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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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wild aufbrausenden Funkensturm gefangen. Doch der größte Teil der Kohlen traf die offene Luke, die auf das untere Deck hinunterführte. Aus der Öffnung drangen Schreie nach oben – Schmerzensschreie und Schreie der Angst und Verzweiflung. Die Seeleute, die bereits an Deck waren, zogen sich ängstlich vor dem Dämon zurück. Einige sprangen ins Wasser, um dem furchtbaren Blick der rot leuchtenden Augen zu entgehen. Leblos war der Fürst zu Boden gestürzt, und ohne ihren Führer wagte es keiner der Seeleute, eine Waffe gegen das furchtbare Wesen zu erheben. Für eine Weile stand der Dämon reglos an der offenen Luke, und er sah zu, wie die Glut der Kohlen das Holz der Planken in Brand setzte.
    Thelos betätigte weiter die bewegliche Blende der Laterne, immer wieder im gleichen Rhythmus. Sie hatten verschiedene Zeichen vereinbart, um im Falle eines Angriffs die Menschen in Car-Dhiorath zu alarmieren. Es gab allerdings kein Signal, das dafür geeignet gewesen wäre, den Schrecken zu übermitteln, den er nun empfand. Und so sandte er immer wieder das gleiche Lichtzeichen: Alarm! Alarm! Alarm!
    Endlich wurde eine weitere Luke aufgestoßen, und Badur, der Kapitän des Schiffes, kletterte eilig an Deck. Eine Armbrust war in seinen Händen, er erstarrte allerdings, als er den Dämon erblickte. Die Männer, die nach ihm aus der Luke hervordrangen, reihten sich ängstlich hinter ihm auf. Nun hob der Kapitän seine Waffe, zielte kurz und betätigte den Abzug. Mit einem scharfen Klang löste sich der Bolzen von der Sehne. Ein grauenvoller Schrei kam über die Lippen des Dämons, als das Geschoss tief in seine linke Schulter drang. Die Männer stimmten ein beifälliges Jubeln an, doch der Dämon fiel nicht. Das Licht in seinen Augen begann heller zu leuchten, als er sich in Richtung auf die Seeleute in Bewegung setzte.
    »Auf Männer!«, rief der Kapitän. »Wollt ihr das Schiff verbrennen lassen? Werft diese Ausgeburt der Finsternis über Bord.« Er ließ die Armbrust fallen und zog das Schwert aus der Scheide. Mit einem raschen Blick versicherte er sich, dass er nicht alleine dem monströsen Gegner gegenüberstand. Nur wenige seiner Männer hielten allerdings dem Blick der roten Augen stand. Der Dämon hatte den Mast erreicht, wo er sich bückte, um das blutige Bündel aufzuheben, das dort am Boden lag. Die Seeleute jammerten voller Entsetzens, als sie sahen, dass es einer ihrer Kameraden war. Wie eine Puppe hob der Dämon den zerschundenen Körper über seinen Kopf und warf ihn den Männern entgegen. Zwei von ihnen gingen unter dem grausigen Wurfgeschoss zu Boden, dann war auch der Dämon über ihnen. Seine linke Klaue schleuderte einen der Seeleute zur Seite, die rechte zerfetzte den Arm eines anderen. Alle, die noch dazu in der Lage waren, flohen panisch, und nur der Kapitän hielt noch stand.
    Badurs Schwert sauste nach vorne, traf die Schulter des Dämons, doch ein Zittern ging durch den Arm des Kapitäns, als habe er gegen einen Fels geschlagen. Und dann griff der Dämon an. Seine rechte Klaue schwang herum, um den Kopf des Mannes zu zerschmettern. Dieser wich im letzten Moment zurück, entging so dem Angriff. Sofort setzte er nach, traf mit seiner Klinge den Oberarm der Kreatur und hinterließ eine blutende Wunde. Das furchtbare Wesen schien durch die Verletzung nur noch wilder zu werden, griff mit beiden Klauen an. Ein Schlag streifte Badurs Kopf, ein weiterer seinen Arm. Als der Kapitän einen geraden Stoß führte, packte der Dämon dessen Hand und verdrehte sie in einer raschen Bewegung. Gepeinigt schrie Badur auf, und sein Schwert fiel zu Boden. Der Dämon behielt die Hand des Mannes in seinem Griff, drehte sie weiter, bis dieser von Schmerzen überwältigt in die Knie sank. Hilflos kauerte der Kapitän am Boden, Blut sickerte aus einer Wunde an seiner Stirn über sein Gesicht.
    Nur zwei der Seeleute hatten ihre Waffen noch nicht von sich geworfen, und nun fassten sie sich ein Herz, als sie ihren Anführer verletzt und wehrlos am Boden sahen. Mit vorgestreckten Waffen schritten sie voran, dem schrecklichen Gegner entgegen. Doch als die roten Augen des Dämons sich ihnen zuwandten, schmolz auch ihr Mut dahin. Mit einem Schluchzen der Verzweiflung und Tränen in seinen Augen sprang erst der eine von ihnen über Bord, und der andere folgte ihm wenig später.
    Plötzlich war alles ruhig auf dem Deck des Schiffes – ruhig, bis auf das Lodern der Flammen, die aus der offenen Luke hervorzüngelten. Nur ein paar

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