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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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den glühenden Kohlen öffnete. Die Männer zogen ihre Pfeile hervor, deren Spitzen bald in züngelnde Flammen gehüllt waren. Sie waren nun nicht mehr durch den Graben gedeckt, und das Licht des Feuers konnte den näher rückenden Feinden nicht verborgen bleiben. Und auch dem Dämon waren die Männer nicht entgangen. Er blickte ihnen entgegen, seine Augen funkelnd in wildem Glanz.
    »Schießt!«, rief Carilon, und sein Befehl wurde umgehend ausgeführt. Die Bogensehnen schnellten vor, schleuderten die Pfeile zischend durch die Nacht. Viele Geschosse trafen ihr Ziel, denn die Schützen waren kaum mehr als dreißig Schritte von dem Dämon entfernt. Zwei Pfeile blieben brennend in seiner Brust stecken, zwei weitere in seinem Unterleib und drei in seinen Schwingen, die wie ein drohender dunkler Schatten hinter dem furchtbaren Wesen aufragten. Der Schrei, den der Dämon ausstieß, ließ den Männern das Blut in den Adern gefrieren, und schon wichen einige von ihnen voller Angst zurück. Der Dämon bewegte sich den Angreifern entgegen, während er mit einer Klaue die Pfeile aus seinem Körper herausriss. Die Spitzen der plumpen Brandpfeile waren nicht tief eingedrungen, und auch das Feuer schien ihm nicht geschadet zu haben. Er beachtete nicht die Pfeile, die weiterhin brennend in seinen Flügeln hingen. Ihr flackerndes Licht spielte auf seinen grausam verzerrten Gesichtszügen. Einige der Männer spannten erneut ihre Bogen, sandten ihre Pfeile dem Dämon entgegen. Carilon, der als einziger der Männer keine Schusswaffe mit sich führte, beobachtete die hoch aufragende Gestalt mit bangem Blick, sein Schwert kampfbereit in der Hand. Der Dämon näherte sich schnell, dann sprang er auf, hob sich mit zwei Schlägen seiner Flügel in die Höhe. Die Blicke der Männer folgten ihm gebannt, und schreiend liefen sie auseinander, als er gleich darauf zwischen ihnen herunterkam. Einige ließen ihre Bogen fallen und flohen kopflos in die Dunkelheit, doch die anderen zogen ihre langen Dolche hervor.
    »Flieht! Zurück zur Stadt«, rief Carilon, denn er ahnte, dass die leichten Waffen seiner Kameraden gegen diesen Gegner nicht viel nutzen würden. Er selbst lief unter dem schwebenden Dämon hindurch zu dem Graben, wo sie den verletzten Soldaten zurückgelassen hatten. Dessen Augen waren angstvoll aufgerissen, als der Ritter sich mit dem Schwert in der Hand näherte. Doch Carilon durchtrennte schnell die Fesseln des Soldaten und half ihm, den Knebel aus seinem Mund zu entfernen.
    »Die Dämonen sind unser aller Feinde«, flüsterte er, bevor der andere etwas sagen konnte. »Und wir sind keine Zauberer, egal, was eure Offiziere euch sagen mögen. Denke daran, wenn der Krieg weitergeht. Und nun bring dich in Sicherheit.«
    Ohne eine Erwiderung abzuwarten, wandte Carilon sich von dem Mann ab, um seinen Kameraden zu folgen. Doch dann – er war erst wenige Schritte gelaufen – sah er sich plötzlich dem Dämon gegenüber. Mit einem schrecklichen Schrei griff das grauenvolle Wesen an, seine wilden Klauenhiebe zwangen Carilon Schritt um Schritt zurück. Schon hörte er das Rasseln von Rüstungen und die erregten Stimmen vieler Männer, die sich rasch näherten. Zwar konnte er den wütenden Angriffen seines Gegners ausweichen, bald erkannte er jedoch, dass auch er dem Dämon keinen nennenswerten Schaden zufügte.
    Der Klang einer Bogensehne ließ ihn kurz aufmerken, gleich darauf hörte er den Aufprall eines Pfeils genau vor sich. Ein gefiederter Schaft ragte aus dem Hals des Dämons hervor, in den er tief eingedrungen war. Der Dämon wandte sich für einen Moment dem neuen Angreifer zu, sein Gesicht gezeichnet von Schmerz und Wut. Auch Carilon blickte unwillkürlich in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Dort stand der junge Soldat, den Bogen in der Hand, obwohl sein Körper sich vor Schmerzen krümmte. Nur für einen winzigen Moment blickte Carilon zu dem Fremden hin, denn er wusste, dass es diese Chance war, auf die er gewartet hatte. Während der Dämon noch wütend schrie und mit seiner riesigen Klaue versuchte, den tief eingedrungenen Pfeil aus der Wunde herauszuziehen, sauste das Schwert des Drachentöters nach vorne. Bis zum Heft drang die Klinge in den Unterleib der Kreatur, riss eine tiefe Wunde, aus der zäher, dunkler Schleim hervortrat. Die Waffe wurde aus Carilons Hand gerissen, als sein unmenschlicher Gegner in einer verspäteten Ausweichbewegung seinen Körper herumwarf. Der Dämon schrie noch einmal, doch er stand

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