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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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die gebückt umherging und den Boden nach Abfällen oder Überbleibseln absuchte, die womöglich von den Standbesitzern zurückgelassen worden waren. Es war ein Mann in zerlumpter Kleidung, und in seiner Hand war ein langer Stock. Er drehte sich um, als er auf die drei Kinder aufmerksam wurde, schwenkte seinen Stab und stieß laute Verwünschungen aus. Plötzlich jedoch verstummte er, sank in sich zusammen, so als wolle er mit den Schatten der Nacht verschmelzen. Verwirrt blickte Danira um sich, um zu ergründen, was den Fremden so verängstigt hatte, dann sah sie eine Gruppe von düsteren Gestalten, die sich ihnen mit raschen Schritten näherten.
    »Bleibt hinter mir«, flüsterte Terilo. »Und verhaltet euch ruhig.«
    Nur Schatten gegen den schwachen Widerschein des roten Lichtes schienen die Ankömmlinge zu sein, und dann war der Erste von ihnen heran. Ganz in Schwarz war er gekleidet, und eine schwarze Maske verhüllte sein Gesicht. Terilo breitete seine Arme aus, zeigte seine leeren Handflächen und deutete eine leichte Verbeugung an. Ohne zu zögern ging der Fremde weiter, doch seine Maske wandte sich den drei Kindern zu, und für einen kurzen Moment sah Danira ein Glitzern in den dunklen Augenöffnungen. Schaudernd senkte sie den Blick, verharrte in demutsvoller Haltung, während ihre Hand sich um das Heft ihres Schwertes krampfte. Auch die anderen Gestalten gingen grußlos vorüber, und sie waren genauso düster gekleidet wie ihr geheimnisvoller Führer. Bald verklangen ihre leisen Schritte in der Dunkelheit.
    Schnell tauchte Terilo nun in eine dunkle Straße ein, die sich an der Einfriedung des Gildenanwesens entlangzog, und Danira und Timon folgten ihm.
    »Wer war das?«, flüsterte der junge Zauberer, als sie einige Schritte gegangen waren.
    »Dies war der Herr der Nacht«, antwortete Terilo. »Er wacht darüber, dass die Gesetze der Straße auch bei Nacht eingehalten werden. Ihr habt Glück, dass ich bei euch war, sonst hätte er euch vielleicht zum Verhör mitgenommen.«
    Dicht gedrängt an die hohe Mauer eilten sie weiter, mehr als achtzig Schritte, und kein Fenster oder Tor war zu sehen. Dann bogen sie um eine Ecke, und auch hier erstreckte sich die Mauer weiter, ohne dass ein Eingang sichtbar wurde. Es war sehr dunkel, denn das Licht von der Vorderfront des Gildengebäudes konnte nicht hierhergelangen. Nach einigen Schritten bog Terilo in eine schmale Seitenstraße ein, die sie von der Mauer wegführte, und dort versteckte er sich in einer engen Nische zwischen zwei Häusern.
    »Hier irgendwo muss der geheime Eingang sein«, flüsterte er, und mit seinem Daumen wies er zurück, in Richtung des Anwesens der Magiergilde. »Es ist schon mehr als ein Jahr her, dass ich zum ersten Mal merkwürdige Dinge hier in dieser Gasse beobachtet habe. Ein Mann ging an der Mauer entlang, und als ich ihm um die Ecke folgte, war er plötzlich verschwunden. Ich bin ab und zu wieder hierhergekommen, und gelegentlich ist Ähnliches wieder geschehen.«
    »Ich werde die Mauer untersuchen«, sagte Timon. »Wartet hier auf mich.«
    Terilo blickte hinter dem Jungen her, als dieser langsam in der Dunkelheit verschwand.
    »Ist er wirklich ein Zauberer?«, fragte er flüsternd, als Timon außer Hörweite war.
    »Ja, das ist er.« Auch Danira flüsterte, während sie angestrengt versuchte, Timons Silhouette in der Dunkelheit auszumachen.
    »Seid ihr gute Freunde … ich meine … gehört ihr zusammen?«
    »Wir sind gemeinsam in dieses Abenteuer geraten, und wir kämpfen für dieselbe Sache. Aber ich weiß nicht, zu wem ich gehöre.«
    »Hast du denn keine Familie und keine Freunde – außer Timon?«
    »Doch, ich habe Freunde.« Danira dachte kurz an Taric und ihre anderen Gefährten, die sie in Car-Elnath zurückgelassen hatte. An Loridan dachte sie und an Selina, die Menschen, zu denen sie nun die engste Beziehung hatte. Der beste Freund jedoch, den sie in den letzten Tagen gehabt hatte, war zweifellos Goldschuppe gewesen, und der Gedanke an ihren Abschied machte sie traurig.
    »Von meinem besten Freund musste ich mich vor zwei Tagen verabschieden«, fügte sie hinzu. »Aber er ist … er ist kein Mensch.«
    »Kein Mensch?«, fragte Terilo. »Ist es ein Arath?«
    »So etwas Ähnliches«, antwortete Danira, und trotz ihrer Trauer musste sie lächeln.
    »Musst du wirklich schon so bald weiter?«, fragte Terilo. »Du könntest hier bei den Sternenkindern bleiben. Du würdest viele Freunde finden.«
    »Nein, das kann ich nicht. Es

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