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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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erwiderte Calidor. »Wir können sie nicht in einer offenen Schlacht besiegen.«
    »Aber sie haben sich weit verteilt. Wir könnten über ihre Lager herfallen und ihre Zelte verbrennen. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, denn sie sind gerade abgelenkt.«
    »Nein, ich möchte nicht, dass du dich in eine solche Gefahr begibst. Der Krieg hat noch nicht richtig begonnen – ich wüsste nicht, wie ich die Stadt halten soll, wenn dir etwas zustoßen sollte.«
    »Du willst also wie eine gefangene Tarth-Echse hier in dieser Falle verharren? Es wird eine lange Zeit werden.«
    »Ja, es wird eine lange Zeit.« Calidor seufzte, und seine Hand wies nach Nordosten, in die Richtung, in die er geblickt hatte, als Carilon zu ihm gekommen war. »Dort auf dem Hügel bauen sie ihre Belagerungsmaschinen zusammen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Steine und Feuertöpfe auf uns herunterregnen. Und wenn sie denken, dass sie uns mürbe gemacht haben, dann werden sie gegen die Wälle der Stadt anrennen. Dafür müssen wir unsere Kräfte sparen, denn die Schlacht wird auch über die Leben unserer Frauen und Kinder entscheiden.«
    »Ich frage mich immer noch, ob die Fürsten von Car-Carioth ihr Wort halten werden«, murmelte Carilon. »Sie haben gesagt, dass ihre Geschütze nicht zum Einsatz kommen würden.«
    »Sie haben lange gebraucht, um die Geschütze schussbereit zu machen. Ich nehme an, es ist der Wille der Fürsten, der die Hände der Geschützbauer langsamer arbeiten lässt, um uns mehr Zeit zu geben. Sie können die Arbeit jedoch nicht ewig hinauszögern – Gweregons Heerführer würden Verdacht schöpfen.«
    »Ja, auch ich fürchte, dass der Beschuss bald beginnen wird«, sagte Carilon. »Doch welchen Vorteil bringt es uns, wenn die Geschützbauer uns Zeit verschaffen, die wir ungenutzt verstreichen lassen? Vielleicht warten sie nur darauf, dass wir handeln. Wir könnten einen Ausfall wagen und die Geschütze verbrennen. Wenn sie wirklich auf unserer Seite stehen, dann würden sie uns nicht hindern.«
    »Es sind nicht nur die Männer aus Car-Carioth, die die Geschütze bewachen. Der Heerführer der Armee will uns glauben machen, dass seine Hauptmacht dort im Osten lagert. Allerdings bin ich mir sicher, dass auch dort an dem Hügel eine starke Wache steht.«
    »Du willst also weiter warten?«, fragte Carilon. »Warten, bis irgendwann der Angriff kommt? Wie lange mag es wohl dauern, bis es soweit ist?«
    »Ich weiß es nicht. Sie haben keine Eile, denn sie werden sich die Früchte unserer Felder aneignen. Uns wird es schlechter ergehen, denn unsere Vorräte sind nicht üppig. Einstweilen müssen wir die Belagerung erdulden, denn zu einem Ausfall fehlt uns die Stärke. Wenn wir wenigstens wüssten, wer unsere Feinde anführt. Ich nehme an, dass es Palaris ist, aber auch von ihm hätte ich erwartet, dass er vor unser Tor reitet, um uns formell den Krieg zu erklären.«
    »Oder zumindest, um uns zu verhöhnen.« Carilon schnaubte aufgebracht. »Ich lege keinen Wert darauf, sein Gesicht zu sehen. Und Edina wird der Gedanke noch weniger behagen, dass Palaris vor unseren Mauern lauert.«
    »Ich möchte nicht darüber nachdenken, was geschehen wird, wenn die Tore von Car-Osidia fallen sollten. Einst begehrte er Edina, doch ich fürchte, dass er auch ihr nun nur noch Hass entgegenbringt. Trotzdem sollten die Regeln der Kriegsführung ihm gebieten, eine Verhandlung mit uns zu suchen. Sein Hass wird ihn wenigstens dazu bringen, Car-Osidia zu belagern bis zur letzten Entscheidung. Schlimmer wäre es, wenn das Heer weiterziehen würde, um unser Hinterland zu verwüsten. Dann müssten wir sie herausfordern, denn das sind wir den Menschen schuldig, die dort leben. Sie haben sich unter mein Banner geschart, und nun bin ich für sie verantwortlich.«
    »Ich frage mich, ob die Fürsten der Küstenstädte das zu schätzen wissen. Wenn sie ein Heer entsenden würden, um uns zu helfen, dann könnten wir Gweregons Soldaten vertreiben, bevor sie unsere Stadt in Brand setzen.«
    »Das wird sich zeigen.« Müde strich der junge König mit einer Hand über seine Augen, bevor er erneut seinen Blick über das dunkle Land schweifen ließ. Plötzlich erstarrte er und gab einen Laut der Überraschung von sich.
    »Sieh nur dort«, sagte er und wies mit seiner Hand in die Nacht hinaus. Ein Feuer brannte dort auf dem Hügel, und es schien schnell um sich zu greifen, denn es flammte hell auf und beleuchtete die Wipfel der Bäume, die den Gipfel der Erhebung

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