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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Schicksal sich hier erfüllen, in der geheimnisvollen Seestadt? Er hätte seinen Weg gerne fortgesetzt, doch Rhya hatte offensichtlich ihre eigenen Pläne. Mit einem Seufzen folgte Jandaldon der jungen Frau, die sich geschickt über den steilen Hang nach unten bewegte. Auch die Echse setzte ihre großen Füße zielsicher auf dem unebenen Boden auf und gelangte unbeschadet an das steinige Ufer des Sees. Ohne zu zögern senkte das Tier seinen Kopf, um sich an dem kühlen Wasser zu erfrischen. Rhya kniete sich dicht neben der Echse zu Boden, und mit ihrer Hand schöpfte sie Wasser, um ebenfalls zu trinken.
    »Wie kommen wir hinüber zu der Stadt?«, fragte Jandaldon, als er sich neben Rhya gesellte und auf den weiten See hinausblickte.
    »Mit einem Boot«, antwortete Rhya. »Es gibt keine Brücke, denn der Weg vom Ufer bis zur Stadt ist weit.«
    »Können wir eines der Fischerboote dort zu uns rufen?«
    »Vielleicht könnten wir das, doch wir werden es nicht tun.« Rhya sah zu dem Sänger hinüber, und sie lächelte, als sie seinen verstörten Gesichtsausdruck bemerkte. »Die kleinen Boote könnten meinen Craith nicht an Bord nehmen, und ohnehin sind Echsen in der Stadt nicht erwünscht. Es gibt ein paar kleine Siedlungen am Ufer – dort finden wir einen Stall für mein Reittier und ein Boot für die Überfahrt.«
    »Wann werden wir dort ankommen?«, fragte Jandaldon.
    »Es ist nicht mehr weit – schon heute Abend werden wir in der Seestadt sein. Aber bevor ich mich wieder unter Menschen wage, möchte ich erst ein Bad nehmen.« Mit flinken Fingern streifte Rhya die Schuhe von ihren Füßen und löste den Gürtel, der sich um ihre Taille schlang. »Und auch du solltest baden – wir sind eine Woche durch Hitze und Staub gewandert.«
    »Ein Bad?«, fragte Jandaldon. »Hier? Ist dies ein See des reinen Wassers?«
    »Nein, es ist kein elementares Wasser, aber es ist frisch und sauber.« Rhya trat an den Sänger heran und kniete nieder, um seine Schuhriemen zu lösen. Er ließ es zu, dass die Priesterin seine Schuhe abstreifte, allerdings blieb er unschlüssig am Ufer stehen, als sie sich erhob und ein paar Schritte ins Wasser hineinging.
    »Siehst du? Der See ist hier nicht tief. Lege deine Kleider ab und komm zu mir.«
    Zögerlich folgte Jandaldon der Frau, bis seine Füße von dem kühlen Wasser bedeckt waren. Für eine Weile verharrte er so und genoss die Abkühlung, bis er sah, wie Rhya ihr Kleid über den Kopf streifte und ans Ufer zurückwarf. Sie ging ein paar Schritte tiefer in den See hinein, dann stieß sie sich ab und begann mit kräftigen Zügen zu schwimmen. Als sie wenig später bemerkte, dass Jandaldon ihr nicht folgte, kam sie ans Ufer zurück und schritt ihm entgegen. Ihr nackter, nasser Körper glänzte im Licht der Sonne.
    »Du solltest das nicht tun«, sagte Jandaldon. »Man kann dich sehen.«
    »Wen sollte mein Anblick stören? Die Fischer draußen auf dem See sind weit entfernt.«
    »Aber ich kann dich sehen – es ist nicht richtig.«
    »Du hast mich schon zuvor nackt gesehen – und mehr noch – dein Körper und der meine sind eins gewesen. Doch seit der Nacht, in der wir unser Lager geteilt haben, hast du mich nicht mehr berührt. Hast du inzwischen über meine Worte nachgedacht? Ich sagte, dass ich dich nicht weniger liebe, als du mich liebst. Dies war, bevor du durch das Feuer gegangen bist, trotzdem glaube ich immer noch, dass es so ist. Was sagst du nun? Liebst du mich? Wünschst du dir meine Liebe?«
    »Ich … ich weiß es nicht. Die Liebe, die ich für Jeslyn empfunden hatte, war ein Wahn. Nun ist der Wahn vergangen durch die Kraft des Feuers, doch ich weiß nicht, wie viel Liebe noch in mir ist. Vielleicht ist auch sie im Feuer verbrannt. Oder sie ist nur geschmolzen und hat sich zu etwas Neuem kristallisiert – denn nun sehe ich, dass Freundschaft der Schlüssel ist. Ich habe Jeslyn geliebt, zehn lange Jahre. Auch bevor ich Jeslyn kannte, habe ich geliebt, Mädchen und Frauen, deren Namen ich heute nicht mehr kenne. Doch ich hatte früher nie einen wirklichen Freund. Nun habe ich Freunde gefunden – Tirandor, Halfas und dich. Ich habe bisher wenig getan, um diese Freundschaft zu verdienen, im Gegenteil – ich habe etwas getan, das meine Freunde gefährdet, etwas, das die ganze Welt gefährdet. Nun ist es meine Aufgabe, diesen Fehler wiedergutzumachen. Erst wenn dies getan ist, kann ich wieder an mich denken, an mein Glück und meine Liebe.«
    »Ich verstehe dich – und ich fühle wie

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