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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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weiterhin fest auf seinen Beinen. Ein kurzer Blick zeigte Carilon, dass der fremde Soldat seinen Bogen gesenkt hatte, offenbar geschwächt durch die Folgen seiner Verletzung. Nicht weit hinter ihm schimmerte das Licht Eril-Firions bereits auf den Helmen und Schwertern seiner Kameraden. Die feindlichen Soldaten waren nahe.
    Der Dämon hatte es endlich geschafft, den Pfeil aus seinem Hals herauszuziehen, und eine Spur von Blut sickerte aus der Wunde hervor über seine Brust. Seine Augen funkelten wild, doch der Schmerz der Verletzungen schien ihn einstweilen zu lähmen. Immer noch ragte der Griff von Carilons Schwert aus seinem Bauch hervor. Widerwillig löste der Drachentöter seinen Blick von dem furchtbaren Wesen, und er winkte dem fremden Soldaten salutierend zu, bevor er eilig in der Dunkelheit der Nacht verschwand. Er hörte noch einmal das Brüllen des Dämons und das Scheppern vieler Waffen, doch die Kampfgeräusche blieben hinter ihm zurück, als er sich eilig auf den Rückweg machte, zurück zu den schützenden Mauern der Stadt.
    *
    Die beiden Reiter lenkten ihre Echsen zielsicher durch die Nacht, geleitet von den beiden Himmelswanderern, deren Schein sich zu einem düsteren Zwielicht vermischte, rot und silbern. Das Gelände war rau und felsig, und von Süden her trug der Wind feuchte, salzige Luft heran. Der Boden zu ihren Füßen war in dem spärlichen Licht kaum zu erkennen, trotzdem war es nicht schwer, den Verlauf des Pfades zwischen den unwegsamen Felshängen zu erahnen.
    »Wir sind nahe«, sagte einer der Männer mit leiser Stimme.
    »Ja, ich spüre es auch«, sagte der andere.
    Sie ritten weiter, und neben ihren eigenen undeutlichen Ahnungen spürten sie nun die wachsende Unruhe ihrer Reittiere. Ihre Blicke wanderten immer öfter zum Himmel hinauf, wo der Wächter und das Auge des Bösen sich trotzig gegenüberstanden. Dann, plötzlich, verdunkelte ein Schatten für einen kurzen Moment das Leuchten der Himmelswanderer, und die beiden Reiter brachten ihre Echsen zum Stehen. Ein geflügeltes Wesen bewegte sich durch die Dunkelheit, nur schemenhaft zu erkennen, rasch verlor es jedoch an Höhe und hielt dann direkt auf die Reiter zu. Kurz bevor er den Boden erreichte, breitete der Dämon seine Schwingen weit aus und bremste seinen rasenden Flug. Direkt vor den beiden Craith-Echsen sank er herab, und nur mit festem Griff konnten die Reiter ihre scheuenden Tiere im Zaum halten. Der Dämon blickte den Männern aus rot glühenden Augen entgegen.
    »Es freut mich, dich zu sehen, Eins «, sagte er, »und auch dich, Zwei .«
    »Auch ich freue mich, Vier .« Angbold ließ sich von seinem Craith herabgleiten und trat dem Dämon entgegen. »Wie weit ist es noch nach Car-Angoth?«
    »Nicht weit.« Der Dämon wies mit seiner Klaue nach Osten. »Wenn ihr die Schulter dieses Hügels überwunden habt, seht ihr die Stadt vor euch.«
    »Gut, dann wollen wir uns eilen. Unsere Echsen sind müde, doch wir konnten es nicht erwarten, unsere Stadt nach so langer Zeit wieder zu betreten.«
    »Was ist aus den Soldaten geworden, die euch begleitet haben?«
    »Sie bewachen einen Pass auf der Straße nach Car-Osidia. Es sind nicht genug Männer, um Calidor lange aufzuhalten, aber jeder Tote und jeder Verletzte ist ein Gewinn für uns. Also, lasst uns gehen.«
    Der Dämon schwang sich in die Luft, und die beiden Reiter trieben ihre unwillig zischenden Echsen hinterher. Bald hatten sie den Hügel umrundet, und vor ihnen fiel das Land zum Meer hin ab – zum Meer und zu den Ruinen von Car-Angoth. Still und verlassen breitete das gewaltige Trümmerfeld sich aus, seine Ausmaße kaum zu erahnen in dem diffusen Licht. Angbold saß von seinem Reittier ab und blickte lange auf die alte Stadt hinunter. Endlich hob er seine Arme und sprach mit lauter Stimme.
    »Khar sag’lar Angoth faidan«, rief er. »Höre unseren Ruf, Thaur-Angoth. Wir sind gekommen, um diese Stadt wieder in Besitz zu nehmen, und bald soll dir diese Welt untertan sein.«
    Er verstummte, blieb reglos stehen, während Zwei an seine Seite trat. Plötzlich flammte überall in den Ruinen ein rötlicher Schimmer auf, der die Gestalt von Häusern, Türmen und Tempeln annahm: die Stadt, wie sie einst war – die Stadt, wie sie wieder sein würde! Und dann erhoben sich die Rufe der Dunkelmenschen, Hunderte von Stimmen, vielleicht Tausende, die ihre Herren begrüßten. Thaur-Angoths Kreaturen waren bereit für die entscheidende Schlacht.
    *
    Ein plötzliches Geräusch ließ Danira

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