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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Stadt, denn dann finden wir alles, was wir zum Leben brauchen. Die meisten von uns haben keine Eltern, oder sie sind von ihrem Zuhause weggelaufen. Wir sind wie eine große Familie – und wenn wir uns doch einmal einsam fühlen, blicken wir bei Nacht zu den Sternen hinauf. Jeder von uns hat einen Stern, dem er sich besonders verbunden fühlt.«
    »Das ist schön«, sagte Danira. »Wenn ich mich einsam fühle, gehe ich gerne ans Meer. Ich habe es lange nicht gesehen, denn wir habe eine lange Reise hinter uns. Lebt ihr denn immer hier in diesem Haus?«
    »Nein, wir leben mal hier und mal dort. Dieses Haus steht zurzeit leer, denn sein Besitzer ist vor einiger Zeit gestorben. Ihr könnt hier schlafen, wenn ihr wollt.«
    »Danke, das ist nett«, sagte Danira. »Aber wir müssen weiter.«
    »Weiter? Wohin wollt ihr jetzt, mitten in der Nacht?«
    »Wir wollen …« Danira setzte an zu sprechen, verstummte dann allerdings wieder, um Timon anzusehen.
    »Wir suchen den geheimen Eingang der Magiergilde«, sagte Timon. »Weißt du etwas darüber?«
    »Die Magiergilde?« Terilo pfiff durch die Zähne. »Heh, was seid ihr für Vögel? Seid ihr Diebe? Dann habt ihr euch einen üblen Ort ausgesucht, um zu stehlen.«
    »Wir sind keine Diebe«, sagte Danira. »Aber wir können dir nicht mehr erzählen. Wirst du uns helfen?«
    »Hmm.« Terilo rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ihr seid wirklich merkwürdige Gesellen. Kurz bevor wir uns begegnet sind, habe ich in der Straße, aus der ihr gekommen seid, einen weißen Lichtblitz gesehen. Könnt ihr mir erklären, was das war?«
    »Es war Magie«, sagte Timon. »Ich bin ein Magier, und ich möchte die Gilde der hiesigen Zauberer besuchen.«
    »Du machst Scherze, oder?« Mit einem unsicheren Lächeln blickte Terilo sich zu seinem Gefährten um, der sich wieder vom Fenster abgewandt hatte, um Timon mit großen Augen anzusehen.
    »Ich mache keine Scherze.« Timons Stimme war fest, und wieder klang eine verborgene Macht in ihr mit.
    »Hmm«, sagte Terilo erneut. »Kannst du uns das beweisen? Wie wärs mit einem kleinen Zauber?«
    »Ja, ich kann es dir beweisen, wenn du das willst.« Timon fasste an seinen Hals und zog die Seth-Rune an ihrer ledernen Schnur hervor. »Tritt einen Schritt näher an mich heran.«
    »Timon, nein!« Besorgt beobachtete Danira, wie ihr Gefährte seine Rune auf Terilo richtete.
    »Heh, was hast du vor?« Auch Terilos Stimme zeigte einen Anflug von Angst, als er verwirrt zwischen den beiden Besuchern hin- und herblickte.
    »Keine Sorge.« Kurz wandte Timon sich Danira zu, und seine Stimme klang beruhigend, auch wenn kein Lächeln auf seinen Lippen lag. »Sieh mich an, Terilo.«
    Obwohl der Junge immer noch verunsichert schien, folgte er der Anweisung. Timon blickte fest in Terilos Augen, während er langsam die Hand hob, in der er die Rune hielt. Eine Weile standen sie reglos, mit angespannten Gesichtszügen, doch plötzlich ließ Timon die Hand mit dem Amulett wieder sinken. Beide Jungen atmeten tief durch, so als sei eine schwere Last von ihnen gefallen.
    »Ich … ich habe ein seltsames Land gesehen«, sagte Terilo. »Alles war bedeckt mit Schnee und Eis. Was war das?«
    »Ich habe dir die Welt des Eises gezeigt, das Reich von Seth«, sagte Timon. »Ich gebiete über seine Macht.«
    »Nun gut.« Immer noch erschien Terilo verwirrt und atemlos. »Du bist also ein Zauberer. Aber das erklärt mir immer noch nicht, warum du heimlich in die Gilde willst.«
    »Ich habe den Wachen am Tor gesagt, dass ich ein Zauberer bin und den Meister der Gilde sprechen will, aber sie haben über mich gelacht – also suche ich einen anderen Weg.« Ein plötzliches Grinsen war auf Timons Gesicht getreten, und die Anspannung, die immer noch im Raum gehangen hatte, verflüchtigte sich schlagartig. Auch Danira musste lächeln, gleichzeitig jedoch schüttelte sie den Kopf, denn Timons spontane Stimmungswechsel verwirrten sie immer mehr.
    »Ihr zwei seid wirklich komische Vögel.« Auch Terilo schüttelte den Kopf, doch er grinste breit. »Also gut, ich werde euch helfen.«
    *
    Der Weg vom Versteck der Sternenkinder zum Haus der Magiergilde war nicht weit. Für eine kurze Zeit bewegten die drei Kinder sich am Rand des Marktplatzes entlang, und voller Staunen betrachtete Danira die beiden hellen Leuchten am Eingang der Magiergilde. Geheimnisvoll schimmerte das rote Licht auf der Fassade des großen Gildengebäudes. Der Marktplatz lag still und verlassen, bis auf eine schattenhafte Gestalt,

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