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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Land hereinzubrechen. Die Drachen – wenn sie Geschöpfe des Bösen waren, warum war ihr Verschwinden dann ein Vorzeichen von Vernichtung und Krieg? Und es gab noch andere Zeichen, die von nahendem Unheil kündeten. Eril-Angoth hatte sich im Verlauf der letzten Wochen immer näher an Eril-Firion herangeschoben – dies allein war schon von jeher ein Vorbote von Zeiten des Wandels und drohendem Unheil. Halfas blickte zum Himmel hinauf, als sich wieder einmal eine Lücke in der Wolkendecke auftat und den Blick auf die beiden göttlichen Lichter freigab. Merkwürdig intensiv leuchtete Eril-Angoth, während Eril-Firion an Kraft verloren hatte. Sollte die Wachsamkeit des Wächters wirklich nachgelassen haben? Die Wolken schlossen sich schnell wieder, ließen Dunkelheit über das Meer fallen. Nur das kleine funkelnde Licht war noch zu sehen, das von dem fernen Schlachtschiff kündete.
    Geistesabwesend starrte Halfas auf den leuchtenden Fleck, versunken in seine trüben Gedanken, als das ferne Licht plötzlich in einem unregelmäßigen Rhythmus zu blinken begann. Auch ohne in die geheimen Signale eingeweiht zu sein, mit denen die Kapitäne Nachrichten austauschten, erschien es ihm offensichtlich, dass dort draußen etwas vorgefallen war. Noch regte sich nichts im Turm des Hafenmeisters, von wo der Befehl zum Auslaufen kommen würde, falls der Angriff begonnen haben sollte. Aber würden die Kapitäne des Ostreiches wirklich so verrückt sein, einen Angriff bei Nacht zu wagen?
    Gegen das erleuchtete Fenster des Turms hob sich die dunkle Silhouette eines Mannes ab – offenbar ein Wächter, der in voller Aufmerksamkeit erstarrt aufs Meer hinausblickte. Die ferne Laterne sandte weiterhin ihre Botschaft über das Wasser des Meeres hinweg, als plötzlich ein heller Feuerschein aufflammte, der ihr spärliches Licht verblassen ließ. Halfas sah, wie ein Funkensturm für einen Augenblick das Schiff einhüllte, als sei es von der Glutladung eines gewaltigen Geschützes getroffen worden. Sein Alarmruf ertönte, noch bevor das schmetternde Signal einer Lure vom Turm her erklang.
    *
    Zunächst waren es nur einzelne Tropfen von Blut gewesen, die von dem hohen Mast heruntergeregnet waren. Plötzlich jedoch erschütterte ein dumpfer Schlag die Planken, als ein schwerer Körper auf das Deck hinunterstürzte. Einen Moment blickten die beiden Seeleute beklommen auf ihren toten Kameraden, den sie in der Finsternis der Nacht nur schemenhaft erkennen konnten. Erst als erneut die Wolkendecke aufriss, sahen sie im gespenstischen Licht der Himmelswanderer, dass der Tote durch eine klaffende Wunde am Hals entstellt war. Die erschreckten Rufe der Seeleute alarmierten die übrigen Wachen an Bord, und schon wurde eine Glocke geläutet, um die Mannschaft zu den Waffen zu rufen. Doch die Blicke der Männer hingen wie gefesselt am Mast des Schiffes, wo ein schattenhaftes Wesen aus rot leuchtenden Augen auf sie hinuntersah. Dann löste sich der Schatten von der Mastspitze und schwebte auf sie herab. Thelos sah, wie einer seiner Kameraden voller Panik über die Reling sprang. Er selbst zog sich wieder zu seinem Posten am Heck des Schiffes zurück, und er betätigte die Blende der Laterne, um den Alarm an den Hafenmeister von Car-Dhiorath weiterzugeben. Eigentlich hätte der Fürst den Befehl dazu geben müssen, diese Nachricht zu übermitteln, der Seemann war jedoch zu sehr von Panik ergriffen, als dass er den Zorn seines Herrn gefürchtet hätte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Dämon, der den verängstigten und fliehenden Männern keinerlei Beachtung schenkte. Direkt neben der Glutwanne sank er herunter, und seine furchtbaren Klauen packten das metallene Gefäß und rissen es aus seiner Verankerung.
    Inzwischen kamen die ersten Seeleute aus den Luken hervorgequollen, die zu den Quartieren unter Deck führten. Thelos sah, dass Navaris unter ihnen war, der Fürst der Stadt, der sein Flaggschiff selbst befehligte. Ein Schwert lag kampfbereit in seiner Hand, auch wenn die Riemen seiner Rüstung noch nicht verzurrt waren. Selbst der unerschrockene Fürst zögerte, als er die Natur seines Gegners erkannte. Der Dämon kam auf ihn zu, die Kohlenwanne hoch über seinen Kopf erhoben. Während Navaris noch in seiner Erstarrung verharrte, warf der Dämon seine schwere Last von sich. Der Fürst wurde zur Seite geschleudert, als die Wanne seine Schulter streifte. Ein Teil der glühenden Kohlen ergoss sich über ihn, und für einen Augenblick war er in einem

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