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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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dumpfen Laut auf den unbefestigten Boden fiel. Die wenigen Soldaten, die neben Hengis ausgeharrt hatten, senkten ihre Waffen, allerdings lagen Zweifel und Angst auch in ihren Blicken.
    »Ihr braucht keine Angst zu haben«, sagte Eldilion, und er versuchte, seiner Stimme die gleiche Macht zu geben, wie es Grimstan zuvor getan hatte.
    Langsam trat der Drachenritter nach vorne, und mit seinem Fuß schob er das Schwert des Unteroffiziers ein Stück zur Seite. Zu seiner Verwunderung sah er, dass Tränen in den Augen des Mannes standen. Ein kurzer Blick nach oben zeigte Eldilion, dass Grimstans Kopf aus dem Fenster verschwunden war, wo er gerade noch gestanden hatte. Die Soldaten erschienen immer noch verwirrt, und sie blickten erwartungsvoll auf ihren Unteroffizier. Hengis selbst verharrte genauso unentschlossen wie seine Männer, und seine linke Hand war weiterhin mit der Lederschnur beschäftigt, die um seinen Hals lag. Er ließ die Schnur erst los, als Eldilions Hand sich schwer auf seine Schulter legte.
    »Der Kampf ist vorbei, Hengis«, sagte er. »Sagt Euren Männern, dass sie alle Kämpfe einstellen sollen.«
    »Wir werden uns nicht ergeben«, erwiderte Hengis. »Wir sind in der Überzahl.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu ergeben. Wir wollen nur diesen sinnlosen Kampf beenden.«
    »Den Kampf beenden? Ja, wir wollen den Kampf beenden.« Immer noch erschien der Unteroffizier nicht Herr seiner Sinne zu sein, und seine Stimme war schwach. Trotzdem hatten die Männer, die in seiner Nähe standen, die Worte gehört, und sie ließen ihre Schwerter in die Scheiden gleiten. Währenddessen hatte Hengis seine Hand wieder zu seinem Hals geführt, und dieses Mal förderte er einen winzigen Lederbeutel ans Tageslicht. Gerade als er den Kopf senkte, um den Beutel an seine Stirn zu führen, umfasste eine kräftige Hand seinen Unterarm.
    »Du sollst nicht auf das hören, was dein Kristall dir zuflüstert«, sagte Grimstan. »Gib ihn mir.«
    Einen Moment schien sich Hengis noch widersetzen zu wollen, doch endlich erschlaffte sein Arm, und er überließ Grimstan den Beutel. Dann zog er den Lederriemen über seinen Kopf und trat einen Schritt zurück. Ohne ihn noch einmal näher anzusehen, ließ der alte Mann den Beutel in einer Tasche verschwinden.
    »Was war das?«, fragte Eldilion, der die Szene verwundert beobachtet hatte.
    »Ich werde es Euch später erklären. Jetzt müssen wir die Chance nutzen und dafür sorgen, dass alle Kämpfe stoppen.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, versprach Eldilion. »Sagt mir nur noch, wie es den anderen geht.«
    »Es gibt nur wenige Opfer zu beklagen, und für die Verletzten wird gut gesorgt. Nur Timon macht uns Sorgen. Er hat das Bewusstsein verloren, als er den Zauber wirkte, der uns das Eis gebracht hat. Die Kälte hat von seinem Körper Besitz ergriffen. Tirandor ist bei ihm.«
    *
    » Vierzehn , was ist mit dir? Vierzehn ?«
    »Es ist sinnlos, Eins «, sagte der junge Gelehrte, der mit Angbold in der Turmkammer des Offiziers saß. »Er hört dich nicht.«
    »Tod und Verdammnis. Haben wir schon wieder eine Schlacht verloren?«
    »Das muss nicht sein. Vielleicht ist Vierzehn gerade in Kämpfe verwickelt. Und seine letzten Nachrichten waren ermutigend. Er hatte den Stützpunkt unserer Feinde eingenommen.«
    »Aber irgendetwas ist geschehen, ich weiß es. Bevor der Kontakt mit Vierzehn abgebrochen ist, habe ich seine Angst gespürt.«
    »Wenn Vierzehn etwas zugestoßen ist, dann wird es eben etwas länger dauern, bis wir Einzelheiten erfahren. Es gab einen Kampf, und das allein ist schon eine gute Nachricht. Wir können Zwölf rufen, um mehr zu erfahren. Aber jetzt sitzt er wahrscheinlich in einem sicheren Versteck, um den Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Wir müssen bis zum Abend warten, falls Vierzehn sich nicht doch noch meldet.«
    » Vierzehn wird sich nicht melden.« Angbold schüttelte ärgerlich seinen Kopf. »Ich spüre es.«
    *
    Seit zwei Tagen war Jandaldon nun in Car-Gonaredh, und noch immer hatte er sich nicht dazu durchringen können, seine Reise fortzusetzen. Er hatte die Tage genutzt, um im Hafenviertel mit seiner Musik ein paar Münzen zu verdienen, denn er ahnte, dass er für seine weitere Reise eine Menge Vorräte benötigen würde. Die Menschen, die er traf, wussten nicht viel über das Binnenland zu berichten, denn die meisten von ihnen waren kaum einmal über die Grenzen ihrer Stadt hinausgekommen. Jandaldon erfuhr, dass auch im Umland Menschen wohnten, die von der

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