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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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und von seiner Menschenschwester. Dann plötzlich änderten sich die Visionen, die Goldschuppe erlebte. Dunkle Schatten suchten seine Träume heim, geflügelte Wesen der Finsternis. Nie hatte Goldschuppe eines dieser Wesen mit seinen eigenen Augen erblickt, dennoch kannte er Thaur-Angoths Dämonen aus den Erzählungen seiner Eltern. Und er kannte sie, weil es die Bestimmung eines jeden Drachen war, gegen diese Wesen zu kämpfen und sie zu vernichten.
    Zum ersten Mal seit Wochen ging eine Regung durch Goldschuppes Körper – nur eine schwache Bewegung war es, ein Zucken seiner Klaue und ein Zittern seines Flügels. Doch schließlich drang auch Schmerz durch das Gespinst des Traumes, das den jungen Drachen so lange schützend umgeben hatte. Es dauerte eine Weile, bis Goldschuppe erkannte, dass der Schmerz, den er fühlte, nicht sein eigener war. Er spürte den Schmerz einer anderen Kreatur. Ein Mensch war in Not, eine reine Tochter Firions – ein Mensch, den zu schützen Aeon den Drachen geboten hatte. Ein tiefer Atemzug durchflutete Goldschuppes Körper, und seine geöffneten Augen, die bisher ohne Leben schienen, begannen zu funkeln.
    *
    Daniras Schrei war noch nicht verklungen, als auch der Dunkelmensch, der ihr Schwert hielt, gequält aufstöhnte. Sein Gesicht war verzerrt von Schmerzen und einem inneren Widerstreit, der in ihm zu toben schien. Die Hand, die den Griff des Schwertes umklammerte, war verkrampft, und ein dünner Rauchfaden stieg von ihr auf. Nur langsam wandte der Dämon seinen Blick von dem Mädchen ab, um seine volle Aufmerksamkeit dem merkwürdigen Schauspiel zu widmen. Er sah das Licht, das von der Waffe ausging – ein silbernes Licht wie die Strahlen Eril-Firions.
    »Du kannst die Waffe jetzt ablegen«, sagte der Dämon. »Und ihr da – bindet das Mädchen dort an den Balken, ich werde mich später wieder mit ihr beschäftigen.«
    Sofort fiel die Waffe klirrend zu Boden, und der Dunkelmensch, der sie getragen hatte, sank auf die Knie. Seine gepeinigte Hand presste er gegen seinen Körper. Die anderen beeilten sich, den Befehl des Dämons in die Tat umzusetzen. Zwei von ihnen fesselten die Handgelenke des Mädchens mit einem Lederriemen, während ein dritter ein Seil über den Balken warf, der in doppelter Mannshöhe über dem Boden der Höhle verlief. Sie schleiften Danira zu der hölzernen Konstruktion und zogen das Seil zwischen ihren gefesselten Handgelenken hindurch, um sie dann in die Höhe zu ziehen. Erst als nur noch die Zehenspitzen des Mädchens den Boden berührten, befestigten die Dunkelmenschen das Ende des Seiles an einem zweiten Balken. Die Schulterstücke der Lederrüstung drückten sich schmerzhaft in Daniras Oberarme, und die Riemen, mit denen sie gefesselt war, schnitten tief in ihre Handgelenke. Sie presste die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien.
    »Steh auf«, sagte der Dämon zu dem Dunkelmenschen, der das Schwert gebracht hatte. »Und zeige mir deine Hand.«
    Mühsam erhob sich der Angesprochene und streckte seine rechte Klaue nach vorne. Sie war schwarz verkohlt, und der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Der Dämon fasste nach der verunstalteten Hand und betrachtete sie interessiert.
    »Wie kann ein Werk von Menschenhand eine solche Macht besitzen?«, fragte er, dann wandte er sich an einen der anderen Dunkelmenschen. »Wickle das Schwert in eine Decke und hüte es gut!«
    Mit einer hastigen Bewegung drehte er sich um und betrachtete das Mädchen, das hilflos an dem Balken hing. Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper, ihre Füße suchten Halt am Boden, um ihre gestreckten Arme zu entlasten. Er trat hinter sie, zog an ihren Haaren und zwang ihren Kopf weit zurück in den Nacken.
    »Woher hast du das Schwert?«, fragte er.
    »Gefunden«, presste sie hervor. »Ich habe … es gefunden.«
    »Gefunden?«, brüllte er. »Wenn du mich anlügst, wirst du es bereuen! Also – woher hast du es?«
    »Gefunden«, wiederholte sie. »In … Car-Elnath.«
    Der Dämon zögerte, seine Klaue ließ das Mädchen los. Car-Elnath! Eins hatte berichtet, dass Loridan das Mädchen aus der Stadt der Geister mitgebracht hatte. Sie schien also die Wahrheit zu sagen, und trotzdem – eine solche Waffe fand man nicht einfach auf der Straße. Wenn das Schwert nicht von Menschenhand gemacht worden wäre, wenn es aus der göttlichen Welt stammte, wie hätte Firion es wohl zu den Menschen gebracht? Doch es gab noch andere Fragen, auf die er Antworten brauchte.
    »Was willst du

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