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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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wallende Gewänder aus schimmernden Stoffen und bewegten sich mit langsamen, gemessenen Schritten. Manche saßen sogar auf gepolsterten Stühlen, die von Bediensteten durch die Straßen getragen wurden. Schon bald allerdings gewann die Umgebung ihre vertraute Normalität zurück, als sie das Ratsviertel hinter sich ließen. Sie näherten sich dem Hafen, und um sie herum lagen nun große Lagerhäuser und die Kontore der reichen Geschäftsleute. Viele Menschen liefen umher – Arbeiter in zerlumpter Kleidung oder mit nacktem Oberkörper, die schwere Kisten und Säcke auf Wagen luden, aber auch Händler in kostbaren Gewändern. Doch in diesem Viertel bewegten sich alle Menschen mit geschäftiger Eile, Arme und Reiche gleichermaßen.
    Eine seltsame Prozession erregte Daniras Staunen, denn auf einer Sänfte näherte sich eine Gestalt in einem leuchtend roten Gewand, deren Gesicht von einer metallisch schimmernden Maske verhüllt war. Die Kleidung der Träger bestand aus Flicken in den verschiedensten Farben, und die Menschen, die ihnen folgten, trugen zum größten Teil schäbige oder zerlumpte Kleidung.
    »Der Fürst der Straßen«, flüsterte Timon in Daniras Ohr. »Er ist das Oberhaupt der Bettler und Diebe. Es wundert mich, dass es diesen seltsamen Brauch immer noch gibt.«
    Am Rand der Straße warteten die Gefährten ab, bis die zerlumpten Gestalten an ihnen vorüber waren, erst dann setzten sie ihren Weg fort. Danira war froh, dass Loridan bei ihnen war, denn dem hochgewachsenen Ritter fiel es nicht schwer, sich einen Weg durch die zahlreichen Passanten zu bahnen. Bald bogen sie in eine abgeschiedene Seitenstraße ein, wo sie sich einem kleinen Gasthaus zuwandten. Ein hölzernes Schild, das einen grünen Arath zeigte, baumelte über der Eingangstür. Als sie die beengte Gaststube betraten, fanden sie Herubald, Gerric und Tirandor bereits an einem Tisch sitzend vor. Nur ein weiterer der sechs Tische war besetzt: In einer Ecke des Raumes saßen drei Männer beieinander – Händler offenbar, denn sie trugen kostbare Kleidung, und vor ihnen lagen Pergamente und andere Geschäftsunterlagen. Als einer der Männer Danira und ihren Gefährten entgegensah, blieb sein Blick kurz an Selina hängen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder seinen Tischgenossen zuwandte. Herubald erhob sich, um seinen Schwertbruder zu begrüßen, und er nickte Selina und den beiden Kindern freundlich zu.
    »Es gibt gute Nachrichten«, sagte er. »Wir haben ein Schiff gefunden, das uns zum Südkontinent bringen wird. Es wird in drei Tagen auslaufen.«
    »Es ist gut, dies zu hören«, erwiderte Loridan. »Wie heißt das Schiff, mit dem wir fahren werden?«
    »Es ist der Seedrache, und Raydan ist sein Kapitän. Er hat Waren geladen, die er in Car-Danaan verkaufen will.«
    »Car-Danaan – ja, es bleibt uns nichts anderes übrig, als dort mit unserer Suche zu beginnen. Lasst uns hoffen, dass Firion uns auf den rechten Weg führt.«
    Die Gefährten ließen sich vom Wirt mit Brot und Eintopf versorgen, und bald saßen sie essend und trinkend beieinander.
    »Wir haben also noch zwei Tage, in der wir diese Stadt hier erkunden können«, begann Timon nach einer Weile. »Vielleicht können wir noch ein paar Informationen finden, die uns in unserem Kampf helfen werden. Und ich weiß schon, wo ich danach suchen muss.« Der Junge warf Loridan einen langen Blick zu, sprach jedoch nicht weiter. Die Spannung, die sich aufbaute, bedrückte Danira, denn sie fürchtete, dass Timon wieder eine der unangenehmen Seiten seines Wesens offenbaren würde. Nach einer kurzen Pause ergriff Loridan das Wort.
    »Timon möchte die Magiergilde besuchen«, sagte er, »weil er sich an ein früheres Leben hier in dieser Stadt erinnert. Ich habe ihm gesagt, dass ich das für keine gute Idee halte.«
    »Ich schließe mich dieser Meinung an.« Herubald nickte bedächtig und blickte in Timons Augen. »Auch wenn wir weit entfernt von Car-Tiatha sind – wir müssen damit rechnen, dass die Alten auch hier ihre Späher haben.«
    »Das ist nur eine Vermutung«, erwiderte Timon. »Und wenn es so wäre – warum sollte ein Verbündeter der Alten ausgerechnet in der Magiergilde sitzen?«
    »Car-Niëllath ist vor allem bekannt durch seine Magiergilde«, sagte Loridan. »Wenn es einen Späher der Alten hier geben sollte – wo sonst sollte er sein?«
    »Aber wenn wir Car-Niëllath in zwei Tagen wieder verlassen, können die Alten uns nicht gefährlich werden. Was spricht also dagegen, wenn ich

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