Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Sternenschein sind die anderen Drachen, die mit uns reisen, und sie wollen Herubald und Gerric auf ihren Rücken tragen. Und auch Goldschuppe wird mit uns fliegen, denn er ist Danira und mir in Liebe verbunden.«
    »Nun, dann lasst uns also aufbrechen«, sagte Loridan, als er an Feuerwind herantrat und ohne zu zögern auf dessen Rücken stieg. Sobald alle Gefährten ihre Plätze eingenommen hatten, breiteten die Drachen ihre Schwingen aus und hoben sich in die Luft. Sie flogen eine weite Schleife, während der sie langsam an Höhe gewannen, und noch einmal kamen sie in der Nähe des Lagerplatzes vorüber, wo Grimstan mit den Drachenrittern zurückgeblieben war. Loridan und Selina winkten den Gefährten zu, doch sie waren die Einzigen, die es wagten, ihre Hände so kurz nach dem Beginn des Fluges von den Hälsen der Drachen zu lösen. Dann nahmen die Drachen Kurs nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, und schnell blieben ihre Gefährten hinter ihnen zurück.
    *
    Immer weiter hatten Jandaldon und Rhya sich ihren Weg durch die öde Landschaft gesucht. Das felsige Hügelland, das sich südlich von ihnen ausbreitete, lag nun zwischen ihnen und dem Fluss, dem sie am Beginn ihrer Reise gefolgt waren. Rhya hatte einen Weg gewählt, der sie durch die flachen Ausläufer des Hochlandes führte – dorthin, wo sie das ewige Feuer vermutete. Eine Weile war Jandaldon verstimmt gewesen über Rhyas Bekehrungsversuch, als sie ihn in den verwunschenen See gelockt hatte. Fast einen ganzen Tag hatte der Sänger in dieser üblen Laune zugebracht, und er hatte nur wenige Worte mit der Priesterin gewechselt. Erst dann war ihm klar geworden, dass eigentlich nur das eingetreten war, was er zuvor vermisst hatte. Offenbar wollte Rhya ihn also doch nicht so einfach in seinen Tod gehen lassen. Jandaldons Laune hatte sich gebessert, obwohl sein Entschluss immer noch feststand: Er wollte das ewige Feuer finden, um seinen Tod darin zu suchen.
    Trotzdem fühlte er sich verändert, seit er in dem reinen Wasser gebadet hatte. Eine geheimnisvolle Kraft hatte ihn umfangen, als er in den See untergetaucht war, und diese Kraft hatte tatsächlich etwas in ihm bewegt. Nachdem die erste Verstimmung von ihm gewichen war, fühlte er sich unbeschwerter und fröhlicher als in vielen Jahren zuvor. Kaum nahm Jandaldon zur Kenntnis, dass Rhya seine gute Laune nicht teilte. Je fröhlicher er wurde, desto ernster wurde der Blick der Priesterin, auch wenn sie ihre Echse ohne Widerspruch durch die Einsamkeit des Hügellandes lenkte.
    Es war in der dritten Nacht nach ihrem Aufbruch vom See des reinen Wassers, als Jandaldon zum ersten Mal das Feuer erblickte. Am Anfang war es nur ein Streifen aus leuchtendem Dunst, der über dem Kamm einer flachen Hügelkette nordöstlich von ihnen hing. Dann, gegen Mitternacht, sah Jandaldon endlich die Flammen des Feuers über den Hügeln auftauchen. Aufgeregt schaute der Sänger zu Rhya hinüber, die friedlich schlafend neben ihm lag. Die Hitze des Tages war vergangen, und die Priesterin hatte sich in ihre Decken gehüllt, sodass nur ihr Kopf daraus hervorschaute. Im Licht Eril-Firions betrachtete Jandaldon für eine Weile den kahlen Schädel der jungen Frau. Wenn er sie bei Tage betrachtete, hatte er sich oft vorgestellt, wie sie wohl mit Haaren aussehen würde. Dunkle Haare würden sicher besonders gut zu ihr passen – dunkle Haare bis zur Schulter, leicht gewellt vielleicht. Jetzt, im Schein des Himmelswanderers, hatte Jandaldon das Gefühl, dass diese Frau vollkommen war, und kein Haar, egal ob blond oder schwarz, konnte sie noch schöner machen.
    Es widerstrebte ihm, Rhyas Schlaf zu stören, ein kurzer Blick nach Nordosten zeigte ihm jedoch, dass einer der fernen Hügel nun mit einem Kranz aus Flammen gekrönt war. Obwohl das Feuer sich nicht rasch bewegte, war es ihnen mittlerweile näher gekommen. Wenn es sein Tempo nicht beschleunigte, würde es noch lange dauern, bis es ihnen gefährlich werden konnte. Aber was wäre, wenn ein plötzlich aufkommender Wind es schneller vorantriebe? Der Gedanke, so nah vor seinem Ziel zu sein, erregte Jandaldon, doch gleichzeitig begann die Sorge in ihm zu wachsen. Konnte Rhya auf ihrer Echse dem Feuer entrinnen, wenn es sich noch weiter näherte? Oder würde sie sich vielleicht durch einen Zauber schützen können? Jandaldon zögerte immer noch, den Schlaf der Priesterin zu stören. Er erhob sich leise und setzte sich auf einen nahen Felsbrocken, von dem aus er das Feuer besser

Weitere Kostenlose Bücher