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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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du. Meine Freundschaft wird bei dir sein, wenn du zurück in den Norden gehst.«
    Rhya trat an Jandaldon heran, schlang ihre Arme um seinen Körper und drückte sich fest an ihn.
    »Ich muss also zurück in den Norden?«, fragte Jandaldon.
    »Ja, das musst du. Du weißt es, denn dort sind die Freunde, die du vermisst.«
    »Ich werde auch dich vermissen, wenn du nicht mit mir gehst.«
    »Vielleicht – doch du hinterlässt hier keine Schuld, die dich belastet. Ich werde eine Erinnerung sein, die dir Kraft gibt. Und du wirst wissen, dass du hierher zurückkehren kannst, wenn deine Aufgabe im Norden beendet ist.«
    »Aber was ist meine Aufgabe?«
    »Ich nehme an, das wirst du in der Seestadt erfahren. Zumindest, wenn die Leute dort nicht vor deinem Geruch fliehen. Also komm nun ins Wasser, es wird dir guttun.«
    *
    Unruhig wälzte Carilon sich in seinem Bett herum. Trotz seiner Müdigkeit war sein Schlaf nicht tief, und düstere Vorahnungen suchten ihn heim. Dunkle Schatten drängten sich in seine Träume – geflügelte Wesen der Finsternis, deren schreckliche Schreie die Stille der Nacht zerrissen. Für eine Weile war Carilon sich nicht sicher, ob er wachte oder schlief. Er sah die Schatten von fliegenden Dämonen über den Himmel ziehen, und das musste ein Traum sein, denn er befand sich in einem geschlossenen Gebäude. Er hörte das leise Schnarchen eines anderen Mannes, das leise Knarren eines Bettes. Ja, er befand sich in einem Schlafraum der Garnison, innerhalb der Mauern der Burg von Car-Osidia. Wieder ertönte ein Schrei, leise und weit entfernt, gleichzeitig jedoch durchdringend und beängstigend. Es war nicht der Schrei eines Menschen – aber Carilon wusste auch kein Tier, dass eine solche Stimme besaß.
    War er immer noch in einem Traum gefangen? Als der Ritter seine Augen öffnete, erkannte er, dass der Raum nicht völlig dunkel war. Er befand sich in einer abgeschiedenen Nische des Schlafraumes, der von einer kleinen Lampe in diffuses Licht getaucht wurde. Carilon schwang die Beine aus dem Bett heraus und blieb für eine Weile auf der Bettkante sitzen. Es war nicht kalt, dennoch spürte der Ritter, wie ein Schauder über seinen Rücken lief. Eine unbestimmbare Angst hatte ihn ergriffen, auch wenn alles ruhig schien und die Männer im Nebenraum friedlich schliefen.
    Leise schritt Carilon durch den türlosen Durchgang, der in die Unterkunft der anderen Soldaten führte. Auch diese schienen von dunklen Träumen heimgesucht zu werden, denn sie atmeten schwer, und ihre Köpfe bewegten sich unruhig. Unschlüssig verharrte der Drachentöter – er sehnte sich danach, mit irgendjemandem zu reden, trotzdem wollte er wegen eines vagen Gefühls der Bedrohung nicht seine Kameraden wecken. Schließlich ging er weiter, in Richtung der Tür, die ihn hinaus auf den Korridor des Garnisonsgebäudes führen würde.
    Er hatte sich nicht damit zufriedengeben wollen, als Berater seines Bruders zu fungieren, und so hatte Calidor ihm das Kommando über eine kleine Schar von Soldaten gegeben, die er im Ernstfall in den Kampf führen sollte. Carilon hatte es sich nicht nehmen lassen, ein Quartier gemeinsam mit seinen Männern zu beziehen, dennoch war er unzufrieden. Sie waren in der Burg stationiert, weit weg von der Außenmauer der Stadt, und sie würden erst dann in den Kampf eingreifen, wenn es darum ginge, diese letzte Bastion zu verteidigen. Vielleicht würde es dazu nie kommen, denn der Angriff hatte noch nicht einmal begonnen, und die Mauern der Stadt waren stark. Seit fünf Tagen lag das feindliche Heer nun schon vor der Stadt, aber noch kein Pfeil war verschossen worden, noch kein Schlachtruf war erklungen. Die Belagerer waren offenbar weiterhin damit beschäftigt, ihre Katapulte zu montieren, mit denen sie die Stadt sturmreif schießen wollten. Als Carilon durch die Tür hindurch auf den Korridor trat, erhob sich ein Soldat eilig von einem Stuhl, auf dem er gesessen hatte. Nur zwei Fackeln brannten in dem langen Gang, doch das spärliche Licht genügte, um Carilon zu zeigen, dass der Soldat Findilac war, einer der Männer, die von Gweregons Armee zu ihnen übergelaufen waren.
    »Seid gegrüßt, Findilac«, sagte Carilon. »Wie ist Eure Wache verlaufen?«
    »Nichts ist vorgefallen«, erwiderte der Soldat, dann zögerte er für einen Moment. »Trotzdem habe ich ein schlechtes Gefühl in dieser Nacht. Mir war so, als hätte ich ferne Schreie gehört.«
    »Ja, auch ich habe sie gehört. Ich fürchte, es sind Thaur-Angoths

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