betrachtete der Dämon das Amulett, dann zerquetschte er es in seiner Klaue und warf es beiseite.
    »Falls man dir erzählt hat, dass dieses Amulett dich vor Wesen wie mir schützt, dann hat man dich wohl belogen. Das Einzige, was dich nun noch vor weiteren Schmerzen schützen kann, ist die Wahrheit. Erzähle mir etwas über dein Schwert. Woher hast du es?«
    Danira schloss ihre Augen, um den furchtbaren Anblick des Dämons nicht länger ertragen zu müssen, doch ihr Mund blieb verschlossen. Erst als die Stimme eines Dunkelmenschen in ihrer Nähe ertönte, öffnete sie neugierig ihre Augen. Sie verstand nicht die Worte, die das garstige Wesen sprach, nur die Antwort des Dämons erklang wenig später in ihrem Geist.
    »Wie kannst du es wagen, mich anzusprechen?« Der Dämon hatte sich dem Dunkelmenschen zugewandt, der mit Daniras Schwert herangetreten war. »Warte, bis ich dir erlaube zu reden.«
    »Dein Schwert bereitet ihm Schmerzen«, fuhr der Dämon fort, wieder zu Danira gewandt. »Auch mir hast du damit Schmerzen zugefügt. Dafür sollst du nun büßen.« Seine Klaue griff nach Daniras Ärmel, der bei ihrer Entführung zerrissen worden war, und mit einem Ruck riss er die verbliebenen Stofffetzen ab. Dann umfasste er sanft den Oberarm des Mädchens. Die alleinige Berührung des Dämons ließ Danira schmerzerfüllt aufstöhnen. Aus dem Stöhnen wurde ein Schrei, als eine der spitzen Krallen durch ihre Haut drang. Langsam bewegte der Dämon seine Klaue und hinterließ eine blutige Linie am Arm des Mädchens. Ein kleines Rinnsal von Blut trat aus der Wunde, und der Dämon bückte sich rasch, um die roten Tropfen mit seiner langen dünnen Zunge aufzufangen. Erneut schrie Danira auf, denn obwohl die Verletzung nicht tief war, brannte die Berührung durch den Dämon wie Feuer.
    »Dein Blut schmeckt gut«, sagte der Dämon. »Es wäre schade um jeden Tropfen.«
    *
    Goldschuppe lag bewegungslos zusammengerollt an der Höhlenwand, so wie er schon seit Tagen und Wochen gelegen hatte. Immer noch konnte er keinen klaren Gedanken fassen, immer noch spürte er nichts außer der grausamen Strahlung des Kristalls, die ihn zu vernichten drohte. Sein Verstand flüchtete sich immer tiefer in die Traumwelt, in der es keinen Schmerz gab. Geistesbilder zogen an ihm vorüber – von seinen Eltern, von anderen Drachen

Weitere Kostenlose Bücher