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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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hier im Berg des Feuers?«, fragte er.
    Die Gefangene schwieg, und er packte ihren Arm, den er zuvor verletzt hatte. Langsam erhöhte er den Druck, und das Mädchen stöhnte gequält, schrie schließlich auf.
    »Rede!«, sagte er, während er seine spitze Klaue erneut in die Wunde drückte. Danira wand sich, ihr Atem ging stoßweise, doch sie schwieg weiterhin.
    Da ertönte plötzlich ein Raunen unter den Dunkelmenschen, und gleichzeitig erfasste den Dämon ein Gefühl der Bedrohung, wie er es seit Jahrhunderten nicht mehr gespürt hatte. Er wandte sich seinen Verbündeten zu, die den Zugang der Höhle bewachten, trat hinter sie, um sie mit seiner Präsenz zu stärken. Dann ertönten panische Schreie – von der anderen Seite der Höhle! Ein heller Feuerstrahl flammte auf, und mehrere der Dunkelmenschen stürzten zu Boden, während andere brennend und schreiend durch die Höhle liefen. Alle stoben in Panik auseinander, als der Drache über die Spalte hinweg herankam. Der Dämon spürte die Angst der Dunkelmenschen, fühlte, wie er den Einfluss auf sie verlor. Obwohl auch in ihm die Furcht wuchs, durfte er nicht fliehen – nicht ohne das Mädchen.
    »Bindet sie los, schnell!«, befahl er, während sein Geist hinausgriff, um wenigstens einen Teil der fliehenden Dunkelmenschen wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Einige der furchtsamen Wesen griffen tatsächlich zu ihren Waffen und stellten sich dem Drachen entgegen. Einer durchtrennte den Strick, der die Gefangene an den Balken fesselte, und sie fiel entkräftet zu Boden. Der Dämon eilte, um das Mädchen aufzuheben. Ein Blick aus dem Augenwinkel zeigte ihm jedoch, dass es bereits zu spät war.
    Der Drache kämpfte wie besessen, auch wenn er noch jung und von geringer Größe war. Blindlings raste er in die Reihe der Dunkelmenschen, und sein ungestümer Angriff tötete oder verstümmelte mehrere Gegner. Ein Hieb mit einer schweren Axt traf den Flügelansatz des Drachen, hinterließ eine blutende Wunde. Sofort schlug dieser zurück, zerbiss den Arm, der die Waffe geführt hatte. Dann wandten sich die ängstlichen Dunkelmenschen endgültig zur Flucht. Der Weg vor dem Drachen war frei. Er sprang heran, öffnete sein Maul für den vernichtenden Feuerstoß. Mit einem gewaltigen Satz brachte der Dämon sich in Sicherheit, als der Feuerstrahl des Drachen auf ihn zuschoss. Ein einziger Schlag seiner Flügel trug ihn in die Felsspalte, und er tauchte hinunter in die Hitze und den Flammenschein des feurigen Berges. Er beachtete nicht die Glut, die ihm entgegenloderte, denn er fürchtete nur das Feuer des Drachen. In rasendem Flug folgte der Dämon dem Verlauf der Spalte, gewann wieder an Höhe, und die Luft um ihn herum kühlte merklich ab. Endlich fand er eine Öffnung, die ihn aus dem Berg hinausführte, und er schwang sich in den Himmel hinauf, der nur noch tief im Westen von einem Streifen des verhassten Sonnenlichts erhellt war. Er war dem Drachen entkommen.
    *
    Goldschuppe verfolgte den Dämon nicht, denn wieder begann der Schmerz in ihm Überhand zu nehmen. Mühsam schleppte er sich zu dem Menschenkind, das leblos am Boden lag, dort brach auch der Drache erschöpft zusammen. Sein Kopf kam neben dem Körper des Mädchens zum Liegen.
    Danira öffnete ihre Augen, als der Kampfeslärm um sie herum endete, und sie sah Goldschuppe an ihrer Seite. Die Nähe des Drachen erschreckte sie, und sie wollte sich aufrichten, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst. Schließlich überwand sie ihren Abscheu und versuchte, sich am Körper des Drachen hochzuziehen. Sie hatte Mühe, mit ihren immer noch gefesselten Händen einen Halt zu finden. Bald brach sie besinnungslos wieder zusammen, den Oberkörper gegen den Drachen gelehnt.
    Goldschuppe spürte noch, wie der Arm des Mädchens seinen Kopf berührte, dann sank auch er wieder in die Traumwelt, die schon seit Wochen seine Zuflucht gewesen war. Das schwarze Blut, das aus dem verletzten Flügel des Drachen sickerte, vermischte sich mit dem Blut des Mädchens.
    *
    Loridan und seine Gefährten waren erneut in die tiefer liegenden Höhlen des Drachenberges vorgedrungen, in denen Selina sich ebenso wenig auskannte wie die anderen. Nun übernahm der Drachentöter die Führung, sein Schwert stets einsatzbereit, und die junge Frau folgte ihm mit ihrem leuchtenden Stein. In Timons Hand lag Tan-Thalions Zauberkristall, dunkel und unscheinbar, denn noch hatte er die magischen Worte nicht gesprochen, die den Zauber auslösen würden. Hinter

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