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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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krönten.
    »Es sind die Geschütze«, rief Carilon. »Sie stehen in Flammen. Wenn die Brandgeschosse vorzeitig Feuer gefangen haben, dann werden sie Mühe haben, sie wieder zu löschen. Ob das auch ein Werk der Dämonen ist?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Sie sollen den Männern Angst machen, aber sie sollen den Feldzug nicht behindern. Ich denke, es waren die Männer aus Car-Carioth, die das Versprechen der Fürsten in die Tat umgesetzt haben.«
    »Tapfere Männer«, sagte Carilon. »Ich hoffe, sie müssen für ihren Mut nicht bezahlen, denn wenn Palaris sie in die Hände bekommt, wird es ihnen übel ergehen. Deshalb sage ich noch einmal: Jetzt ist die Gelegenheit gekommen, in den Kampf einzugreifen. Auch wenn wir nicht die Stärke für einen Ausfall haben, können wir wenigstens für Verwirrung in Gweregons Truppen sorgen. Das sind wir den Männern aus Car-Carioth schuldig, meinst du nicht?«
    »Ja, das sind wir ihnen schuldig.« Calidor seufzte. »Geh also und tu, was du für richtig hältst. Aber hüte dich, denn es ist eine Nacht voller Schrecken. Möge Firion dich beschützen, und sein Licht soll deinen Pfad erhellen.«
    »Ja, ich werde mich hüten – doch die Soldaten des Königs sollen meinen Zorn zu spüren bekommen.« Als Carilon sich zum Gehen wenden wollte, legte Calidor eine Hand auf seine Schulter.
    »Denke daran, dass die Soldaten nicht wissen, was sie tun«, sagte der König. »Nur die Wesen der Finsternis sind unsere Feinde. Und die, die sie gerufen haben.«
    *
    Leise schlich Carilon an der Böschung des flachen Grabens entlang, gefolgt von der kleinen Schar seiner Kameraden. Sie hatten sich in südlicher Richtung aus der Stadt hinausgeschlichen, dort, wo der Königsfluss durch ein eisernes Gitter hindurch die Mauern der Stadt verließ. Zunächst waren sie dem Verlauf des Flusses gefolgt, doch bald waren sie nach Osten abgeschwenkt, in den Graben hinein, durch den ein kleines Rinnsal zum Fluss hin rieselte. Nur zwei Dutzend Männer hatte Carilon mit sich genommen, und sie hatten auf schwere Waffen und Rüstungen verzichtet, um sich schnell und lautlos durch die Nacht bewegen zu können. Seine Begleiter waren mit Bogen und langen Dolchen bewaffnet, während Carilon als Einziger ein Langschwert trug. Das Lager ihrer Feinde war bereits in Aufruhr, und an verschiedenen Stellen wurden Kriegspfeifen geblasen. Die Verwirrung ihrer Feinde erleichterte es ihnen, sich unbemerkt fortzubewegen, und Carilon grinste grimmig, als er sah, wie etwa zweihundert Schritte entfernt die feindlichen Soldaten aus ihren Zelten hervorquollen. Zumindest würden auch die Belagerer eine schlaflose Nacht haben. Das Lager, dem sie sich näherten, schien fast zweihundert Soldaten zu beherbergen – zu viele, um sie direkt herauszufordern. Mit einem Flüstern rief Carilon seine Männer zu sich, die sich dicht gedrängt um ihn sammelten, immer noch im Schutz des Grabens verborgen.
    In diesem Moment trat Eril-Firion hinter einer Wolke hervor und übergoss das Land mit seinem silbernen Schein. Ein Blick zum Himmel zeigte Carilon, dass das Licht ihnen für eine Weile erhalten bleiben würde. Die Wolken bewegten sich nur langsam vorwärts, zerrissene dunkle Formen, zwischen denen zahllose Sterne funkelten. Und noch ein anderes Licht war zu sehen: Eril-Angoth, das Auge des Bösen, blickte auf sie herunter, grausam und boshaft. Für einen Moment wurde Carilons Blick von dem rot funkelnden Himmelslicht festgehalten. Düstere Ahnungen stiegen in ihm auf, Visionen von Vernichtung und Tod. Seine Männer drückten sich tiefer in den Graben, denn sie wussten, dass sie den Blicken ihrer Feinde ausgeliefert wären, sobald sie sich erheben würden.
    Carilon konnte seinen Blick erst dann von Eril-Angoth abwenden, als einer seiner Männer einen leisen Ruf ausstieß. Eine plötzliche Erregung ergriff die Männer, und schon hatten einige Pfeile auf die Sehnen gelegt. Erst jetzt sah Carilon die Gestalt, die sich nur zwei Dutzend Schritte von ihnen entfernt an die Böschung des Grabens gedrückt hatte, halb hinter einem kleinen Busch verborgen. Der Fremde erhob sich, als er bemerkte, dass er entdeckt worden war. In seinen Händen war ein Bogen, den er rasch spannte. Noch bevor Carilon etwas sagen konnte, hörte er den scharfen Klang einer Bogensehne neben sich, und einen Augenblick später war der Aufprall des Pfeils zu hören. Der Fremde ging mit einem unterdrückten Aufschrei zu Boden, gleichzeitig löste sein Pfeil sich von der Sehne und zischte

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