Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
regte sich langsam im Rhythmus seiner Atemzüge.
    »Danira, komm jetzt.« Timon blickte nervös zum Eingang der Schenke hin, von wo erregte Stimmen zu hören waren. Endlich erhob sich Danira, und Timon fasste ihren Arm, um sie mit sich zu ziehen. Gemeinsam lenkten sie ihre Schritte wieder die Gasse entlang, der Richtung folgend, die sie auch zuvor eingeschlagen hatten. Sie hatten gerade die Einmündung in eine kleine Seitenstraße erreicht, als hinter ihnen Rufe laut wurden. Mit einem raschen Blick erkannte Danira, dass mehrere Männer sich vor der Schenke versammelt hatten. Einige von ihnen beugten sich über den Bewusstlosen, andere überschauten die Straße, und einer von diesen wies mit seinem Arm auf die beiden Kinder und setzte sich in ihre Richtung in Bewegung. Eilig ging Timon weiter, als ein leiser Pfiff von einem der Häuser her ertönte.
    »Hierher«, rief eine Stimme, leise, aber drängend.
    Danira stieß gegen Timon, der verwirrt stehen geblieben war, und beide versuchten sie, in der undurchdringlichen Dunkelheit zwischen den Gebäuden etwas zu erkennen. Sie erblickten den fremden Jungen erst, als dieser aus dem Schatten der Häuser heraus ins Licht Eril-Firions trat und einladend winkte.
    »Was nun?«, flüsterte Danira in Timons Ohr, der nur unschlüssig mit den Schultern zuckte. Es war zu dunkel, um den Ausdruck im Gesicht ihres Gefährten zu sehen, und auch der fremde Junge erschien nur als düstere Silhouette.
    »Wohin willst du uns bringen?«, fragte Timon.
    »In Sicherheit. Nun beeilt euch.«
    Die Stimmen der Männer wurden lauter, erhoben sich zu erregten Rufen. Danira gab sich einen Ruck und trat auf den Jungen zu, der sie hastig weiterwinkte. Sie kletterten über einen morschen Bretterzaun, der die enge Lücke zwischen zwei Häusern versperrte, und tasteten sich eilig an der Wand entlang. Solange sie sich in dem engen Durchgang befanden, waren sie von völliger Dunkelheit umfangen, doch schon bald traten sie wieder ins Freie. Sie kamen in einen düsteren Hinterhof, und der fremde Junge ging zielstrebig voran, zwischen zwei anderen Gebäuden hindurch auf eine menschenleere Straße. Sie eilten weiter, einem großen Haus entgegen, das zerfallen und unbewohnt erschien. Der Junge führte Danira und Timon zur Rückseite des Gebäudes, wo er einen Stapel von Kisten erstieg, von dem aus er durch ein Fenster in das Haus gelangte.
    Es war nicht völlig dunkel in dem Raum, denn durch ein offenes Fenster drang ein seltsames rotes Leuchten herein. In dem unheimlichen Licht sahen Timon und Danira mehrere andere Kinder, die beisammensaßen und leise miteinander sprachen. In einer Ecke lagen weitere Kinder, eingehüllt in Decken und offensichtlich schlafend. Als Danira zu sprechen ansetzte, legte der fremde Junge einen Finger an seine Lippen und erstieg eine Leiter, die auf den Dachboden des Hauses führte. Auch hier drang das rote Licht durch ein Fenster und spielte geheimnisvoll auf dem Gesicht des Jungen, als er sich lächelnd zu Danira wandte. Er war einen Kopf größer als sie, und sein dunkles, struppiges Haar erschien fast schwarz in dem seltsamen Licht.
    »Ich bin Terilo«, sagte er. »Eigentlich Anterilo, aber die meisten sagen sowieso nur Teri zu mir. Willkommen im Haus der Sternenkinder. Das dort drüben ist Banadil, er ist heute unser Ausguck. Wer seid ihr?«
    Erst jetzt erkannte Danira, dass ein weiterer Junge in der Nähe des Fensters saß, der sich umwandte, um die Besucher anzulächeln.
    »Ich heiße Danira, und das ist Timon. Danke, dass du uns geholfen hast.«
    »Das war nicht der Rede wert.« Terilo zwinkerte ihr zu. »Ihr seid neu hier, oder? Wo kommt ihr her?«
    »Aus … von weit weg«, antwortete Danira. Sie sah sich Hilfe suchend zu Timon um, der bisher geschwiegen hatte, dieser blickte jedoch gebannt zum Fenster, von wo das rote Leuchten hereindrang.
    »Was ist das für ein Licht?«, fragte er.
    »Die Statuen vor der Magiergilde«, erwiderte Terilo. »Die gläsernen Kugeln leuchten in der Nacht.«
    »Natürlich, die Statuen. Ich hätte es wissen müssen – schon oft habe ich nachts ihr Licht bewundert.«
    »Schon oft?«, fragte Terilo. »Ich dachte, ihr seid nicht von hier.«
    »Timon hat früher hier gelebt«, sagte Danira. »Aber was für ein Ort ist das hier? Und wer sind die Sternenkinder?«
    »Wir sind die Sternenkinder. Die Kinder, die du hier gesehen hast – ich, und noch ein paar andere.«
    »Und warum nennt ihr euch so?«
    »Wir streifen oft abends oder nachts durch die

Weitere Kostenlose Bücher