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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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des Engels.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Aber ich habe keine Hoffnung, diesen Kampf zu überstehen. Wir wissen nicht, wie wir den fünften Reinen finden sollen – und die mächtigsten Verbündeten, die wir haben, können uns nicht helfen. Die Drachen können nicht nach Car-Angoth vordringen. Weißt du nicht, wie die Drachen es schaffen können, den Bann zu überwinden?«
    »Ich weiß wenig über den Bann – er ist Thaur-Angoths Werk. Und ich weiß nicht viel über die Drachen, denn sie sind von Aeon. Trotzdem vermute ich, dass Aeon seinen Geschöpfen die Macht gegeben hat, allen Zaubern des Bösen zu trotzen. Es kann allerdings sein, dass sie dies nur können, wenn sie mit den Menschen zusammenarbeiten.«
    »Mein Freund Goldschuppe – er hat dem Bann für eine Weile getrotzt. Doch er wäre beinahe vernichtet worden.«
    »Ja, dieser Drache ist anders als die anderen.« Der Engel wandte sich Goldschuppe zu, und er berührte den Kopf des Drachen mit seiner Hand. »Du empfindest Liebe für die Menschen, zumindest für zwei von ihnen. Das ist gut, denn die Liebe kommt von Aeon, und sie ist eine Macht, gegen die selbst die mächtigsten Diener des Bösen nicht ankommen.«
    »Du meinst, Goldschuppe könnte den Bann überwinden? Aber was ist mit den anderen Drachen?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist nicht meine Aufgabe, dies herauszufinden. Und nun muss ich wieder von euch scheiden – schon zu lange habe ich hier verweilt.«
    »Aber kannst du denn überhaupt nichts für uns tun?«, fragte Danira.
    »Doch, das kann ich. Ich werde den Auserwählten finden, den ihr vermisst – denn ich fühle, dass er tatsächlich weit im Süden ist, so wie du vermutest. Und es ist wahr – ohne ihn könnt ihr Thaur-Angoth nicht herausfordern.«
    »Es ist ein langer Weg in den Süden«, sagte Danira. »Ich hoffe, du wirst ihn rechtzeitig finden, denn die Zeit läuft uns davon.«
    »Meine Reise wird schnell sein, und selbst die Zeit wird mich nicht einholen. Und ich werde euren Freund finden, allerdings kann ich ihn zu nichts zwingen – aus freiem Willen muss er zu euch zurückkehren.«
    »Ich danke dir«, sagte Danira. »Denn in dieser Zeit des Schreckens bist du das erste Licht der Hoffnung.«
    »Ich erleuchte nur die Hoffnung, die immer in den Menschen wohnt«, sagte der Engel. »Lebe nun wohl, Menschenkind.«
    »Lebe wohl«, sagte Danira, als der Engel sich zu ihr hinunterbeugte und ihre Stirn küsste. Sie schloss ihre Augen, denn die Herrlichkeit des Engels blendete sie. Als sie ihre Augen wieder öffnete, stand sie allein mit Goldschuppe in der Dunkelheit. Suchend wandte sich ihr Blick nach oben, und es erschien ihr, als würde das Licht Eril-Firions ein wenig heller leuchten als zuvor.
    *
    Eine kleine Truppe von Soldaten hatte sich auf dem Hof der Burg versammelt – Männer in schimmernden Kettenrüstungen und glänzenden Brustharnischen, mit Langschwertern und Speeren bewaffnet. Die Soldaten hielten die Zügel ihrer Reittiere, die fertig gesattelt und beladen neben ihnen standen. Die rostroten Umhänge der Männer flatterten in einer plötzlichen Brise, und die Echsen zischten nervös, als ob der Wind eine beunruhigende Witterung mit sich tragen würde. Auf einem Balkon, der auf den Burghof hinunterblickte, stand König Gweregon gemeinsam mit Angbold, dem einäugigen Hauptmann. Der König trug ein kostbares Hausgewand mit aufwändigen Stickereien aus Goldfäden, doch es war nachlässig gegürtet, und darunter schaute sein zerschlissenes Nachthemd hervor. Es war eine ungewöhnlich frühe Stunde für den greisen Regenten. Innerlich frohlockte Angbold, wenn er den König betrachtete. Die Menschen waren so schwache Geschöpfe – es war gerecht, sie alle zu vernichten. Er selbst hatte an diesem Morgen großen Wert auf eine glanzvolle Erscheinung gelegt. Der Ringpanzer des Offiziers schimmerte im Licht der Morgensonne, seine Stiefel und die Schwertscheide waren frisch gefettet und poliert.
    »Denkt Ihr wirklich, dass es eine gute Idee ist, noch mehr Truppen auszusenden?«, fragte der König.
    »Natürlich«, antwortete Angbold. »Je mehr Truppen wir entsenden, umso eher werden wir Calidor vernichten.«
    »Aber ist es nicht gefährlich, wenn wir Car-Tiatha ohne Schutz lassen? Und wer soll meine Soldaten kommandieren, wenn selbst der Hauptmann meiner Garnison die Stadt verlässt?«
    »Wer sollte Car-Tiatha gefährden? Wenn Calidor Truppen übers Meer geschickt hätte, dann wären sie auf Istaron und seine Flotte gestoßen. Aber wir

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