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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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leblose Körper blieben zurück und der Dämon, der sich über den sterbenden Kapitän beugte, um sein Blut zu trinken. Die Augen der Kreatur waren allerdings auf das Heck des Schiffes gerichtet, wo ein verängstigter Seemann an der Reling kauerte und an einer Laterne hantierte: Alarm! Alarm! Alarm!
    *
    Am Bug des Sturmvogels stehend beobachtete Halfas mit grimmigem Blick, wie die Flammen auf dem Deck der Krone von Dhiorath immer höher schlugen. Schon waren die gerefften Segel in Brand geraten, und der helle Feuerschein war weithin sichtbar. Der Sturmvogel war als erstes Schiff aus dem Hafen von Car-Dhiorath ausgelaufen, nachdem der Alarm des Hafenmeisters erklungen war. Halfas scherte sich nicht um die Einsatzbefehle, die der Fürst noch am vergangenen Tag ausgegeben hatte. Die Entscheidung, sich an der Verteidigung der Stadt zu beteiligen, war ihm schwer genug gefallen, er würde sich nicht auch noch vorschreiben lassen, wie er sein Schiff zu lenken hatte. Ein kräftiger Westwind war aufgekommen, und Halfas spürte in seinen Knochen, dass es einen Sturm geben würde. Die Krone von Dhiorath zerrte an ihrer Ankerkette, als sie wild auf dem aufkommenden Seegang schaukelte. Mit dem Schwert in der Hand fieberte Halfas dem kommenden Kampf entgegen, auch wenn die düsteren Ahnungen nicht weichen wollten.
    Kein feindliches Schiff war zu sehen – wie also konnte die Krone von Dhiorath in Brand geraten sein? Ein Unfall? Aber warum versuchte die Mannschaft nicht, das Feuer zu löschen? Nichts regte sich an Deck, doch etliche Überlebende waren im Wasser zu sehen, winkend und rufend. Die Männer waren den fernen Lichtern von Car-Dhiorath gefolgt und hatten sich schon ein gutes Stück von ihrem Schiff entfernt. Ergriffen von grimmiger Entschlossenheit widerstand Halfas dem Drang beizudrehen – die Bergung der Seeleute war die Aufgabe der Fischerboote, die der Kampfflotte in kurzem Abstand folgten. Auch als der Sturmvogel die Krone von Dhiorath mit langsamer Fahrt passierte, waren keine Anzeichen eines Kampfes zu sehen. Gebannt schauten Halfas und seine Männer auf das Deck des brennenden Schiffes hinüber, und fast hätten sie den Mann übersehen, der an ein Stück Holz geklammert im Wasser trieb. Erst ein gurgelndes Keuchen lenkte die Aufmerksamkeit der Seeleute auf den Schiffbrüchigen, und nun waren sie langsam genug, um beizudrehen und dem Mann eine Leine zuzuwerfen. Dieser schaffte es zwar, die Leine zu fassen, er war jedoch zu entkräftet, um die Bordwand zu erklimmen, oder sich auch nur nach oben ziehen zu lassen. Ohne lange zu zögern sprang einer der Matrosen des Sturmvogels selbst in das aufgewühlte Wasser, um dem Mann zu helfen, die Schlinge der Leine um seinen Oberkörper zu legen. Ein Teil der Seeleute war noch mit der Bergung des Verunglückten beschäftigt, als von der anderen Seite des Decks erregte Rufe erklangen.
    Sofort wandte Halfas seine Aufmerksamkeit wieder der Krone von Dhiorath zu, und dann sah er den Dämon. Dieser hatte am Heck des Schiffes gekauert, über eine Gestalt gebeugt, die dort leblos an der Reling lehnte. Ein Raunen ging durch die Reihe der entsetzten Seeleute, als die Kreatur aus ihren funkelnden Augen zu ihnen herüberblickte. Nur kurz zögerte der Dämon, bevor er sich mit beängstigender Geschwindigkeit in Bewegung setzte. Seine Klauen rissen ein brennendes Segel herab, dann schwang er sich in die Lüfte, beleuchtet vom Schein des Feuers.
    »Schießt, ihr Narren!«, rief Halfas den Armbrustschützen zu, die mit aufgerissenen Augen am Bug standen. Sie hatten ihre Waffen gesenkt, erfüllt von einem Staunen, das sich mehr und mehr in namenloses Grauen wandelte. Erst als sie den Befehl des Kapitäns hörten, erwachten die Schützen aus ihrer Starre und richteten ihre Armbrüste auf den heraneilenden Gegner. Die Bolzen schossen in den nächtlichen Himmel hinauf, doch es war nicht zu erkennen, ob sie trafen, denn der Dämon flog weiter, das brennende Stück Tuch immer noch fest in seinen Klauen. Schnell hatte er den Sturmvogel erreicht, ließ sich auf dem Mast nieder, wo das Feuer rasch auf die Segel übergriff. Bald stand der Mast in hellen Flammen, und für einen Moment war der Dämon in dem auflodernden Feuer verborgen.
    Mit grimmigem Blick schob Halfas sein Schwert in die Scheide zurück, und er ließ sich von einem seiner Männer eine schwere Axt reichen. Ein aufzuckender Blitz beleuchtete für einen Augenblick die fahle Haut der Kreatur. Der Donnerhall, der kurz darauf dröhnend

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