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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Sie fragte sich allerdings, ob es wirklich klug wäre, die Waffe hier in der Stadt zu benutzen, oder ob dies nur zu weiteren Schwierigkeiten führen würde. Sie hatte sich auch dagegen entschieden, ihre Rüstung anzulegen, denn diese hätte nur unnötiges Aufsehen erregt. Nur in wenigen Gasthäusern brannte noch Licht, und wenn sie an einem erleuchteten Fenster vorbeikamen, warf Danira neugierige Blicke hinein. Meistens sah sie Männer in einfacher oder schäbiger Kleidung, die mit geröteten Gesichtern in kleinen Gruppen an den Tischen beieinandersaßen. Zwielichtige Gestalten waren es, die sich zu dieser späten Stunde noch dem Genuss von Bier oder anderen Getränken hingaben.
    Ein Strahl von Licht fiel plötzlich auf die Straße hinaus, als sich genau vor den beiden Kindern die Tür einer Schenke öffnete. Zwei Männer traten scherzend und singend heraus, und Timon wich erschrocken einen Schritt zurück, wobei er gegen Danira stieß, die dicht hinter ihm gegangen war. Auch sie war erschrocken und hätte sich am liebsten zur Flucht gewandt, aber Timon wich an die Wand des Hauses zurück, offenbar in der Hoffnung, dass die Männer sich entfernen würden. Einer von ihnen hatte sie allerdings bereits entdeckt, und er lenkte die Aufmerksamkeit seines Kumpans auf die beiden Kinder.
    »Sieh nur, das kleine Bettelpack! Was schleicht ihr hier um unsere Kneipe herum?«
    Der Mann war schmutzig und unrasiert, sein dunkles Haar klebte verschwitzt auf seiner Stirn, und er roch unangenehm. Unwillkürlich musste Danira an die schrecklichen Dunkelmenschen denken, bevor ihr Verstand sie ermahnte, dass hier keine Kreatur der Finsternis vor ihr stand, auch wenn der Mann in seinem berauschten Zustand vielleicht offen für die Einflüsterungen des Bösen war. Trotzdem wäre es nicht angemessen, Firions Schwert gegen ihn zu richten. Sie behielt die Hand am Heft der Waffe, doch sie hoffte darauf, dass Timon die Situation weniger auffällig würde lösen können. Während sie noch zögerte, trat einer der Angetrunkenen einen schnellen Schritt auf sie zu und packte ihren Schwertarm mit festem Griff. Vergeblich versuchte Danira, sich loszureißen, als plötzlich Timons Stimme ertönte.
    »Nimm deine Finger von ihr.« Der Junge sprach leise, dennoch schwang eine verborgene Macht in seinen Worten mit. Der Mann war zu betrunken, um die Drohung wahrzunehmen, und er zog Danira näher an sich heran.
    »Sieh an, ein Mädchen«, sagte er. »Du bist hübsch, aber noch ein bisschen zu jung.«
    »Ich sagte, du sollst sie loslassen.« Timons Stimme erklang lauter als zuvor, und in seiner Hand hielt er die Seth-Rune, die er aus seinem Hemd hervorgezogen hatte. Erst jetzt lenkte sich die Aufmerksamkeit der Männer auf ihn, denn das silberne Schmuckstück glitzerte im Licht, das durch das Fenster der Gaststube nach draußen fiel. Und dann erwachte das eigene Leuchten der Rune.
    »Heh, was hast du da?«, fragte der zweite Mann. »Gib es mir.« Der Betrunkene trat näher an Timon heran, eine Hand fordernd nach vorne gestreckt.
    »Seth aldan d’dun! Seth ed-dalar!«, murmelte Timon, während er scheinbar demütig einen Schritt nach vorne trat, um die Rune in die Hand des Mannes zu legen. Für einen winzigen Moment tauchte ein Blitz die Gasse in weißes Licht, eine Wolke feiner Eiskristalle glitzerte funkelnd, und ein Hauch von eisiger Kälte hing in der Luft. Der Betrunkene stieß einen unterdrückten Schrei aus, während sein Körper sich in Krämpfen schüttelte. Er sank auf die Knie, erstarrte und fiel bewusstlos in den Schmutz der Straße. Der andere Mann hielt immer noch Daniras Arm umklammert, auch wenn seine Aufmerksamkeit nun dem Verzauberten galt, der bewegungslos am Boden lag. Danira nutzte die Gelegenheit, sich dem Griff zu entwinden, dann trat sie an Timons Seite und klammerte sich an seinen Arm. Der Mann, der sie festgehalten hatte, blieb reglos stehen, sein benebelter Geist schien mühevoll zu arbeiten. Endlich setzte er sich in Bewegung, wieder zurück in die Schenke, aus der er zuvor gekommen war.
    »Was ist mit ihm?« Besorgt sah Danira auf den leblosen Mann am Boden hinunter.
    »Er lebt«, sagte Timon. »Bald wird es ihm wieder besser gehen. Lass uns verschwinden.«
    »Ja, lass uns gehen«, murmelte Danira, ohne ihren Blick von dem Bewusstlosen abzuwenden. Sie ließ sich auf ein Knie sinken, um mit einer Hand die Schulter des Mannes zu berühren. Er fühlte sich merkwürdig kalt an, doch offensichtlich war er nicht tot, denn sein Körper

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