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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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leise über Carilon hinweg. Mit raschen Schritten eilte der Drachentöter zu dem Verwundeten und entriss ihm die Kriegspfeife, nach der dieser gerade greifen wollte. Einer von Carilons Kameraden eilte an seine Seite, sein langes Messer in der Hand.
    »Nein«, flüsterte Carilon. »Knebelt ihn, aber tötet ihn nicht.«
    Vorsichtig kroch der Drachentöter wieder zum Rand des Grabens, auf der Seite, die dem feindlichen Lager zugewandt war. Der kurze Schusswechsel war offenbar unbemerkt geblieben, denn die Soldaten waren immer noch dabei, sich zu formieren, angeleitet von einem Offizier, der mit lauter Stimme seine Befehle erteilte. Erleichtert wandte Carilon sich wieder dem Soldaten zu, und er sah, dass es ein junger Mann war, fast noch ein Kind. Schmerz und Angst waren deutlich in seinen Augen zu lesen, trotz des spärlichen Lichts das Eril-Firion ihnen spendete. Unwillig schüttelte Carilon seinen Kopf, denn er fragte sich, warum dieser junge, unerfahrene Mann allein als Posten außerhalb des Lagers aufgestellt worden war. Die Verletzung des jungen Soldaten konnte nicht allzu schwer sein, denn der Pfeil, der ihn getroffen hatte, war nicht tief eingedrungen. Seine Lederrüstung hatte den Aufschlag gebremst, und der Schaft des Pfeils ragte weit aus dem Körper des Mannes hervor. Carilon sprach ein paar beruhigende Worte zu dem Verwundeten, bevor er sich wieder seinen Kameraden zuwandte.
    Die kleine Schar folgte weiter dem Verlauf des Grabens, näher an das feindliche Lager heran, bis sie zu einem Ort kamen, von dem aus die Reihe der Zelte deutlich sichtbar vor ihnen lag. Hier öffnete Carilon einen versiegelten Behälter, den er mit sich getragen hatte, und das Leuchten von glühenden Kohlen wurde sichtbar. Die Männer sammelten sich um ihn und zogen Pfeile hervor, deren Spitzen mit wachsgetränkten Tüchern umwickelt waren. Nacheinander entzündeten sie ihre Pfeile und reichten das Feuer in ihrer Reihe weiter, bis jeder einen brennenden Pfeil auf seine Bogensehne legen konnte. Die in den Tüchern verborgene Brandmischung erzeugte ein funkelndes, rauchendes Feuer. Auf ein leises Kommando von Carilon hin sandten die Männer ihre Geschosse in das Lager der Feinde. Die Pfeile flogen in einem niedrigen Bogen über die Büsche hinweg, und die Schützen konnten nur erahnen, wie gut sie getroffen hatten. Die erregten Rufe, die zu ihnen herüberdrangen, gaben ihnen die Gewissheit, dass ihr Angriff Erfolg gehabt hatte.
    »Noch eine Salve mit Brandpfeilen«, flüsterte Carilon. »Und dann sollen sie ein paar richtige Pfeile zu spüren bekommen.«
    Ein weiteres Mal sandten die Männer ihre Pfeile zu dem feindlichen Lager hin, unterstützt durch den Feuerschein einiger Zelte, die durch den ersten Beschuss in Brand geraten waren. Das Lager, in dem ohnehin schon Verwirrung geherrscht hatte, geriet nun vollends in Aufruhr. Schmerzensschreie ertönten und der schrille Klang von Kriegspfeifen, dazwischen die gebrüllten Befehle eines Offiziers. Tatsächlich kam nach kurzer Zeit wieder Ordnung in die Bewegungen der Soldaten, die zuvor planlos umhergerannt waren.
    Ein großer Teil von ihnen bildete eine Schlachtreihe, die den Angreifern entgegenstrebte, während die anderen sich daran machten, die hell auflodernden Feuer zu löschen. Noch einmal sprachen die Bogen von Carilons Begleitern, um ihre Pfeile gegen die Männer zu schleudern, die sich als dunkle Silhouetten gegen die brennenden Zelte abzeichneten. Einige der Soldaten gingen getroffen zu Boden, und die anderen gingen nun vorsichtiger vor, dicht aneinandergedrängt, ihre großen Schilde schützend vor sich haltend.
    »Zurück nach Hause«, flüsterte Carilon seinen Männern zu. »Wir haben genug erreicht.«
    Sie verließen den Graben, um auf kürzestem Weg zu den Mauern der Stadt zurückzukehren. Doch als sie eine kurze Strecke gelaufen waren, drang plötzlich ein unterdrücktes Jammern an ihre Ohren. Carilon wandte sich dem Ort zu, wo sie den gefesselten Soldaten zurückgelassen hatten. Der junge Mann selbst war in der Vertiefung des Grabens verborgen, doch darüber erhob sich eine gewaltige geflügelte Gestalt, ein dunkler Schatten in dem Zwielicht der Nacht. Mit einem unterdrückten Fluch rief Carilon seine Männer zurück, während er sein Schwert aus der Scheide hervorzog.
    »Auf, Männer, wir müssen ihm helfen!«, rief er. »Lasst uns sehen, ob dieses Wesen Feuer und Schwert fürchtet.«
    Er beachtete nicht das verstörte Murren seiner Kameraden, als er erneut den Topf mit

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