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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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dunkle Dämonen, die uns heimsuchen.«
    »Habt Ihr jemals einen der Dämonen gesehen?«
    »Nein, aber ein Kamerad hat mir von ihnen erzählt.« Carilon stockte, als er hastige Schritte von der Treppe her hörte, die ins obere Stockwerk des Hauses führte. Ein Soldat eilte heran, begleitet vom Rasseln und Klappern seiner Rüstung. Er hielt inne, als er Carilon erkannte.
    »Der König schickt mich«, sagte der Soldat. »Er wünscht Euch zu sehen.«
    »Wo ist er?«
    »Oben auf dem Wehrgang, nahe bei seinem Turm. Ich führe Euch zu ihm.«
    »Gut, ich folge Euch sofort«, sagte Carilon, und noch einmal wandte er sich an Findilac. »Weckt die Männer, sie sollen die Wache auf den Mauern verstärken. Ich werde bald wieder bei Euch sein.«
    Eilig folgte Carilon dem Soldaten, als dieser die Treppe wieder nach oben stieg und aus dem Obergeschoss des Hauses durch eine schmale Tür auf den Wehrgang hinaustrat. Sie befanden sich auf der Ostseite der Burg, hoch über den dunklen Häusern der Stadt. Eine Viertelmeile entfernt hob sich die Stadtmauer über die Gebäude des Ostviertels hinweg, und dort brannten ein paar Fackeln oder Laternen. Auch jenseits der Mauer waren Lichter zu sehen, dort, wo Gweregons Truppen ihre Lagerfeuer entzündet hatten – zahlreich waren sie, aber nicht hell genug, um die Stärke des feindlichen Heeres abzuschätzen. Offenbar hatten die Belagerer den größten Teil ihrer Truppen dort im Osten der Stadt konzentriert, denn in den anderen Himmelsrichtungen sah man nur vereinzelte Feuer.
    Obwohl alles ruhig und friedlich erschien, wurde Carilon wieder von einem Gefühl der Beklemmung gepackt, als er dem Verlauf des Wehrganges nach Norden und Westen folgte. Sie fanden Calidor allein an den kühlen Stein der Brustwehr gelehnt, den Blick nach Nordosten gerichtet. Er wandte sich erst um, als Carilon und der Soldat nur noch wenige Schritte entfernt waren. Es war sehr dunkel, sodass Carilon das Gesicht seines Bruders kaum erkennen konnte, doch die Stimme, mit der der König sprach, klang leise und niedergeschlagen.
    »Danke, Sirolan. Ihr könnt gehen.«
    Der Soldat wandte sich wortlos um und folgte dem Verlauf des Wehrganges, der ihn zurück zur Unterkunft führen würde. Carilon blickte dem Mann hinterher, bis dieser in der Dunkelheit verschwunden war, dann legte er eine Hand auf den Arm seines Bruders.
    »Was machst du hier?«, fragte er. »Du solltest schlafen – du brauchst deine Kraft noch, wenn der Angriff beginnt.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, antwortete Calidor mit leiser Stimme. »Hast du nicht auch die grausamen Schreie gehört? Finstere Wesen sind über uns gekommen.«
    »Ja, ich habe Schreie gehört. Doch ich war mir nicht sicher, ob sie nicht Teil eines dunklen Traumes waren.«
    »Ja, es ist wie ein dunkler Traum, den alle Menschen in der Stadt gemeinsam träumen. Ich fürchte, dass diese Nacht Unheil bringen wird. Thaur-Angoth hat seine finsteren Dämonen gesandt, um uns zu quälen.«
    »Glaubst du, sie werden uns angreifen?«
    »Nein, ich denke nicht, dass sie deshalb gekommen sind.« Calidor schwieg für einen Moment, und sein Blick wanderte suchend über den nächtlichen Himmel. »Sie haben nur für eine Weile über der Stadt gekreist. Nun sind sie weitergeflogen – zum Lager unserer Feinde. Ich frage mich, was jetzt geschehen wird.«
    Eine Weile blickten die beiden Brüder hinaus in die Dunkelheit, wo die Lagerfeuer der feindlichen Armee brannten. Eines der Feuer verstärkte sich plötzlich, flammte hell auf.
    »Was geschieht dort?«, fragte Carilon.
    »Ich nehme an, ein Dämon hat das Lager angegriffen. Vielleicht ist es ein Zelt, das dort brennt.«
    »Warum sollten die Dämonen unsere Feinde angreifen?« Carilon blickte angestrengt in die Nacht hinaus, und schwach und leise glaubte er, den Klang von Kriegspfeifen zu hören.
    »Ahnst du es nicht?«, fragte Calidor. »Hast du vergessen, dass in diesem Krieg wir die Bösen sind? Gweregons Soldaten werden denken, dass wir diese Dämonen gegen sie ausgesandt haben. Falls sie es wirklich schaffen, unsere Mauern zu überwinden, werden sie keine Gnade zeigen.«
    »Dann müssen wir verhindern, dass es dazu kommt. Wir dürfen nicht warten, bis sie gegen unsere Mauern anrennen. Schon seit Tagen wünsche ich mir, hinauszugehen und unsere Feinde für ihre Dreistigkeit zu bestrafen. Sie durchstreifen unser Land, als ob es ihr eigenes wäre, und sie glauben, dass sie die Nächte friedlich in ihren Zelten verbringen können.«
    »Sie sind zu viele«,

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