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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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fremd, und die Liebe braucht keine Worte, sie zu bestätigen. Wenn es also euer Wunsch ist, euch zu vereinigen, hier vor den Angesichtern Aeons und Firions, dann besiegelt euren Bund mit einem Kuss.«
    »Ich …« Loridan setzte an zu sprechen, doch dann blickte er in Selinas Augen, und er sah, dass keine Worte nötig waren.
    *
    Niedergeschlagen saß Danira neben Goldschuppe, und gemeinsam blickten sie zum östlichen Horizont, wo Eril-Firion sich schon hoch in den nächtlichen Himmel erhoben hatte. Auch Eril-Angoth funkelte dort, heller als er ihr je zuvor erschienen war, rot und bösartig wie die Augen der Dämonen. Sie fühlte sich einsam, denn Selina und Loridan waren nach der gemeinsamen Abendmahlzeit von Sonnenfeuer weggeführt worden, hin zu dem Lagerplatz, der für diese Nacht nur ihnen gehören sollte. Der Ort, an den die beiden gegangen waren, war Danira bekannt – eine Höhle, verborgen im weichen Fels des Hügellandes, in der heißes Wasser aus einer unterirdischen Quelle sprudelte. Zusammen mit Selina hatte sie dort am Vortag eine lange Zeit in dem warmen Wasser gebadet. Es musste ein ähnlicher Ort sein, weit im Norden von hier, an dem die Drachen ihre Eier im heißen Schoß der Erde heranbrüteten.
    Danira überlegte, ob sie ins Lager ihrer Kameraden zurückkehren sollte, wo Herubald, Artan und Teris sie erwarteten. Seit langer Zeit war dies der erste Abend, den sie nicht mit Selina verbrachte, und sie fühlte sich einsam und verlassen. Auch Loridan fehlte ihr, obwohl sie ihn gerade eben bei der Abendmahlzeit noch gesprochen hatte. Seit ihrer ersten Begegnung in Car-Elnath hatte sie ihn bewundert und geliebt, auch wenn ihr immer bewusst gewesen war, dass er nicht mehr als ein väterlicher Freund für sie sein würde. Und Timon – wo er jetzt wohl sein mochte? Bei ihrem Abschied hatte sie zu ihm gesagt, dass sie ihn immer mögen würde, und nun fragte sie sich, ob diese Worte wirklich der Wahrheit entsprachen. Er hatte sich schon während der letzten Tage verändert, die sie zusammen verbracht hatten – was würde wohl sonst noch mit ihm geschehen? Würde er wie ein alter Mann reden und nur noch seine Zauberei im Sinn haben? Danira seufzte, als sie sich erhob und eine Hand auf Goldschuppes Kopf legte.
    »Wir sollten gehen«, sagte sie. »Herubald und die anderen werden sich sonst um mich sorgen.«
    Der Drache erhob sich ebenfalls aus seiner liegenden Position, und Danira sah Eril-Firions Licht in seinen großen Augen schimmern. Es erschien ihr beruhigend, dass der rote Eril-Angoth, der so bedrohlich am Himmel funkelte, sich nicht in Goldschuppes Augen spiegelte. Wenigstens die Drachen würden von der dunklen Macht Thaur-Angoths nicht besudelt werden, auch wenn die ganze Welt schließlich ihm gehören sollte.
    Es war kein weiter Weg, den Danira und der Drache zurückzulegen hatten, dennoch gingen sie langsam, denn das unwegsame Gelände war in tiefe Schatten gehüllt. Plötzlich erstarrte Goldschuppe und richtete seinen Hals hoch auf, um aufmerksam in die Dunkelheit zu blicken. Die Erregung des Drachen übertrug sich auf Danira, und auch sie glaubte zu spüren, dass etwas Ungewöhnliches vor ihnen lag. Sie hatte es in den letzten Tagen gelernt, die Nähe der Drachen, die ihr zuvor so bedrohlich erschienen war, zu ertragen und sie sogar zu genießen. Jetzt spürte sie wieder eine Nähe, eine Präsenz, die ihr einen Schauder über den Rücken jagte, auch wenn es kein Schauder des Entsetzens war, wie sie es bei den finsteren Dämonen des Thaur-Angoth empfunden hatte. Trotzdem fühlte sie den Wunsch in sich, davonzulaufen, sich zu verstecken vor der Fremdartigkeit und Erhabenheit der Macht, die dort auf sie lauerte.
    Und dann plötzlich trat ein Wesen hinter einem Gebüsch hervor und näherte sich ihr mit langsamen Schritten. Es war von menschlicher Gestalt, so groß wie ein hochgewachsener Mann und in ein langes silberweißes Gewand gekleidet. Ein Licht ging von ihm aus – ein sanftes Leuchten, das nichts sonst erhellte. Nur das Wesen selbst schien sich in seinem eigenen Licht zu baden, so als würde Eril-Firion hell auf es herunterstrahlen und doch nicht die Schatten der Nacht auflösen, die über dem Rest des Landes lagen. Seine langen Haare glänzten silbern, genauso wie seine strahlenden Augen. Überirdisch schön erschien dieses Wesen für Danira, erhaben und göttlich, obwohl sie sich nicht sicher war, ob es männlich oder weiblich war.
    »Fürchtet euch nicht«, sagte die Gestalt, als sie einige

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